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Experten: FC Bayern in der Champions League nicht wettbewerbsfähig

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Experten: FC Bayern in der Champions League nicht wettbewerbsfähig

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Experten warnen vor Bayern-Absturz

Der FC Bayern ist Deutschlands einzige Titelhoffnung in der Champions League. Nach Meinung von Experten kann der Klub auf Dauer nur mit einer offensiveren Transferpolitik mithalten.
Müssen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge beim FC Bayern umdenken?
Müssen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge beim FC Bayern umdenken?
© SPORT1-Grafik: Heinemann/Tirl/Getty Images/Imago
von Marcel Bohnensteffen

Am Mittwoch ging es deutlich schroffer zu als sonst auf dem Trainingsplatz des FC Bayern. Bei einer Übungseinheit waren Mats Hummels und Robert Lewandowski verbal aneinander geraten. Hummels' bemängelte die Einstellung des Torjägers, weil dieser sich lieber den Schnürsenkel zuband, als sich nach einem Ballverlust der Defensivarbeit zu widmen.

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Es drängt sich schon die Frage auf, ob Lewandowski derzeit ganz bei der Sache ist. Es gibt immer deutlichere Anzeichen, dass der Pole lieber noch einmal für Real Madrid spielen möchte. Weil er sich dort bessere Chanen auf große Titel verspricht.

Lewandowski wäre seit langem der erste Star, der Bayern deshalb verlassen würde. Der Klub ist gut beraten, die Sache ernst zu nehmen.

Zwar ist der Rekordmeister in der Bundesliga so übermächtig geworden, dass die Meisterschaft schon im Winter entschieden ist.

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In der Champions League stellt sich die Situation aber ganz anders dar: Dort sind die Bayern trotz des Kantersiegs im Achtelfinal-Hinspiel gegen Besiktas nur Außenseiter im Kampf um den Titel.

"Bayern hat keine Antworten auf Barca, PSG und ManCity"

Für Henning Zülch, Wirtschaftswissenschaftler von der Leipzig Graduate School of Management, fällt der FCB im Vergleich mit anderen Topklubs ab - sportlich und wirtschaftlich sowieso.

"Bayern hat noch keine Antwort auf Vereine wie Barcelona, Paris Saint-Germain und Manchester City gefunden. Das Risiko ist groß, auf absehbare Zeit nicht wieder in die europäische Spitze zurückzukehren", sagte er SPORT1.

Zülch gehört zu den führenden Management-Experten hierzulande, die die strategische Ausrichtung von Fußballklubs erforschen. Für seine Analysen zieht er verschiedene Faktoren heran.

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Die TV-Einnahmen zum Beispiel. Auf diesem Feld ist Bayern gegen Konkurrenz aus England hoffnungslos unterlegen. 

Thomas Müller träumt vom Champions-League-Finale mit dem FC Bayern München
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Für die Vermarktung der Bundesliga-Übertragungsrechte werden die Münchner nach Abschluss dieser Saison vermutlich etwas mehr als 95 Millionen Euro verbuchen.

Zum Vergleich: In der Spielzeit 2016/2017 kassierte selbst AFC Sunderland, Tabellenletzter der Premier League, mehr (107 Mio.). Topteams wie ManCity (168 Mio.) oder Manchester United (161 Mio.) spielen noch mal in einer ganz anderen Liga.

Im aktuellen Umsatzranking der Beratungsgesellschaft Deloitte belegt der Bundesliga-Primus mit 587,8 Millionen Euro für die Saison 2016/17 zwar Platz vier - umgeben von Schwergewichten wie ManUnited (1./676,3 Mio.), Real Madrid (2./674,6 Mio.), Barcelona (3./648,3 Mio.), ManCity (5./527,7 Mio.) und PSG (7./486,2 Mio.).

Der Abstand zu den Top 3 aber ist schon beträchtlich. Und er wäre noch viel größer, würden die Transfererlöse der Klubs in dem Ranking berücksichtigt. In diesem Fall fände man Bayern deutlich weiter hinten. 

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"Bayern international nicht mehr wettbewerbsfähig"

Nach Ansicht von Zülch liegt es an der fehlenden Risikobereitschaft der Münchner. Im Gegensatz zu anderen ambitionierten Teams aus Europa, die mithilfe von Investoren und einer aggressiveren Transferpolitik auf neue Marktverhältnisse reagieren.

"Der Verein ist nicht erneuerungsfähig. Bei Bayern herrscht noch immer das alte patriarchische System", kritisierte Zülch. "Damit ist der Klub international nicht mehr wettbewerbsfähig."

