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RB-Leipzig: Julian Nagelsmann besteht gegen Diego Simeone seine Feuertaufe

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RB-Leipzig: Julian Nagelsmann besteht gegen Diego Simeone seine Feuertaufe

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Wie Nagelsmann Simeone auscoachte

MIt dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale sorgt Julian Nagelsmann erstmals auch international für Aufsehen. Der junge Coach wird vor allem in Spanien gefeiert.
In der Halbzeit des Spieles zwischen RB Leipzigs und Atletico soll es zu einem Zwist zwischen den Trainern gekommen sein. Julian Nagelsmann erklärt die Situation.
Johannes Fischer
Johannes Fischer

"Papier", schrie Julian Nagelsmann auf und wickelte die offene Hand um die Faust von Diego Simeone, der sich für Stein entschieden hatte. 

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Der Leipzig-Coach hatte gerade den Schnick-Schnack-Schnuck-Wettbewerb gegen den Atlético-Trainer gewonnen und feierte seinen Triumph, während sein Gegner deprimiert von dannen stapfte.

Diese, zugegebenermaßen fiktive, Szene könnte die Gemütslage der beiden Übungsleiter im leeren José Alvalade-Stadion ebenso gut beschreiben, wie die Szenen während und nach dem Fußballspiel, das real stattfand.

In diesem hatte RB Leipzig 2:1 gegen Atlético Madrid gewonnen und sich für nicht weniger als das Halbfinale der Champions League qualifiziert.

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Als jüngster Trainer aller Zeiten war der erst 33 Jahre alte Nagelsmann damit mit den Sachsen unter die besten vier Teams der Königsklasse gezogen. 

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In der Pause dieses wichtigsten Spiels der RB-Geschichte waren sich Nagelsmann und Simeone offenbar so sehr in die Quere gekommen, dass sich der deutsche Coach kurz nach Spielende bei Sky zu einer entsprechenden Andeutung genötigt sah. "Außer in der Halbzeit war alles in Ordnung und ohne Berührungspunkte. Da hat er gezeigt, dass er ein Winnertyp ist, dass er gewinnen will. Ich hätte es so nicht gemacht, aber das muss jeder selbst entscheiden."

Nagelsmann schafft Historisches

Später relativierte Nagelsmann jedoch: "Ich wollte es nicht dramatisieren, sondern eher hervorheben, dass ich es geil finde, was er für ein Typus ist." Und dann: "Dass er wahrscheinlich auch im Schnick-Schnack-Schnuck unbedingt gewinnen will. Demnach ist alles gut", sagte Nagelsmann mit einem strahlenden Siegerlächeln.

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Julian Nagelsmann, so die Vermutung, hätte an diesem Abend seinen Gegenüber auch bei Schere, Stein, Papier ausgecoacht.  

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Welche Herkulesaufgabe Nagelsmann da gerade bewältigt hatte, zeigt vor allem eine Statistik: Der RB-Coach ist erst der vierte Trainer, der sich in der Königsklasse gegen Simeone behaupten konnte. Das gelang zuvor nur den prominenten Kollegen Carlo Ancelotti (2014, 2015) und Zinedine Zidane (2016, 2017) je zweimal mit Real Madrid und Massimiliano Allegri 2019 mit Juventus Turin.

Und was machte Nagelsmann? Er wimmelte die vielen Schulterklopfer ab und verwies stattdessen auf die beeindruckende Mannschaftsleistung seiner Elf.  

Spaniens Presse stürzt sich auf Nagelsmann

"Ich muss schon festhalten, dass die Mannschaft und wir als Kollektiv Tottenham ausgeschaltet haben und heute Atlético", sagte er betont uneitel. "Da geht es nicht um Trainerduelle gegen Mourinho, Simeone oder jetzt gegen Tuchel. Es ist ein Mannschaftssport, und die Mannschaft hat es herausragend gemacht."

Und dennoch: Wie die Sachsen in ihrem ersten Champions-League-Viertelfinale auftraten, wie sie die taktischen Ideen beinahe in Perfektion umsetzten und sich nicht vom großen Namen des Gegners einschüchtern ließen, ging klar auf Nagelsmanns Kappe. Bereits gegen Tottenham hatte der Coach bewiesen, dass er sich vor großen Namen nicht fürchtet.

