Beim FC Barcelona werden sie wahrscheinlich noch öfters an diese Geschichte denken, die ein ehemaliges Vorstandsmitglied im vergangenen Jahr ausgeplaudert hat.
Barcas historischer Mbappé-Fehler
Kylian Mbappé, so berichtete Javier Bordas, könnte heute bei Barca spielen, wenn im Jahr 2017 ein paar Dinge anders gelaufen wären nach dem 222-Millionen-Euro-Wechsel von Neymar zu Paris Saint-Germain.
Dmitri Rybolovlev, Präsident von Mbappés Ex-Klub AS Monaco, hätte das damalige Supertalent demnach lieber zu Barca als zu Ligakonkurrent PSG verkauft, für 100 Millionen Euro Ablöse hätten die Katalanen zugreifen können. Die damaligen Sportchefs Robert Fernandez und Pep Segura hätten jedoch den 140-Millionen-Deal mit Ousmané Dembélé von Borussia Dortmund bevorzugt: "Die Erklärung war, dass Mbappé für sich selbst und Dembélé für die Mannschaft spielt."
Dumm gelaufen, wenn's stimmt - nicht nur wegen der drei Tore, mit dem Mbappé Barca am Dienstagabend sehr nahe ans Achtelfinal-Aus in der Champions League geschossen hat.
Kylian Mbappé mit Gala - Lineker spricht von "Wachwechsel"
Die Gala des 22 Jahre alten Franzosen war ein historisches Glanzstück, seit Andrej Schewtschenko mit Dynamo Kiew 1997 war keinem Spieler mehr ein Dreierpack in einem internationalen Auswärtsspiel im Camp Nou gelungen.
Und dass es auch ohne den verletzten Offensivpartner Neymar geklappt hat, verdichtete nur die Geschichte, die Mbappé in dieser Nacht schrieb.
"Wir sind hier vielleicht Zeuge eines Wachwechsels", twitterte die für ihre pointierten Analysen bekannte Stürmerlegende Gary Lineker über das Spiel. Ein Wachwechsel von Lionel Messi zum prägenden Akteur der neuen Generation.
Mbappé macht Messi zur tragischen Figur
Im Schatten des überragenden Mbappé wirkte der sechsmalige Weltfußballer Messi am Dienstag wie eine tragische Figur, "als ob man Diego Maradona versehentlich in ein Spiel der Moderne hätte fallen lassen", schrieb das englische Eurosport. Der frühe Maradona auf dem Höhepunkt seiner Kunst war damit offensichtlich nicht gemeint.
Mbappé hat die Schaffenskrise überwunden, die ihn in den Chaos-Wochen nach der Entlassung von Ex-Trainer Thomas Tuchel ereilt hatte. In den letzten sechs Spielen in Ligue 1 und Königsklasse traf Mbappé siebenmal.
Tuchel-Nachfolger Mauricio Pocchetino sieht "keinen Zweifel, dass Kylian einer der besten Spieler der Welt ist, trotz seines jungen Alters“.
Mehr als alle anderen (Offensiv-)Spieler seiner Altersklasse hat Mbappé jedenfalls schon nachgewiesen, dass in ihm das Potenzial steckt, auf Weltfußballer-Niveau emporzusteigen und eine Ära zu prägen - wobei immer noch die offene Frage ist: bei welchem Klub.
Vertrag mit PSG läuft 2022 aus
Mbappés Vertrag mit PSG läuft 2022 aus, die Entscheidung über seine Zukunft ließ er nach dem Spiel weiterhin offen ("Ich werde nicht weiter darüber sprechen und ich höre auch nicht hin, wenn Leute über meine Zukunft sprechen"). Wenn er sie fällt, wird sie richtungweisend sein, nicht nur für ihn persönlich.
Die Kernfrage, vor der Mbappé steht: Traut er den Parisern zu, der Klub zu sein, der seine Karriere definiert, mit dem er die Champions-League-Titel einsammelt, auf die PSG trotz der riesigen Geldströme aus Katar noch immer wartet?
Oder setzt er auf einen Wechsel zu einem traditionsreicheren Klub wie Real Madrid, der als härtester Konkurrent im Ringen um den gebürtigen Pariser gilt?
FC Barcelona beging folgenschwere Fehler
Barca dürfte in dem Wechselpoker keine Rolle spielen - was unmittelbar mit den Fehlern zusammenhängt, die der Klub im eingangs erwähnten Transfersommer 2017 begangen hat.
Nicht nur Dembélé - "das falsche französische Wunderkind, das Barcelona sich ausgesucht hat" (Guardian) - ist weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch Philippe Coutinho, der andere Großeinkauf, der Neymars Abgang kompensieren sollte, erwies sich als Missverständnis.
Und aktuell sind die Katalanen in so arger Finanznot, dass die Ablöse für einen Spieler wie Mbappé für sie gar nicht bezahlbar ist. Auch und gerade wegen des jüngst geleakten Mega-Vertrags, mit dem sie Messi an sich gebunden haben.
Die Zukunft des Weltfußballs: Sie läuft an Barca vorbei.