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FC Bayern - Lyon: Stefan Effenberg erinnert sich an Beckenbauer-Wutrede

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FC Bayern - Lyon: Stefan Effenberg erinnert sich an Beckenbauer-Wutrede

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Effenberg: Lyon-Debakel ein Weckruf

Stefan Effenberg führte den FC Bayern 2001 zum Triumph in der Champions League. Auf dem Weg zum Titel setzt es eine bittere Pleite - auf die eine legendären Rede folgte.
Es war der 7. März 2001 als Franz Beckenbauer nach dem 0.3-Debakel der Bayern gegen Lyon zur Wutrede ansetzte. Am Mittwoch treffen die beiden Vereine erneut aufeinander.
von Stefan Kumberger

Am Mittwochabend spielt der FC Bayern gegen Olympique Lyon um den Einzug ins Finale der Champions League.

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Auch in der Saison 2001, als sie am Ende den Titel holten, trafen die Münchner in der Königsklasse auf OL. Damals setzte es für den FCB in der Zwischenrunde eine blamable 0:3-Niederlage.

Eine Pleite, die eine längst legendäre Wutrede von Franz Beckenbauer nach sich zog. 

Der damalige Kapitän Stefan Effenberg erinnert sich.

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SPORT1: Herr Effenberg, wie konnte ein solches Spiel mit solch einem Ergebnis zustande kommen?

Stefan Effenberg: Wenn bei dem Gegner alles stimmt und passt und bei uns eben nichts. Solche Tage hat man mal. Aber es war auch nochmal ein Weckruf an uns alle, dass wir in allen Punkten bei 100 Prozent sein müssen. Bei der Konzentration, bei der Spannung, bei der Leistungsstärke. Da kannst du nicht ein Prozent nachlassen. Ich sage mal so: Das war ein Weckruf, der noch zum richtigen Zeitpunkt kam.

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SPORT1: Am Abend hat Franz Beckenbauer dann zu seiner legendären Wutrede angesetzt...

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Effenberg: Wir haben zwei Weckrufe bekommen. Einmal von Lyon selbst im Spiel. Das zweite Mal dann beim Bankett mit der Rede von Franz.

SPORT1: Wie fühlt man sich dabei? Der Ausbruch kam doch relativ unvermittelt.

Effenberg: Das war ja nicht seine erste Rede. Wir wussten, dass das nach einem 3:0, bei dem wir wirklich über 90 Minuten keine Chance hatten, jetzt keine angenehme Rede werden würde. Und dann kennt man ja auch ein Stück weit den Franz. Wir haben eigentlich einen doppelten Tritt in den Arsch gekriegt. Einmal von Lyon und dann nochmal vom Kaiser, der damals ja Präsident war. Sowas hört man logischerweise nicht gerne. Aber auf der anderen Seite muss man als Profi, der hohe Ansprüche hat, damit auch umgehen können.

SPORT1: Trotzdem war die Wortwahl doch speziell. Es war von Altherrenfußball die Rede, von Blamage, von Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft.

Effenberg: Wir wussten, dass wir an dem Tag eine katastrophale Leistung abgerufen hatten. Dass du dann nicht gefeiert wirst, ist auch klar. In den Moment war es natürlich nicht einfach. Da ging es nur darum, es zur Seite zu schieben und sich wirklich auf die nächsten entscheidenden Spiele zu konzentrieren. Bezüglich der Wortwahl: Man kennt ja auch Franz ein bisschen.

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SPORT1: Hätte sich das jemand anders erlauben können als der Kaiser?

Effenberg: Was heißt erlauben können? Jeder macht es so, wie er es für richtig hält. Ich bin der Meinung, das sich das auch Ottmar Hitzfeld hätte erlauben können, aber der würde niemals diese Wortwahl wählen.

SPORT1: Es waren aber doch gestandene Spieler, die auch schon viel erreicht hatten. Fühlt man sich da nicht auf den Schlips getreten und denkt, ich muss mir das eigentlich nicht gefallen lassen.

Effenberg: Doch schon, aber das ist unser Job. Das gehört dann auch dazu. Und er war nun mal in einer Position im Verein, wo er auch Kritik äußern kann und auch muss. Über die Wortwahl können wir reden oder diskutieren, aber dass muss auch jeder mit sich selber ausmachen. Ottmar Hitzfeld hätte auch die Möglichkeit gehabt, hart und kritisch mit uns ins Gericht zu gehen, das hat er aber nicht getan, weil er das aus der psychologischen Sicht eben anders gesehen hat.

SPORT1: Die Legende besagt, dass das der Wendepunkt auf dem Weg zum Titel war. Hat die Rede so viel bewirkt oder war es eher die Kraft der Mannschaft, die sich zusammengerauft hat?

Effenberg: Da muss man drei Punkte nennen. Mit Sicherheit ist einer auch die Bankett-Rede von Franz Beckenbauer. Punkt zwei: Der Umgang von Ottmar Hitzfeld mit der Mannschaft war mit Sicherheit auch sehr sehr entscheidend. Und Punkt drei war einfach die Qualität und das Potenzial, das in der Mannschaft steckte. Das waren die drei Punkte, die zusammenkamen.

SPORT1: Was hat denn die Mannschaft damals konkret so stark gemacht? Im Vergleich zu heute, wenn man die Namen liest, hatte Bayern ja nicht nur Superstars.

Effenberg: Lizarazu, Sagnol, Kuffour, Elber und Scholl. Das war schon auch eine sehr hohe Qualität. Auch wir hatten damals einen unglaublichen Zusammenhalt. Nach so einer Wutrede besteht auch durchaus die Gefahr, dass eine Mannschaft auseinanderfällt. Da habe ich mir aber eigentlich nie ein Kopf drüber gemacht. Weil wir einen extremen Zusammenhalt hatten.

SPORT1: Gab es denn nachher nochmal eine Aussprache mit Franz Beckenbauer?

Effenberg: Nein gar nicht. Wir mussten ja auf dem Platz antworten und nicht mit Worten. Und das haben wir getan, Punkt.

SPORT1: Wäre es heute noch denkbar, dass man öffentlich so mit den Spielern umgeht? Die aktuelle Spielergeneration gilt ja eher als ein bisschen sensibler.

Effenberg: Das weiß ich nicht. Es ist auch nicht mein Problem. Wenn Kritik angesagt ist, dann kann man sie auch äußern. Und dann haben auch die Verantwortlichen eines Vereins das Recht dazu. Aber da rede ich nicht nur über den FC Bayern, da rede ich auch über Dortmund, Leipzig, Leverkusen, Gladbach oder jeden anderen Verein. Da haben sie einfach das Recht. Und damit muss man auch umgehen können. Auch in der heutigen Zeit.