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FC Liverpool - FC Barcelona: Jürgen Klopp und seine Taktik-Schachzüge

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FC Liverpool - FC Barcelona: Jürgen Klopp und seine Taktik-Schachzüge

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Wie Klopp Barca aushebelte

Die spektakuläre Partie zwischen Liverpool und dem FC Barcelona hatte auch taktisch viel zu bieten. SPORT1 zeigt, wie Jürgen Klopp sein Gegenüber auscoachte.
Nach dem Sieg des FC Liverpool gegen den FC Barcelona feiern die Fans der Reds bis in die frühen Morgenstunden und träumen vom Titel in der Champions League.
Carsten Arndt
Carsten Arndt

Wunder, größte Leistung aller Zeiten, nicht von dieser Welt!

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Es gab nur wenige Superlative, die nach Liverpools denkwürdigem 4:0 gegen den FC Barcelona nicht bemüht wurden. Zu Recht, waren die 90 Minuten in Anfield doch von einer derartigen Intensität geprägt, wie lange keine Partie zuvor.

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Letzten Endes war es dennoch nur ein Fußballspiel. Ein Spiel, das durch Mentalität, aber auch durch taktische Entscheidungen entschieden wurde.

SPORT1 zeigt, wie Klopp Barca aushebelte.

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Motivation á la Klopp

Ilkay Gündogan hatte es geahnt. Ein 4:0 könne er sich vorstellen, sagte er vor der Partie bei DAZN. Nicht nur, aber in erster Linie wegen "Motivationsmaschine" Klopp.

Es ist kein Zufall, dass seine Teams immer wieder Teil denkwürdiger Abende sind. Wohl kein anderer Trainer versteht es derart, seine Mannschaft stark zu reden, ihr das Gefühl zu geben, alles schaffen zu können.

"Er hat eine unglaubliche Rede gehalten", erzählte Ersatzspieler Dejan Lovren im Klub-TV. "Es war brillant, er hat uns so gepusht. Es war etwas, das wir noch nie zuvor gehört hatten."

Der Plan ging auf. "Die Jungs sind verdammte Mentalitäts-Giganten", schwärmte Klopp. Mit einer Mentalität, die er ihnen eingeimpft hat.

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Hohes Risiko und Vollgas-Phasen

Angesichts des deutlichen Hinspiel-Ergebnisses verwunderte es nur wenig, dass Liverpool in den ersten Minuten ein Pressing-Feuerwerk abbrannte. Klopp war klar, was ein frühes Tor bewirken könnte - und er ging dementsprechend hohes Risiko.

Gegen ein in der Regel passsicheres Barcelona so hoch anzulaufen und defensiv gegen Luis Suárez immer wieder Eins-gegen-Eins zu verteidigen, kann auch nach hinten losgehen.

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Liverpool aber traf - und dosierte fortan das Tempo. Mitte der ersten Hälfte hatte Barca die Kontrolle über das Spiel erlangt, nur um unmittelbar nach der Pause erneut überrannt zu werden.

"Für uns war wichtig, dass wir auf der einen Seite sehr wild sind, aber uns zwischendurch auch beruhigen", erklärte Klopp. "Wir müssen nicht die ganze Zeit bei denen im Strafraum stehen und auf das Tor schießen. Wir müssen in den richtigen Momenten da sein."

Aufgabe erfüllt.

Zweite Bälle gewinnen

Klopp hatte es gerade zu Beginn auf die zweiten Bälle abgesehen. Immer wieder versuchte es Virgil van Dijk mit einem Diagonalball auf Barcelonas linker Abwehrseite, wo der nur 1,70 Meter große Jordi Alba erheblich zu kämpfen hatte.

Im Wissen der mangelnden Kopfballstärke des Spaniers positionierte sich Reds-Kapitän Jordan Henderson als eine Art Zehner auf halbrechter Position, um abfallende Bälle entweder selbst möglichst schnell zu gewinne oder zumindest in guter Position für einen Angriff zu sein.

Erfolgreich praktiziert vor dem 1:0, als Alba einen langen Ball van Dijks zu kurz nach hinten klärte, Sadio Mané den Ball klaute und Henderson mitnahm, dessen Schuss Origi zur frühen Führung abstaubte.

