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Daniel Baier spricht über sein Karriereende, FC Augsburg, 1860 und Felix Magath

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Daniel Baier spricht über sein Karriereende, FC Augsburg, 1860 und Felix Magath

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Baier: Das war mein härtester Coach

Am Mittwoch verkündete Daniel Baier sein Karriereende. Im ersten Interview spricht er bei SPORT1 über seine aktive Laufbahn, den FC Augsburg und seinen härtesten Trainer.
Daniel Baier hängt nach 17 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel: Am Mittwoch erklärte er via Instagram sein Karriereende – und spricht bei SPORT1 über die Entscheidung.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

17 Jahre war Daniel Baier Fußballprofi. Seine Stationen: 1860 München, der VfL Wolfsburg und der FC Augsburg. Am Mittwoch verkündete der 36 Jahre alte langjährige FCA-Kapitän sein Karriereende, nachdem er im Sommer nach zehn Jahren bei den Fuggerstädtern einen Auflösungsvertrag unterschrieben hatte. 

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In seinem ersten Interview nach dem Entschluss aufzuhören spricht Baier bei SPORT1 über seine aktive Laufbahn, den FCA und seinen härtesten Trainer.

SPORT1: Herr Baier, Sie haben Ihre aktive Karriere beendet. Warum dieser Schritt?

Daniel Baier: Ich bin schon 36. Es ist außergewöhnlich, so lange zu spielen. Vor zwei Monaten kam es mit dem FC Augsburg zur Vertragsauflösung. Und dann stellte sich die Frage, ob ich mir noch etwas anderes suche. Aber es war mir relativ schnell klar, dass der FCA meine letzte Station in Deutschland sein soll. Deshalb habe ich entschieden, dass es das war. 

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SPORT1: Heißt das, die vorherigen Gerüchte um eine Rückkehr zu 1860 München entbehrten jeglicher Wahrheit? 

Baier: Ich musste wirklich schmunzeln und war sehr überrascht, als das Thema hoch kam. Es gab schon den einen oder anderen telefonischen Kontakt mit jemandem, mit dem ich eine gemeinsame Vergangenheit hatte. Aber das war relativ schnell vom Tisch. Ich habe mit keinem von Sechzig gesprochen.

SPORT1: Und gab es die Überlegung, noch mal ein Jahr in das Ausland zu gehen?

Baier: Das hatte ich schon kurz überlegt, um noch mal eine ganz neue Erfahrung zu machen. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich keine richtige Lust auf so ein Abenteuer habe. Eine andere Hürde ist, das mit meiner Familie durchzuziehen. Meine zweite Tochter ist gerade erst in die Schule gekommen und da möchte man nicht mal eben wegziehen, um ein Jahr Fußball zu spielen. Mein Karriereende war auch eine Entscheidung für die Familie. 

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SPORT1: Sie haben sich in Ihrem Abschiedspost auf Instagram bei vielen Leuten bedankt. Beim FCA und den Verantwortlichen im Speziellen aber nicht. Warum?

Baier: Das sehe ich anders. Ich habe in dem Video alle erwähnt, die mit dem Klub zu tun haben. Da wurden Trainer, Spieler und die Menschen genannt, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Auch Manager und Präsident. Natürlich bin ich jetzt nicht explizit auf jeden einzeln eingegangen, aber das war keine Absicht oder sollte eine versteckte Botschaft sein. Da waren alle gemeint und besonders alle beim FCA. 

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SPORT1: Wie blicken Sie auf Ihre Karriere zurück?

Baier: Mit Freude und Stolz. Die Zeit in Augsburg war die längste, intensivste und schönste. Und jetzt ist es auch ein gutes Gefühl, dass es vorbei ist. Ich freue mich, morgens aufzustehen und meine Kleine in die Schule zu fahren. Das ist jetzt ein anderer Lebensabschnitt ohne Fußball, aber ich fühle mich gut. Das ist das Wichtigste. Ich bin glücklich.

SPORT1: War das Ende beim FCA so einvernehmlich, wie es in der Pressemitteilung zu lesen war?

Baier: Ja. Wirklich. Natürlich kam es für mich überraschend, nach der Saison die Entscheidung überbracht zu bekommen, dass man nicht mehr mit mir plant. Aber die Verantwortlichen haben offen mit mir gesprochen und ihren Standpunkt vertreten. In ihrer Verantwortung für den Verein müssen Entscheidungen getroffen werden. Aber es war schon so, wie es kommuniziert wurde. Beide Seiten haben schließlich den Auflösungsvertrag unterschrieben. Von daher passt das alles so.

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SPORT1: Lassen Sie uns über das Thema Gehaltsverzicht sprechen. Da soll es ziemlich gekracht haben. Und Sie waren offenbar einer der Spieler, die Stimmung gemacht haben sollen. 

Baier: Ich glaube, da wurde nur nach einem Grund für die Trennung gesucht. Ich habe vom Verein nichts dazu gehört und weiß auch nicht, wer das Thema in die Welt gesetzt hat. 