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Erst Mourinho, jetzt Simeone - und demnächst Tuchel? Gegen seinen deutschen Kollegen, der das Starensemble von Paris Saint-Germain betreut, geht es am kommenden Dienstag im Halbfinale. "Natürlich ist es eine Top-Mannschaft mit einem Top-Trainer. Zu Hoffenheimer Zeiten haben wir gegen Tuchels Dortmund immer gut gespielt, aber selten gewonnen. Das soll sich jetzt mal ändern." 

Nagelsmann ist nun auch auf internationalem Parkett angekommen - und Spaniens Presse stürzte sich nach dem Triumph auf den unerschrockenen deutschen Trainer. Die Marca verwies auf dessen Aussage, bereits Kontakt zu Reals Generaldirektor José Ángel Sánchez gehabt zu haben. "Wir haben telefoniert, aber am Ende war ich derjenige, der entschieden hat. Ich war der Meinung, dass es noch nicht der richtige Schritt ist, zu Real Madrid zu gehen", hatte Nagelsmann vor kurzem verraten.

Nagelsmann coacht Simeone aus

Für das Sportblatt hat sich der frühere Hoffenheim-Trainer mit dem Coup vom Donnerstagabend eindrucksvoll für eine künftige Aufgabe als Cheftrainer von Real Madrid empfohlen. "Deswegen hat Madrid Nagelsmann kontaktiert", titelte die Zeitung und zeigte sich vom jungen deutschen Übungsleiter mächtig beeindruckt. 

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"In diesem Alter (mit 33, d. R.) befand sich Simeone in seiner zweiten Zeit als Spieler bei Atletico. Nagelsmann sah sich das Madrids Gebilde an, studierte es und ließ es abreißen", schrieb die Marca

In der Tat ging Nagelsmanns Plan vom Atlético-Abriss nahezu perfekt auf. Die erste Pressingwelle des Gegners überspielte RB nahezu spielerisch und setzte wiederholt offensive Akzente gegen die spanischen Defensivkünstler. Yussuf Poulsen diente als Prellbock in der Sturmmitte, während sich Christopher Nkunku und Dani Olmo über die Außenpositionen austoben konnten.

Weil in der ersten Hälfte der vorletzte und der letzte Pass noch nicht ankamen, musste Nagelsmann bis nach dem Seitenwechsel warten, ehe sich die ersten echten Torchancen einstellten. 

"Er hat mir sehr herzlich gratuliert"

Das größte Plus der Leipziger war jedoch die Einstellung, mit der sie auf den Platz gingen. Als habe die berüchtigte Atlético-Version ein Update bekommen, warfen sich die RB-Profis in jeden Zweikampf, bissen sich förmlich in ihre Gegenspieler fest und gaben keinen Zentimeter des Platzes preis.

Der Anführer dieser wilden Bande stand aber am Seitenrand und übertönte sein Gegenüber mit fortwährendem Gebrüll. Während Nagelsmanns lautstarke Anweisungen im leeren José Alvalade-Stadion in einer Dauerschleife zu hören waren, fiel Simeone hauptsächlich durch seine reklamierenden Gesten auf. 

Am Ende musste auch der grimmig dreinblickende Atlético-Coach anerkennen, dass er an diesem Abend seinen Meister gefunden hatte. "Er hat mir sehr herzlich gratuliert und gesagt, wir hätten verdient gewonnen", verriet Nagelsmann. 

Was Mourinho und Simeone nicht schafften, will nun Tuchel versuchen: Nagelsmanns Durchmarsch ins Finale zu verhindern. "Eine Titelansage gibt es nicht, aber es ist selbsterklärend, dass wir gerne ins Finale kommen wollen", sagte der RB-Coach auf SPORT1-Nachfrage. 

Man darf gespannt sein, was sich Nagelsmann bis zum kommenden Dienstag alles einfallen lassen wird. Es ist dem RB-Coach zuzutrauen, dass ihm ein weiterer Coup gelingt - notfalls auch beim Zocken.