Die Gefahr, die der Wissenschaftler sieht: Das Führungsduo Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge könnte mit dem Verzicht auf Megatransfers die Chance verspielen, auf Dauer mit internationalen Topklubs mitzuhalten.

Erst kurz vor Weihnachten bekannte Hoeneß: "Wir sehen uns außerstande, einen Neymar (…) für 220 Millionen oder einen Mbappe (…) für 180 zu kaufen." Der Präsident pochte darauf, "dass solchen Mega-Transfers irgendwann Einhalt geboten wird. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen".

Rummenigge sieht die Sache differenzierter. "Der Transfermarkt ist, wie er ist. Wenn du gute Spieler haben willst, werden die nicht preiswerter", sagte er kürzlich. "Wir sind uns einig, dass wir irgendwann in dieses Wasser springen müssen."

Man kann diesen Satz als Eingeständnis werten, dass die gegenüber den europäischen Rivalen recht sparsame Einkaufspolitik nicht gerade förderlich war für die internationale Konkurrenzfähigkeit.

Nimmt man die vergangenen fünf Jahre, hat der FC Bayern 391 Millionen Euro in neue Spieler investiert. ManCity in derselben Zeit fast drei Mal so viel (947 Mio.).

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Für Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts und einer von Deutschlands renommiertesten Ökonomen, hatten die Transfers des Klubs in erster Linie das Ziel, "die nationale Konkurrenz auf Abstand zu halten".

Rummenigge kündigt Top-Transfers an

Um Marktführer in der Bundesliga zu bleiben, haben die Bayern Borussia Dortmund, Schalke 04, 1899 Hoffenheim, dazwischen auch mal anderen Teams, die besten Spieler weggekauft. "Der internationale Wettbewerb hat dabei eine untergeordnete Rolle gespielt", sagte Vöpel SPORT1. Womöglich rächt sich das schon bald.

An Topstars wie Neymar, Kevin de Bruyne oder Alexis Sanchez war auch der FC Bayern dran. Irgendwann aber zog sich der Klub aus dem immer irrer werdenden Poker um Ablöse und Gehalt zurück und ließ die genannten Weltklassespieler zu Barca, Manchester City oder Manchester United ziehen.

Doch irgendwann gelangt auch der FC Bayern an den Punkt, an dem Erfolg nicht mehr an Investitionen vorbeiführt. Mit einem Gehaltsvolumen von 270 Millionen Euro erreichen die Münchner europaweit lediglich Rang acht. Spitzenreiter Barcelona (372 Mio.) wendet für seinen Kader 100 Millionen Euro zusätzlich auf. 

"Bayern lebt immer noch von einem Kader, der im Kern vor mehr als fünf Jahren zusammengestellt wurde", sagte Zülch. "Irgendwann kommt dann der große Knall." 

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Der Umbruch ist unvermeidbar, da die Triple-Sieger von 2013 in die Jahre gekommen sind. Doch bis Bayern mit seinem neuen Nachwuchsleistungszentrum das Niveau der Talentakademien von Barca und ManCity erreicht, werden Jahre vergehen.

Rummenigge schwant daher, dass er mit einem großen Tabu des Klubs brechen muss, um in Reichweite internationaler Topklubs zu bleiben. "Wir werden auch mal einen Spieler zwischen 80 bis 100 Millionen holen", sagte er. 

"Bayern muss mitbieten - zur Not für viel Geld"

Der Vorstandsboss hat verstanden, dass das Wettbieten um Topstars ein Kampf globaler Marken geworden ist. Da bleibt auch den Münchnern kaum eine Alternative, als finanziell nachzurüsten.

"Der FC Bayern muss sich so aufstellen, dass er in der Lage ist, international um Spieler mitbieten zu können", sagte Vöpel. "Zur Not eben für viel Geld."

Wie viele kritische Fans hält auch Wissenschaftler Zülch eine Neuausrichtung nur dann für möglich, wenn sich der große Patriarch nach fast 40 Jahren an der Vereinsspitze zurückzieht.

"Uli Hoeneß", sagte er, "hat den FC Bayern in den letzten Jahrzehnten auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert."

Allerdings: "Er hat völlig verpasst, eine neue Führungsgeneration zu implementieren. Eine, die den Klub komplett umstrukturiert und in ein neues Zeitalter führt", kritisierte Zülch. "In dieser Hinsicht ist er für mich kein guter Manager."