Mit dem klaren Hinspielsieg im Champions-League-Achtelfinale gegen Besiktas im Rücken richtete Thomas Müller beim Interview mit SPORT1 den Blick bereits auf die kommenden Aufgaben. (Teil 1 des Interviews: Müller über Heynckes, seine Topform und seine Zukunft)
Müller: Daran hängt der CL-Sieg
Beim Treffen auf einem PR-Termin des Gillette-Markenbotschafters sprach Müller über die Gründe für den Bayern-Erfolg, die bevorstehende Meisterschaft, die Favoriten in der Königsklasse und die Situation von Manuel Neuer.
SPORT1: Herr Müller, schon am nächsten Sonntag kann der FC Bayern Deutscher Meister werden. Wie werden Sie versuchen, die Saison vernünftig zu Ende zu spielen?
Thomas Müller: Es ist ja nicht mehr realistisch, dass wir noch eingeholt werden. Dementsprechend ist es der Mannschaft hoch anzurechnen, dass wir gerade in den letzten Wochen immer wieder gezeigt haben, dass wir unbedingt gewinnen wollen, etwa in Wolfsburg. Die Mannschaft hat diesen absoluten Spirit und ich hoffe, dass er uns noch viel einbringen wird.
SPORT1: Ist dieser Charakter ganz wesentlich für den Erfolg?
Müller: Auch. Wobei er in den letzten Jahren auch super war, wir es aber leider nicht geschafft haben, nach 2013 nochmal ins Champions-League-Finale einzuziehen. Weil es auch von Details abhängt, die man nicht kontrollieren kann. Deshalb ist die Champions League ja so spannend.
SPORT1: Der FC Bayern ist also aus Ihrer Sicht im Favoritenkreis dabei, muss aber ein bisschen Glück haben?
Müller: Auf jeden Fall. Selbst letztes Jahr, als auch immer ein bisschen kritisiert wurde, haben wir ein gutes Viertelfinale gespielt. Wir haben in Madrid nach 90 Minuten 2:1 gewonnen, dann waren wir in der Verlängerung ein Mann weniger.
SPORT1: Gäbe es ein Wunschlos für das Viertelfinale?
Müller: Alle Gegner wären in Ordnung. Manchester City und Barcelona sind gut in Form. Man denkt immer, dass man die ganz großen Favoriten etwas später bekommt, aber im Endeffekt ist es egal.
SPORT1: Braucht die Mannschaft in diesen entscheidenden Spielen im April dann schon Manuel Neuer?
Müller: Die Frage ist einfach, wie lange Manu braucht, um wieder sein Top-Niveau zu erlangen. Man muss ihm da die nötige Zeit geben. Man kann nicht erwarten, dass er gleich in seinem ersten Spiel wieder die Form der WM 2014 hat. Außerdem macht es Sven Ulreich bisher überragend.
SPORT1: Ein Favorit nach der Vorrunde, Paris Saint-Germain, ist bereits ausgeschieden. Waren Sie überrascht, dass PSG so deutlich gegen Real den Kürzeren gezogen hat?
Müller: Es war natürlich ein ganz wichtiger Spieler nicht dabei bei PSG. Wenn Neymar schon einen Monat früher verletzt ausgefallen wäre, dann wäre es ein bisschen einfacher für Paris gewesen, die Mannschaft hätte sich darauf einstellen können. So war das Spiel darauf ausgelegt, dass der Ball im letzten Drittel zu Neymar kommt. Ich fand Real Madrid aber auch wieder sehr stark und abgezockt. Im Hinspiel hätte Paris gewinnen müssen, fährt aber mit einem 1:3 nach Hause.
SPORT1: Fühlen Sie sich durch so ein Ergebnis in der Strategie gestärkt? Es gab ja teilweise massive Kritik am FC Bayern, weil er nicht so viel investiert wie andere Vereine...
Müller: Paris wird kritisiert, weil sie so viel investieren. Bayern, weil sie nicht so viel investieren. Natürlich will sich der FC Bayern erst einmal anschauen, wie sich der Markt weiter entwickelt und nicht gleich irgendwelche verrückten Sachen machen. Wenn der FC Bayern merkt, dass er nachbessern muss und mehr Geld ausgeben muss, um den Erfolg zu gewährleisten, wird er das machen. Wenn er merkt, dass die bisherige Linie funktioniert, werden wir so weitermachen.
SPORT1: Wie groß muss denn der angedachte Umbruch im Sommer sein?
Müller: Es ist ja nicht so, dass man im Juni sagt: Die Saison ist vorbei, jetzt wechseln wir die Mannschaft aus. Es geht immer step by step. Auch jetzt haben wir einige junge Spieler wie Süle, James, Tolisso, Rudy dazubekommen und Spieler wie Lahm und Xabi Alonso in den Ruhestand verabschiedet. Ein Umbruch läuft immer. Man muss versuchen, Talent nachzuschieben und trotzdem die Wettkampfqualität zu behalten. Das ist immer der Balance-Akt der Entscheidungsträger und des jeweiligen Trainers, trotzdem erfolgreich zu sein.
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