Diego Simeone beherrschte die Psychotricks schon als Profi. Er schaffte es sogar, David Beckham zum Geächteten einer ganzen Nation zu machen.
Der Meister der Psychotricks
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1998 gerieten Simeone und der Engländer im WM-Achtelfinale aneinander. Beckham verpasste seinem Widersacher einen Tritt, sah die Rote Karte und war auf der Insel später der Hauptschuldige für das Aus.
Die englischen Medien attackierten auch Simeone, weil dieser "wie eine Tonne Ziegelsteine" gefallen sei. Der Argentinier wird diese Schlagzeile genossen haben.
Denn Simeone ist ein Typ, der durch Attacken noch stärker wird. Auf dem Rasen ging er keinem Konflikt aus dem Weg.
Double-Sieger als Profi
Grätschen und Provokationen gehörten zu seinem Repertoire. So führte der Mittelfeld-Malocher Atletico Madrid 1996 zum spanischen Double.
Auch als Coach des Hauptstadtklubs ist er seinem emotionalen Stil treu geblieben. In der Champions League zoffte er sich zuletzt mit Roger Schmidt.
Auf Bayer Leverkusens Trainer trifft Simeone am Dienstag wieder. Dann geht es für Atletico im Achtelfinal-Rückspiel (ab 20 Uhr im LIVETICKER und auf SPORT1.fm sowie ab 20.15 im TV im Bitburger Fantalk) um das Weiterkommen in der Königsklasse.
Fünf Titel in drei Jahren
Nach dem 0:1 in Leverkusen droht dem Vorjahresfinalisten das Aus. Doch das Ergebnis kann eine Mannschaft, die fünf Titel in drei Jahren holte, eigentlich nicht schocken.
Die Spieler sehen die jüngste Erfolgsgeschichte in der besonderen Trainer-Spieler-Beziehung begründet. "Für uns, für alle im Klub, ist Simeone ein Gott. Würde er uns bitten von einer Brücke zu springen, wir würden es tun", sagt der gegen Leverkusen gesperrte Tiago.
Der Trainer hat bei Atletico Typen um sich geschart, die vom Charakter her an den jungen Simeone erinnern.
Wie den ewig grimmig drein guckende Mittelfeldmotor Arda Turan. Wie Gabi, der einst bei Atletico aussortiert wurde und nun die Kapitänsbinde trägt. Oder wie Mario Mandzukic, der sich beim FC Bayern mit Pep Guardiola anlegte und deshalb München verlassen musste.
In den Matsch werfen
Sie alle kennen das Mantra des Trainers und haben es schätzen gelernt. "Wenn ich Matsch sehe, werfe ich mich hinein. Arbeit ist alles", sagte Simeone einst.
Diese Mentalität hat er auch seinem Trainerstab eingeimpft. Simeones Assistent heißt German Burgos und ist ebenfalls als Provokateur berüchtigt.
"Der Co-Trainer ist ja der Wahnsinn, er hat die ganze Zeit provoziert und wird immer wie ein Türsteher vorgeschickt", sagte Roger Schmidt nach dem hitzigen Hinspiel.
Burgos war früher Torwart bei Atletico. Der Mann mit dem wenig charmanten Spitznamen "El Mono" (der Affe) sorgte einst für Aufsehen, als er einen Elfmeter von Real-Superstar Luis Figo mit dem Gesicht abwehrte. Jose Mourinho drohte Burgos einst, "den Kopf abzureißen".
Nun verhindert er wie ein Bodyguard Angriffe auf seinen Freund und Landsmann Simeone.
Der Cheftrainer steht bei Schiedsrichtern unter besonderer Beobachtung. Simeone handelte sich für seine Ausraster schon zahlreiche Tribünenbesuche ein.
Acht Spiele Sperre
Im spanischen Supercup überschritt der 44-Jährige eine Grenze. Für acht Spiele wurde Simeone gesperrt, weil er nach einer erneuten Verbannung aus der Coaching Zone einem Unparteiischen zweimal einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben hatte.
Danach war er in den Medien wieder der Prolet und nicht das Taktikgenie, das regelmäßig den FC Barcelona und Real Madrid vorführt.
Ob Simeone seine Ausraster auch künftig im Vicente Calderon zum Besten gibt, ist aktuell ungewiss.
Interesse von ManCity
Atletico will den Argentinier am liebsten bis 2022 unter Vertrag nehmen. Doch der Starcoach zögert mit seiner Unterschrift. Angeblich, weil Manchester City um ihn buhlt.
Die Engländer sollen nach Medienberichten großes Interesse an ihm haben. Bei City könnte Simeone auch durch seine Vergangenheit punkten. Ein Mann der einst ManUnited-Star David Beckham zum Ausrasten brachte, wäre bei den Fans der Skyblues mit Sicherheit beliebt.