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SPORT1-Kolumne: Raphael Honigstein über ManCity-Aus und Guardiola

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SPORT1-Kolumne: Raphael Honigstein über ManCity-Aus und Guardiola

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Die Gründe für Guardiolas Krise

Das Aus in der Champions League trifft Pep Guardiola an seinem empfindlichen Punkt. Sein Hauptproblem ist der Kader, aber auch seine Taktik-Sturheit wirft Fragen auf.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images/iStock

Meister musste Pep Guardiola in seinem ersten Jahr in der Premier League nicht werden, dafür war die Umstellung auf die Liga ein wenig zu groß und die Konkurrenz - insbesondere Chelsea - zu stark.

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Das unerwartete Aus gegen den AS Monaco in der Champions League aber trifft den Katalanen nun dort, wo es richtig wehtut: am Renommee. 

Sechs Gegentore in zwei Spielen bestätigen auf der Insel zum einen all jene Kritiker, die ihm schon länger die arrogante Missachtung der fußballerischen Gesetzmäßigkeiten vorwerfen.

Ex-Nationalstürmer Alan Shearer spielte beispielsweise mit seinem sarkastischen Tweet in der Halbzeitpause des Rückspiels ("Ich frage mich, ob Pep seinen Spielern erklärt, dass Grätschen erlaubt ist") auf Guardiolas offen zu Schau gestellte Geringschätzung der urbritischen Zweikampftechnik an.

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Zu fein für Grätschen?

"Grätschen, was sind Grätschen? Wir trainieren das nicht", hatte der City-Coach nach dem 2:4 gegen Leicester City im Dezember auf Nachfrage betont genervt zu Protokoll gegeben. 

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Noch unangenehmer für den nicht ganz uneitlen Mann an der Seitenlinie ist jedoch die Tatsache, dass seine mit Abstand schlechteste Champions-League-Saison - er war in den sieben Jahren zuvor noch nie vor dem Halbfinale ausgeschieden - die Erfolge mit Barcelona und Bayern unwillkürlich relativiert.

Guardiola enttäuscht von seinen Stars
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Guardiola enttäuscht von seinen Stars

War Pep vielleicht doch nur bei seinen Ausnahmemannschaften ein Ausnahmecoach, fragen Neider und Skeptiker genüsslich. (Pressestimmen zum City-Aus)

Der 46-Jährige wollte verständlicherweise das 1:3-Debakel an der französischen Riviera nicht als Trainerniederlage verstanden wissen. Kritik an seinen Personalentscheidungen - Aleksandar Kolarov zentral in der Viererkette - und der riskanten 4-1-4-1 Taktik parierte er mit dem Hinweis auf den fehlenden Biss in der ersten Halbzeit.

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Nur eine halbe Spitzenmannschaft

"Wir waren 45 Minuten gar nicht da, Monaco konnte in Ruhe den Ball passen", sagte er. "Erst in der zweiten Hälfte haben wir versucht, unser Spiel zu machen." (Stimmen zum Spiel)

Letztlich lassen sich diese drei Dinge - Spielerqualität, Match-Plan und Einstellung/Umsetzung - sowieso nicht sauber voneinander trennen.

Ohne scharfes Pressing im Mittelfeld musste die nicht gerade vor Klasse sprühende City-Abwehr zwangsläufig unter Druck kommen. Und die mangelnde Aggressivität im vorderen Drittel zeigte sich nach Seitenwechsel auch im schlampigen Umgang mit den Chancen.

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City hätte dieses Spiel mit ein bisschen mehr Wucht im Angriff auch 3:3-Unentschieden spielen können. Warum die Himmelblauen ausgerechnet im wichtigsten Saisonspiel so mutlos auftraten, muss Guardiola hinter den Kulissen klären. 

Unter dem Strich bewies das Match aber auch ein weiteres Mal, dass Sportvorstand Txiki Begiristain seinem Kumpel aus gemeinsamen Barca-Tagen im Etihad höchstens eine halbe Spitzenmannschaft hingestellt hat.

Schwierige Renovierungsarbeiten

Vorne kann es das Team an guten Tagen mit den Allerbesten aufnehmen, aber ohne den verletzten Schlüsselspieler Ilkay Gündogan genügen weder zentrales Mittelfeld, Torhüter noch die lahme Verteidigung den allerhöchsten Ansprüchen.

City braucht mindestens einen neuen Schlussmann, einen Innenverteidiger und zwei neue Außenverteidiger. 

Guardiola wird, ungeachtet der Häme und der ersten größeren Kratzer am Ruf, Zeit und Geld bekommen, die Mannschaft für die kommende Saison nach seinen Wünschen umzubauen. Ganz so einfach werden diese Renovierungsarbeiten aber nicht.

Anders als bei Bayern und Barca fehlt Pep ein Fundament aus Eigengewächsen, die seine Ideen umsetzen können und noch dazu die Identität und gewachsenen Strukturen des Klubs verkörpern.

Ob sein taktischer Fundamentalismus, sein "Pep-Ball oder nix" auch mit einem zusammengekauften Haufen von Granden funktioniert, wird kommende Saison die entscheidende Frage werden. 

Raphael Honigstein, geboren 1973 in München, zog 1993 nach London. Dort lebt und arbeitet er als Journalist und Autor. Für SPORT1 berichtet er in der wöchentlichen Rubrik "London Calling" über alle Themen rund um den englischen Fußball. Honigstein arbeitet unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung", das Fußballmagazin "11 Freunde", die englische Tageszeitung "The Guardian", den Sportsender "ESPN" und ist in England und Deutschland als TV-Experte tätig.