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TSG Hoffenheim: Oliver Baumann spricht offen über Herzensangelegenheit

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TSG Hoffenheim: Oliver Baumann spricht offen über Herzensangelegenheit

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Baumann appelliert an Eltern

Oliver Baumann übernimmt nicht nur auf dem Fußballplatz Verantwortung. Im zweiten Teil des SPORT1-Interviews spricht er offen über seine Herzensangelegenheit.
Oliver Baumann macht sich Sorgen um die Entwicklung der Kinder
Oliver Baumann macht sich Sorgen um die Entwicklung der Kinder
© Imago
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Oliver Baumann gehört seit fast einem Jahrzehnt zu den festen Größen in der Bundesliga. Schon mit 19 Jahren debütierte der Torwart beim SC Freiburg in der höchsten deutschen Spielklasse.

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Doch in Baumanns Leben dreht sich nicht alles um den Fußball. Der gebürtige Breisacher hat auch ein großes Herz für Kinder und sorgt sich um deren Entwicklung, wie er im zweiten Teil des SPORT1-Interviews verrät (hier zu Teil eins).

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SPORT1: Sie haben sich in der Vergangenheit schon mehrfach für die Belange von Kindern eingesetzt. Warum liegt Ihnen das so sehr am Herzen?

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Oliver Baumann: Es liegt mir sehr am Herzen, anderen zu helfen, insbesondere Kindern. Vielleicht bin ich deshalb auch Torwart geworden, weil das eine Position ist, auf der man vielen helfen kann. Ich finde es erschreckend zu sehen, wie wenig sich die Kinder in ihrer Freizeit bewegen und stattdessen ihre Zeit vor den Bildschirmen verbringen. Gerade jetzt, wo schon der meiste Unterricht digital stattfindet, ist Ausgleich durch Sport noch wichtiger geworden. Wahrscheinlich fehlt vielen Kindern einfach die Struktur, jemand der ihnen sagt, dass sie zwischendurch auch mal rausgehen sollen. Auch wenn es mal regnet oder kälter ist. Einfach zwei dicke Pullis anziehen, eine dicke Jacke und dann einfach raus und spielen. Auch das Thema Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit möglichst wenig raffiniertem Zucker trägt nicht nur zur allgemeinen Gesundheit, sondern auch zur geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit bei. 

SPORT1: Viele Eltern leben ihren Kindern vor, wie sie den ganzen Tag vor ihren Handys verbringen. Wie wichtig ist es, sich selbst im Griff zu haben, um auch als Vorbild zu dienen? (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)

Baumann: Es gibt nichts Schlimmeres, als jemandem etwas vorzuschreiben und sich selbst nicht dran zu halten. Also definitiv auch ein Appell an die Eltern, Struktur zu schaffen, Dinge vorzuleben, etwas gemeinsam zu machen. Ich bin in einem Hotelbetrieb großgeworden. Meine Eltern hatten berufsbedingt nicht die Zeit, viel mit uns zu unternehmen. Und jetzt, als Erwachsener, trauere ich dem hinterher, dass meine Eltern nicht Inline-Skating mit mir gehen oder Fahrradtouren machen konnten. Es ging nicht, die Zeit war nicht da. Bei vielen ist es vielleicht nicht der Beruf, sondern Laptop, Playstation oder dergleichen. Es gibt nichts wichtigeres, als Zeit miteinander zu verbringen. Und wenn man die noch schön gestaltet, ist es wunderbar.

"Komm nach Hause, wenn es dunkel ist"

SPORT1: Sind Sie froh, dass Sie in einer Zeit aufgewachsen sind, in der es noch keine Smartphones gab?

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Baumann: Ja, das bin ich. Ich nenne immer gerne den Satz meiner Mutter: 'Komm nach Hause, wenn es dunkel ist.' Das war meine Zeitvorgabe. Natürlich braucht man das Handy auch als Sicherheitsaspekt, dass man mal anrufen kann, aber abgesehen davon war die Zeitvorgabe: 'Wenn es dunkel ist, kommst du zum Essen.' Ich bin noch kein Vater, aber gefühlt ist es gerade nicht vorstellbar, dass es so etwas noch gibt.

SPORT1: Das stimmt, wahrscheinlich in den allerwenigsten Fällen…

Baumann: Ja. Natürlich muss man da auch aufpassen, aber auf dem Dorf waren gefühlt die Türen nicht abgeschlossen und wenn es dunkel war, kam man nach Hause. Da hast eine Wasserflasche mitgekriegt und einen Apfel und dann 'Tschüss'.

Oliver Baumann appelliert an die Eltern
Oliver Baumann appelliert an die Eltern

Baumann: "Das wichtigste ist, dass man sich seiner Vorbildfunktion bewusst ist"

SPORT1: Was können denn Vorbilder wie Fußballprofis tun, um Kinder wieder mehr in Bewegung zu bringen?

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Baumann: Das wichtigste ist, dass man sich seiner Vorbildfunktion bewusst ist. Und dann natürlich vormachen und vorleben, genauso wie seine Stimme nutzen und immer wieder darüber sprechen und darauf hinweisen. Wir Fußballer sind ja beruflich bedingt viel an der frischen Luft und machen unseren Sport. Wenn man aber durch die Stadt läuft - mittlerweile darf man ja wieder spazieren gehen - sieht man, da sind viele Kinder, die eine schlechte Haltung haben, wo die Schultern so extremst nach vorne fallen und der Kopf runter. Das liegt daran, weil sie immer nur auf Handy und Playstation schauen, da sind Haltungsprobleme und Kopfschmerzen vorprogrammiert. Ein Freund von mir ist Fußballtrainer. Da schaue ich regelmäßig im Training vorbei und spreche mit den Jungs und versuche, sie zu bestärken, genauso weiterzumachen. Es geht nicht darum, Profi zu werden, sondern sich regelmäßig zu bewegen, Sport zu machen. Schule ist extrem wichtig, die habe ich auch gemacht und der sportliche Ausgleich hilft auch beim Lernen.

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Baumann: "Das ist wie ein Suchtfaktor"

Baumann: Ja, definitiv. Die Schüler sitzen den ganzen Vormittag am Laptop und auch ich weiß, dass dieses blaue Licht, was in den ganzen Bildschirmen ist, dich so sehr manipuliert, dass du nicht zur Ruhe kommst danach, das ist wie ein Suchtfaktor. Du bist jetzt gerade gezwungen, vor den Laptop zu gehen. Und dann wiederum brauchst du einfach einen Cut: ab jetzt frische Luft, Bewegung. Einfach was anderes machen und nicht immer nur diese Bildschirme vor dir haben. 

SPORT1: Erleben Sie dies auch in ihrem Umfeld? (Die Tabelle der Bundesliga)

Baumann: Ja, definitiv. Entweder es wird selbst gespielt oder beim Streamen zugeschaut.

SPORT1: Gesellschaftsspiele macht man gar nicht mehr so richtig, oder?

Baumann: Ja, leider sehr selten. 'Mensch ärgere dich nicht' und andere Spiele gibt es mittlerweile ja auch alle auf dem iPad. Was ja für unterwegs mal cool ist, weil man trotzdem was zusammen macht und man das iPad natürlich super verstauen kann. Als meine Frau und ich letztes Jahr umgezogen sind, sind wir auch nochmal in einen Spielwarenladen gefahren und haben uns Gemeinschaftsspiele gekauft, damit man, wenn man mal wieder Gäste hat, ein Gemeinschaftsspiel machen kann.