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Außenverteidiger sind Trumpf

Der FC Liverpool hat, was die Offensive angeht, derzeit wohl zwei der besten Außenverteidiger der Welt in seinen Reihen.

Sie nicht dementsprechend einzusetzen, wäre grob fahrlässig. Klopp ließ sowohl Andrew Robertson, der zur Halbzeit verletzt raus musste (Milner rückte nach links hinten, Wijnaldum kam rein und ging ins Mittelfeld), als auch Trent Alexander-Arnold sehr hoch agieren, um ihr offensives Potenzial auszuschöpfen.

So kam Alexander-Arnold am Ende der Partie auf die meisten Ballkontakte (81), die meisten Pässe (56) und die meisten Flanken (8) seiner Mannschaft. Beinahe folgerichtig gingen sowohl die Vorbereitung zum 2:0 als auch der Geistesblitz vor dem 4:0 auf sein Konto.

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Kettenhund Fabinho neutralisiert Messi

Vor dem Rückspiel stellte ein Journalist auf der Pressekonferenz die These auf, dass Messi so gut wie nicht zu stoppen sei - und fragte Klopp, wie der Argentinier dennoch aus dem Spiel genommen werden solle.

"Indem ich das Wort 'so gut wie' streiche. Wir müssen ihn kaltstellen und dürfen ihm keine Chance lassen", entgegnete Liverpools Coach, was erstaunlich gut gelang.

Klopp beorderte den defensivstarken James Milner auf die halblinke Position im zentralen Mittelfeld, um Messi auf dem rechten Flügel, wo er oftmals auf den Ball wartet und seine Dribblings startet, doppeln zu können.

Die halbrechte Position blieb dagegen nahezu frei, da Fabinho im Zentrum extrem tief agierte, um seine Stärken als Balleroberer, Abfangjäger und Zweikämpfer auszuspielen.

Die Zahlen des Brasilianers, an dem sich auch Messi immer wieder die Zähne ausbiss: 100 Prozent gewonnene Kopfballduelle, zehn Balleroberungen, vier erfolgreiche Tacklings.

Tempo bei Standards

Diese Szene geht wohl als die Ecke in die Geschichte ein: Das 4:0, erzielt nach einer blitzschnell ausgeführten Ecke von Alexander-Arnold. Die Katalanen noch im Tiefschlaf, Divock Origi allein am Fünfer, die Entscheidung.

Und die hatte durchaus System. "Klopp sagt im Training, wir müssen schnell reagieren können, wenn es die Räume gibt bei so einer Ecke", erklärte Origi die Szene.

Ob es nun genauso einstudiert war, wie es der Torschütze beschrieb, oder eher Intuition, wie Alexander-Arnold sagte: Die Schläfrigkeit Barcelonas bei Standards war von Klopps Analysten als Schwäche ausgemacht worden.

Dementsprechend wurden auch die Balljungen angewiesen, den Ball möglichst schnell wieder ins Spiel zu bringen - mit Erfolg.

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Goldenes Aufstellungs-Händchen

Die Ausfallliste war lang und ebenso prominent. Unter anderem Mohamed Salah, Roberto Firmino und Naby Keita fehlten den Reds verletzt. Klopp war gezwungen, umzustellen. Und seine Schachzüge gingen auf.

Divock Origi begann in der Spitze, beschäftigte mit seiner körperlichen Präsenz die Innenverteidiger und traf doppelt.

Xherdan Shaqiri hatte zwar viele Fehler und Ballverluste in seinem Spiel, bereitete aber das 3:0 durch Wijnaldum vor.

Eben jener Wijnaldum kam in der Halbzeit für den verletzten Andrew Robertson und übernahm die etwas offensivere Rolle im Mittelfeld von Henderson. Zwei Tore sprechen für sich.

Dazu startete Innenverteidiger Joel Matip, in der Liga noch auf der Bank, neben van Dijk und bedankte sich mit einem der wohl besten Spiele seiner Karriere.

Viel besser hätte Klopp sein Dilemma nicht lösen können.