Max Eberl redete sich in Rage. Und legte sich dabei mit den eigenen Fans an. So schien es zumindest.
Eberl attackiert eigene Fans
© Gettyimages
"Das sind dumme Menschen. Weil sie gedacht haben, dass Andre Schubert defensiv spielen will. Und er den Punkt verteidigen will. Oder aber wir hätten mit zehn Mann Manchester City am besten noch attackieren sollen", sagte der Manager von Borussia Mönchengladbach nach dem 1:1 am fünften Spieltag der Champions League gegen die Truppe von Starcoach Pep Guardiola.
Und gab einem Teil der Anhänger noch etwas mit auf den Weg: "Die Menschen, die hierherkommen, und erwarten, dass Borussia Mönchengladbach City aus dem Stadion fegt, die sollen nach München fahren."
"Da will jemand nur Frust abladen"
Einmal in Stimmung legte Eberl nach. "Da guckt keiner Fußball, sondern da will jemand nur Frust abladen. Da wartet einer nur, um zu sagen: 'Jetzt kann ich dem Eberl, dem Wichser, endlich wieder was sagen'", so Eberl.
Peng. Ein Rundumschlag? Eine Wutrede? Eine Brandrede?
Tatsächlich ist Eberl nicht als Polemiker oder Choleriker bekannt, der mit hochrotem Kopf irgendwelche Sprüche hinausposaunt und regelmäßig gegen das halbe Umfeld des Klubs schießt, nur um einfach mal Dampf abzulassen.
Erst recht nicht, wenn sich die Borussia gerade in der "Todesgruppe" mit dem FC Barcelona, City und Celtic Glasgow bereits vorzeitig für die UEFA Europa League (LIVE im TV auf SPORT1) qualifiziert hat.
Nicht an einem Herzinfarkt sterben
Doch gerade deshalb musste Eberl etwas loswerden. Wohl überlegt, mit einer Tonalität, die seine Wortwahl nicht unbedingt vermuten lässt.
Um seine Gefühlslage in einer emotionalen, aber bedachten Ansprache unmissverständlich mitzuteilen, "denn ich will nicht an einem Herzinfarkt sterben, nur weil ich diplomatisch bin und alles zurückhalte".
Es war die Frage nach den deutlich vernehmbaren Pfiffen einiger Zuschauer bei den Auswechslungen von Mahmoud Dahoud und Raffael in der 60. und 84. Minute, die Eberl so auf die Palme brachte.
Unmutsbekundungen eines Teils des Publikums, das Eberl nicht nachvollziehen konnte. Unmutsbekundungen, die das zuletzt regelmäßige Rumoren rund um den Verein ganz gut beschreiben.
Stimmung gegen den Trainer
Während Schubert mit den Wechseln seine beiden kreativen, aber auch mit Gelb vorbelasteten Offensivkräfte nach der Gelb-Roten Karte gegen Lars Stindl vor einem weiteren Platzverweis schützen wollte, waren die Pfiffe Zeugnis für die aktuelle Situation.
Es war eine Mischung aus der zuletzt gewachsenen generellen Kritik gegen den Trainer und einer grundsätzlich gestiegenen Erwartungshaltung im Umfeld.
Kein Abo auf Europa
Während Gladbach im DFB-Pokal und in Europa überwintert, läuft der Klub im Alltagsgeschäft nach zuletzt sechs sieglosen Spielen als 13. den eigenen Ansprüchen hinterher.
Diese Ansprüche sind allerdings keine glanzvollen Siege gegen City oder gar ein Abo auf das europäische Geschäft. Eberl selbst predigt seit Jahren die Einstelligkeit.
"Ich habe die Leute damals gehört: Bitte, bitte, wir wollen einmal nach Europa. Jetzt waren es viermal, und jetzt ist es ein Automatismus? Das ist nicht realistisch", sagte Eberl.
"Ich will mahnen, dass um uns herum Dinge entstehen, die ich irgendwann nicht aufhalten kann. Und wenn das irgendwann soweit ist, dann muss ich nach Hause gehen", so Eberl weiter. Als angekündigten Rücktritt wollte er das aber nicht verstanden wissen.