Der FC Bayern hat seine Pflicht in der Champions League mit dem 3:0 über den RSC Anderlecht erfüllt, doch ein Befreiungsschlag war es nicht.
Ancelottis Spiel mit dem Feuer
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Vielmehr hat die erneut wenig überzeugende Leistung des Starensembles die Unruhe und Unzufriedenheit im Umfeld noch weiter verstärkt. Und im Zentrum der Kritik steht Carlo Ancelotti.
Keineswegs nur die Medien, sondern eine wachsende Zahl an Fans bis hinein in die Vereinsführung sehen die Arbeit des Italieners zunehmend skeptisch.
Ein spielerisches Konzept ist in dieser Saison bislang nicht erkennbar, die Millionentruppe spielt offensiv ohne Ideen und steht in der Defensive alles andere als sicher. Und vermeintliche Leistungsträger wie Thiago oder James laufen ihrer Form (noch) hinterher.
Doch Ancelotti, so wirkt es zumindest, scheint das nicht groß zu kümmern. Zur durchwachsenen Leistung gegen Anderlecht, als die Münchner trotz knapp 80 Minuten Überzahl sogar fast den Ausgleich kassiert hätten, meinte er lapidar: "Es war keine Topleistung, aber das reicht in dieser Phase."
Auch sonst verstärkt sich der Eindruck, als wolle der 58-Jährige die Probleme wie etwa mit Identifikationsfigur Thomas Müller einfach mit all seiner Routine aussitzen. Doch Ancelotti bewegt sich damit auf dünnem Eis.
Die öffentliche Kritik von Müller, danach von Lewandowski und am Dienstag non-verbal von Ribery mit dessen Trikotwurf zeigt, wie angespannt die Stimmung im Team ist.
Der bewusst von der Vereinsführung als Gegenentwurf zum kühlen Analytiker Pep Guardiola geholte Spielerversteher Ancelotti droht offenbar die Unterstützung der Bayern-Kabine zu verlieren.
Auch der Blick zurück macht wenig Hoffnung, dass dem Coach im zweiten Jahr so wie 2013 Triple-Trainer Jupp der große Triumph gelingt. Sowohl beim FC Chelsea 2011 als auch bei Real Madrid 2015 musste Ancelotti nach einer enttäuschenden zweiten Saison gehen.
Auch, weil er sich beharrlich den Änderungswünschen der Klubbosse Roman Abramowitsch und Florentino Perez verweigerte und unter anderem an seinem umstrittenen Fitnesscoach Giovanni Mauri festhielt, der zuletzt bei Bayern vor allem durch Rauchen auf dem Trainingsgelände aufgefallen ist.
Schon jetzt deuten die Zeichen für viele Beobachter auf eine Trennung spätestens zum Saisonende, zumal in Julian Nagelsmann ja anscheinend bereits der geeignete Nachfolger parat steht.
Sollte der Dickkopf Ancelotti seinen Stil weiter durchziehen und weder bei seiner sportlichen Strategie noch in der Moderation der vielen Härtefälle im Kader umdenken, kann er die Diskussionen nur durch Erfolge zum verstummen bringen. Das aber ist ein Spiel mit dem Feuer.