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Pep Guardiola und sein Vermächtnis beim FC Bayern nach dem Halbfinal-Aus

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Pep Guardiola und sein Vermächtnis beim FC Bayern nach dem Halbfinal-Aus

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Ein Leben ist nicht genug

Der FC Bayern legt gegen Atletico ein fast perfektes Spiel hin. Doch das reicht nicht fürs Finale. Trainer Pep Guardiola gibt sein letztes Plädoyer für seine Ideen ab.
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© Getty Images

Pep Guardiola hat beim FC Bayern München den Weg der umgekehrten Heiligsprechung vollzogen. Seine Geschichte war schon geschrieben, bevor er auch nur ein Wort mit seinen Spielern gewechselt hatte.

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Pep, dieser Trainer gewordene Übermensch, würde den FC Bayern endgültig in den Olymp führen. Mit diesem, vielleicht nicht unbedingt vom Himmel, aber immerhin von Johan Cruyff geschickten Coach, würde seine neue Mannschaft alles gewinnen, Bayern würde auf Jahre hinaus unschlagbar sein.

Guardiola war schon zum Himmel aufgefahren, noch bevor er seine Arbeit begonnen hatte. So war die Stimmung vor drei Jahren.

Sieh da, ein Mensch!

Und jetzt, am Ende dieser noch vorm ersten Tag an total überhöhten kurzen Ära? Ecce homo, siehe da, ein Mensch!

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Das 2:1 gegen Atletico Madrid war Guardiolas bitterster Sieg. Ein Spiel, in dem die Bayern fast alles richtig machten, aber das dennoch Guardiolas drittes Scheitern im Halbfinale der Champions League gegen eine spanische Mannschaft besiegelte.  

"Ich will es den Leuten sagen, denn die Spieler wissen das: Ich habe mein Bestes getan. Ich habe mein Leben für diese Spieler und diesen Verein gegeben, bis zur letzten Minute", sagte Guardiola.

Bayern tanzte Tiki-Taka

Da war sie wieder, die Überhöhung. Guardiola hat durch seine Wortwahl ja selbst auch dazu beigetragen. Die Wahrheit aber ist auch: Ein Leben ist nicht genug.

Nicht für die Kritiker. Nicht, um Titel zu gewinnen.

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Es stimmt schon: Am Dienstag zeigten seine Bayern vielleicht zum letzten Mal, wie hinreißend Guardiola-Fußball sein kann. Seine Spieler tanzten Tiki-Taka. Über weite Strecken des Spiels nahmen sie den "Zweikampfmonstern" (Thomas Müller) Atleticos jegliche Luft zum Atmen.

Sie schnürten die Spanier am eigenen Strafraum ein, erarbeiteten sich gegen die beste Defensive der Welt unglaubliche 34 Torchancen. Auch, weil die Bayern nicht nur schlafwandlerisch passten, sondern auch kratzten, kämpften und rannten und vielseitiger spielten als es etwa der FC Barcelona hinkriegen würde. Man darf nicht vergessen: Guardiola hat nicht nur Bayern besser gemacht, Bayern hat auch Guardiola vielseitiger gemacht.

Lob von Simeone

Sogar Atleticos Trainer Diego Simeone lobte: "Ich habe in der ersten Halbzeit gegen die beste Mannschaft in meiner Karriere gespielt. Es ist unfassbar, wie Bayern aufgetreten ist. Wir haben kein Rezept gegen sie gefunden, wir haben gekämpft, wir mussten leiden."

Bayern hat das Halbfinale nicht am Dienstag verloren. Sondern im Hinspiel, als Guardiola wieder einmal für Kopfschütteln gesorgt hatte mit seiner Aufstellung. Sicher, die Niederlage in Madrid lag nicht daran, dass Thomas Müller nicht von Beginn an spielte. Doch es half auch nicht.

Guardiolas Streben ist es, durch seine taktischen Entscheidungen den Zufall aus dem Fußball zu verbannen. Das gelingt ihm oft. Aber Fußball kann auch eine unfassbare Zicke sein. Und dem Unberechenbaren begegnet vielleicht besser emotional statt mit kühlem Kopf.

In den entscheidenden Spielen geht es zudem auch um andere Dinge. Anders als der Titel in der Liga, ist der Triumph in der Champions League nicht planbar. Guardiolas Fehler ist vielleicht, dass er den psychologischen Aspekt im Fußball etwas unterschätzt. Und die schlichte Notwendigkeit des Siegens.

Die beste Philosophie ist, gerade beim FC Bayern, immer noch die, die gewinnt.

Oder anders: Es braucht auch einen Schuss gesunden Cholismus, eine Spur Simeone. Ein bisschen Verrücktheit und die Bereitschaft, weit mehr als sein Leben zu geben, um die Spieler bedingungslos auf seine Seite zu ziehen und auch mal das Unmöglich aus ihnen heraus zu kitzeln. 

Atletico, und auch Real Madrid, zeichnet in dieser Saison außerdem aus, dass sie am stärksten sind, wenn es drauf ankommt. Die Bayern unter Guardiola zeigten ihre allerbesten Spiele in den letzten drei Jahren zu oft eher zwischendurch.

Guardiola bereut nichts

"Ich weiß nicht, was ich Bayern München hinterlassen werde - ob ich die richtige Person war. Ich weiß nur, dass ich vom ersten bis zum letzten Tag den Spielern helfen wollte. Ich habe viel dafür gearbeitet, alles kennenzulernen, die Bundesliga, die deutsche Mentalität, einfach alles. Ich habe kein regret", sagte Guardiola.

Kein regret, er bereut nichts. Nach den Sternen greift jetzt aber Atletico. "Titel sind Nummern, Statistiken sind Statistiken. Ich wollte das Finale erreichen, alle drei Jahre - ich habe es nicht geschafft. Ich hoffe, Carlo kann es erreichen", schloss Guardiola.

Was der Prophet nicht geschafft hat, soll Carlo Ancelotti, der nette Onkel des Weltfußballs, vollenden. Auf die nächsten drei Jahre!