Im Jahr 2001 war Zinedine Zidane der größte Fußballstar des Planeten. Als amtierender Weltfußballer wechselte er von Juventus zu Real Madrid. Die Ablösesumme von 73,5 Millionen Euro war die höchste, die bis dahin für einen Profi bezahlt wurde.
Zidanes Diven zu fein für die Provinz
Für Dieter Hecking begann das Jahr 2001 dagegen weniger erfolgreich: Auf seiner ersten Trainerstation wurde er gefeuert. Beim SC Verl in der Regionalliga Nord.
2016 trafen beide in Wolfsburg aufeinander. Hecking als Trainer des VfL gegen Zidane, den Coach von Real Madrid.
Für den Franzosen und sein königliches Star-Ensemble wurde die Dienstreise in die niedersächsische Fußball-Provinz zum Horror-Trip.
Zidane macht Fehler
Vor der 0:2-Niederlage war Wolfsburg für die Spanier die große Unbekannte gewesen. Und Trainer-Novize Zidane schaffte es nicht, sein Team von Hochkarätern auf diese Aufgabe einzustellen. Und die Demütigung in der Volkswagen Arena abzuwenden.
Um Nationalspieler Julian Draxler zu verteidigen, setzte er auf Danilo. Den mit viel Bundesliga-Erfahrung ausgestatteten Ex-Leverkusener Daniel Carvajal ließ er dafür draußen.
Überhaupt hatte Real keine Antworten parat auf die starken Wolfsburger Angriffe über die Flügel. Auch hervorragend vorgetragen über den Startelf-Debütanten Bruno Henrique. Den hatte Hecking mal eben aus dem Hut gezaubert.
Der Wölfe-Coach trieb seine Mannschaft von der Seitenlinie aus immer wieder leidenschaftlich an. Klatschte ab. Motivierte.
In Hemd, Strickjacke und Krawatte, die gerade so lieblos gebunden war, als würde sie sagen: "Es ist Champions League. Ich bin von der UEFA vorgeschrieben."
Gegenwehr als Majestätsbeleidigung
Zidane verkörperte in Maßanzug und schickem Mantel dagegen genau das, was seine Stars auf dem Platz auslebten: Irgendwie zu fein für Wolfsburg.
Beim 2:1-Sieg im Clasico beim FC Barcelona hatten die Offensiv-Zauberer Cristiano Ronaldo und Gareth Bale noch in jedem Zweikampf gebissen. In Wolfsburg blieben sie bei Ballverlust einfach stehen, als ob die VfL-Gegenwehr einer Majestätsbeleidigung gleichkäme.
Marcelo versuchte mit einer peinlichen Schwalbe, Maximilian Arnold eine Rote Karte einzuhandeln. Fraglich, ob sich der Brasilianer einen solchen Bauerntrick gegen einen Klub der Kategorie Bayern München überhaupt getraut hätte.
Hecking behält Recht
Arnold aber blieb cool. Wie die ganze Wolfsburger Mannschaft. Einschüchtern ließ sich keiner der "Wölfe" von den Diven aus Madrid. Hecking hatte es vor der Partie ja auch vorgelebt. Der erfahrene Fußball-Lehrer wollte sich nicht in die Rolle des Außenseiters drängen lassen und behielt Recht.
Wirklich ernst genommen hatte dieses Selbstbewusstsein in Madrid wohl niemand.
Toni Kroos, der jetzt mit seinen Kollegen im Rückspiel drei Tore mehr schießen muss als der VfL, brachte es auf den Punkt: "Vor dem Spiel habe ich mir deutlich weniger Sorgen gemacht als jetzt."