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Nach Spielabbruch in Osnabrück: Rangnicks Angebot nur "Geste"

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Nach Spielabbruch in Osnabrück: Rangnicks Angebot nur "Geste"

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Wiederholung sehr unwahrscheinlich

Wie geht es jetzt weiter nach dem Spielabbruch in Osnabrück? SPORT1 beantwortet die Fragen zum größten Aufreger der ersten Pokalrunde
Petersen
Petersen
© Imago

Der Schussangriff auf den Mannschaftsbus von Hertha BSC, die Pokalblamage des HSV in Jena samt der Rucksack-Posse um Manager Peter Knäbel und dann noch der Spielabbruch in Osnabrück: Es gab definitiv schon deutlich unaufgeregtere Pokalrunden.

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Der größte Aufreger, auch wegen der Konsequenzen, war aber der letzte.

Nachdem Schiedsrichter Martin Petersen in Osnabrück beim Spiel gegen RB Leipzig von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde, brach das Schiedsrichtergespann die Partie beim Stand von 1:0 für den Drittligisten ab. Über den Ausgang des Spiels entscheidet nun das DFB-Sportgericht.

SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum Skandalspiel.

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  • Was ist eigentlich passiert?

In der 71. Minute gerieten hinter der Auslinie Leipzigs Stürmer Davie Selke und Osnabrücks Ersatzspieler Michael Hohnstedt aneinander. Hohnstedt, der sich gerade warmmachte, schrie Selke an hob dabei einige Male provozierend seinen Arm. Daraufhin stürmte Schiedsrichter Petersen zu den beiden. Als sich alle wieder beruhigt und dem Spielfeld zugewandt hatten, traf ein aus der Kurve geworfenes Feuerzeug Petersen am Kopf.

Gut möglich, dass der dummdreiste Werfer eigentlich Selke hatte treffen wollen. Petersen hielt sich den Kopf, besprach sich mit seinen Assistenten und brach die Partie nach mehreren Minuten ab.

"Bei dem Vorgang in Osnabrück handelt es sich um einen tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter. Der Spielabbruch ist dann die logische und notwendige Konsequenz", sagte Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission.

  • Wie geht es jetzt weiter?

Bis Donnerstag haben beide Vereine Zeit, dem DFB ihre Sicht der Dinge mitzuteilen. Frühestens Freitag, womöglich aber erst am Montag entscheidet das DFB-Sportgericht um Richter Hans Lorenz über das weitere Vorgehen.

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Die Rechtslage ist einfach: Kommt der Richter zu dem Schluss, dass kein Verein für den Spielabbruch verantwortlich gemacht werden kann, würde es zu einem Wiederholungsspiel kommen.

Sollte der Richter zur Entscheidung kommen, dass ein Verein eine Mitschuld am Abbruch trifft, würde das Spiel mit 2:0 für den anderen Verein gewertet werden. Nach Paragraph 9 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB sind die gastgebenden Vereine "für das Verhalten ihrer Zuschauer verantwortlich". Die Vereine haften demnach für alle Zwischenfälle vor, während und nach dem Spiel. Nach der Entscheidung des Richters könnten beide Klubs noch Einspruch einlegen.

  • Leipzigs Trainer Ralf Rangnick hat ein Wiederholungsspiel angeboten. Wird es dazu kommen?

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Und wenn, dann sicher nicht wegen Rangnicks Vorschlags. Sondern weil das Gericht die Schuld Osnabrücks nicht zweifelsfrei belegen konnte. Was aber aufgrund der oben beschriebenen Rechtslage äußerst unwahrscheinlich ist.

Sollte das Gericht auf einen Sieg Leipzigs am Grünen Tisch entscheiden, werden sich die Sachsen sicher nicht dagegen wehren.

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Nicht wenige vermuten, dass es sich bei Rangnicks Vorstoß um eine PR-Nummer handelt, um seinen nicht sehr beliebten Klub im besseren Licht scheinen zu lassen. Dem widersprach der Trainer aber ausdrücklich. 