Baier gewinnt Meistertitel mit Wolfsburg

SPORT1: Was war für Sie ein Highlight in Ihrer Karriere?

Baier: Es gab einige. Mein erstes Bundesligaspiel war ein solches und auch mein erster Wechsel nach Wolfsburg. Ich habe da zwar wenig gespielt. Aber es war ein wichtiger Schritt und eine super Erfahrung gerade unter dem Trainer (Felix Magath, Anm. d. Red.) und vielen hochkarätigen Spielern zu arbeiten. Wir waren sehr erfolgreich, wurden Meister. Dann kam der Schritt zurück in die 2. Liga zum FCA. Und dort gab es ein Highlight nach dem anderen. Jeder Klassenerhalt war eines.

SPORT1: Gab es einen schwierigsten Augenblick? War es das Medizinball-Schleppen unter Felix Magath?

Baier: (schmunzelt) Das Training unter ihm war schon hart, aber das mit den Medizinbällen nicht so krass. Ich denke, wenn du als Spieler verletzt bist und die Mannschaftskollegen trainieren siehst, dann ist das schon eine harte Zeit. Zum Glück bin ich davon weitestgehend verschont geblieben. Wenn es dann mal mich traf, war es nicht angenehm. Schwierig war es für mich, als ich in Wolfsburg außen vor war, weil es sportlich nicht so lief und ich das Ganze nur von der Bank oder der Tribüne aus mit ansehen konnte.  

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Magath der Härteste? "Auf jeden Fall"

SPORT1: War Magath dennoch Ihr härtester Trainer?

Baier: Was das Training betrifft, auf jeden Fall. Aber ich habe gesehen, dass es sich lohnt, so hart zu arbeiten. Dann macht man das auch gerne. 

SPORT1: Wann haben Sie gemerkt, dass die Zeit in Augsburg eine besondere wird?

Baier: Gleich in meinem ersten Gespräch mit Holger Fach (von April 2008 bis Ende Saison 2008/2009 FCA-Trainer, Anm. d. Red.) und Andreas Rettig (damaliger FCA-Sportdirektor, Anm. d. Red.) merkte ich, dass da etwas entsteht. Sie wollten mich unbedingt nach Augsburg holen. Herr Rettig zeigte mir gleich mal den Bauplan für das neue Stadion. Da spürte ich die Vision, in die Bundesliga aufzusteigen. Das war beeindruckend. Damals spielte der Verein in der 2. Liga gegen den Abstieg.

Das Herz schlägt für Augsburg

SPORT1: Wer liegt Ihnen mehr am Herzen, 1860 oder der FCA?

Baier: Ganz klar der FCA. Ich bin seit elf Jahren in Augsburg und habe so viele Momente mit dem Klub und der Stadt erlebt, da ist so eine Verbundenheit entstanden, die ihresgleichen sucht. Mir war am Anfang auch gar nicht bewusst, dass es so eine Rivalität zwischen den Löwen und dem FCA gibt. Ich habe 1860 viel zu verdanken, denn ich habe dort meine Jugend verbracht und wurde Profi. Deshalb ist der Verein auch etwas Besonderes. Aber mein Herz schlägt ganz klar in Augsburg.

Baier: "Bei mir flogen nie die Fetzen"

SPORT1: Mit welchem Trainer hatten Sie mal richtig Zoff? 

Baier: Ganz ehrlich? Ich hatte mit keinem Trainer Zoff. Ich war ab und zu anderer Meinung und verstand einiges nicht, aber das war gut so. Ich war der Spieler und nicht der Trainer. Als solcher muss man auch unbequeme Entscheidungen treffen. Bei mir flogen mit Trainern nie die Fetzen. Meinungsverschiedenheiten ja, aber da habe ich dem Trainer am nächsten Tag immer wieder in die Augen schauen können. 

SPORT1: Können Sie sich für die Karriere nach der Karriere wieder ein Amt beim FCA vorstellen und wenn ja, welches?

Baier: Es war immer mein Plan und auch mein Wunsch, dass ich nach der aktiven Laufbahn etwas im Verein machen werde. Was das genau sein wird, muss ich noch herausfinden. Ich habe jetzt genug Zeit, mir Gedanken zu machen, in welche Richtung ich da gehen möchte. Ich schließe nichts aus, es kann durchaus sein, dass sich die Wege wieder kreuzen werden.

Baier will alles neu lernen

SPORT1: Was würde Ihnen mehr zusagen, Trainer oder Sportdirektor?

Baier: Eigentlich war ich nie so für den Trainerjob, aber in den vergangenen Jahren hat mich das immer mehr interessiert. Das ist für mich aber auch der anspruchsvollste und schwierigste Job. Ich habe ja jetzt Zeit, meine Trainerscheine zu machen, um dann zu sehen, ob das etwas für mich ist. Klar ist, dass ich alles von der Pike auf neu lernen muss und das will ich auch. Von daher ist es nicht verkehrt, kleine Schritte zu machen.