"Wir wollen keinen Sieg am Grünen Tisch, sondern wollen sportlich weiterkommen und deswegen haben wir das auch klar so zum Ausdruck gebracht", sagte Rangnick der Bild: "Das hat mit PR überhaupt nichts zu tun.Ich kann klar für mich, die Mannschaft und den Verein sprechen. Uns wäre es am liebsten, wenn das Spiel noch mal neu gespielt werden würde!"

Auch Leipzigs Anwalt Christoph Schickhardt stellt bei SPORT1 klar: "Wir meinen es verdammt ernst, wir wollen es sportlich lösen. Das entspricht auch der Mentalität und dem Charakter des Vereins."

Der entscheidende Punkt ist jedoch: Über ein Wiederholungsspiel entscheidet der DFB.

Für den früheren FIFA-Schiedsrichter Bernd Heynemann steht die Entscheidung ohnehin fest. "Ich gehe davon aus, dass Leipzig eine Pokalrunde weiter ist. Es ehrt Leipzig natürlich, ein Wiederholungssiel anzubieten. Aber ich glaube, das wird der DFB nicht mitmachen. Es war eine Geste, aber ich gehe davon aus, dass es kein Wiederholungsspiel geben wird."

"Der Gastgeber hat die Verantwortung der Sicherheit des gesamten Spieles. Insofern wird das Urteil auch so erfolgen. Aber Spielraum gibt es da nicht. Man kann auch nicht sagen, dass man die letzten 20 Minuten nachspielt", sagte Heynemann zu SPORT1: "Ein Spiel, eine Entscheidung. Ein Sieger. Ein Verlierer."

DFB-Mediendirektor Ralf Köttker erklärte, dass sich der DFB "im Moment gar nicht" mit dem Angebot der Leipziger beschäftige.

  • Wie entschied der DFB bisher in ähnlichen Fällen?

2006 war beim Zweitrundenspiel zwischen den Stuttgarter Kickers und Hertha BSC beim Stand von 0:2 der Schiedsrichter von einem gefüllten Bierbecher getroffen worden. Die Partie wurde abgebrochen, Hertha gewann am Grünen Tisch.

2011 brach Schiedsrichter Deniz Aytekin das Bundesligaspiel des FC Schalke bei St. Pauli kurz vor Schluss ab, nachdem sein Linienrichter von einem Becher getroffen worden war. Schalke gewann die Partie am Grünen Tisch.

  • Wurde der Werfer bereits identifiziert?

Noch nicht. Die szenekundigen Beamten der Osnabrücker Polizei werten derzeit Videoaufzeichnungen aus. Auch Handyvideos von Fans will die Polizei nach Möglichkeit sichten.

  • Ist durch den Wurf die Auslosung der zweiten Runde in Gefahr?

Möglicherweise. "Die Auslosung findet nur dann statt, wenn Rechtssicherheit vorliegt", sagte Köttker. Dafür müsste aber das Sportgericht bereits am Freitag ein rechtsgültiges Urteil fällen.

Die Auslosung sollte eigentlich im Anschluss an das Bundesliga-Auftaktspiel zwischen dem FC Bayern und HSV stattfinden.

  • Hätte der Wurf verhindert werden können?

Während der ersten Halbzeit hatten Fans so stark an den Fangnetzen gerüttelt, dass diese teilweise einrissen. Die Feuerwehr hatte in der Pause versucht, die Netze wieder aufzurichten, allerdings vergeblich.

Schiedsrichter Martin Petersen (r.) wurde von einem Feuerzeug getroffen
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Klar ist aber: Selbst wenn die Netze intakt gewesen wären, hätten Gegenstände aufs Spielfeld fliegen können. An den Haupttribünen und Gegengeraden sind zudem bei kaum einem Stadion Fangnetze verbaut.

Auch Petersen wertete die eingerissenen Netze offenbar nicht als maßgebliches Sicherheitsrisiko, andernfalls hätte er die Partie schon vorher unterbrochen. "Wurfattacken generell zu verhindern, ist unmöglich", sagte Leipzigs Trainer Rangnick.

  • Wie geht es Schiedsrichter Petersen?

Der Schiedsrichter hat eine leichte Gehirnerschütterung erlitten.  "Es geht ihm aber den Umständen entsprechend gut und er ist bald wieder einsatzbereit", sagte DFB-Sprecher Köttker.