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Toni Leistner vom 1. FC Köln über sein Bundesliga-Debüt und die England-Zeit

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Toni Leistner vom 1. FC Köln über sein Bundesliga-Debüt und die England-Zeit

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Leistner über Spenden, QPR und Köln

Kölns Neuzugang Toni Leistner spricht bei SPORT1 über die Finanzspritze für seinen Dresdner Heimatverein, seinen englischen Spitznamen und seine Zukunft.
Toni Leistner ist derzeit an den 1. FC Köln ausgeliehen
Toni Leistner ist derzeit an den 1. FC Köln ausgeliehen
© Getty Images
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von Patrick Berger

Vor zwei Monaten feierte Toni Leistner sein Bundesliga-Debüt - und das mit 29 Jahren! Bis zum Saisonende ist der robuste Abwehrspieler noch von den Queens Park Rangers an den 1. FC Köln verliehen - und dann?

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Im SPORT1-Interview spricht der 1,90-Meter-Hüne über die Finanzspritze für seinen Dresdner Heimatverein, seinen englischen Spitznamen "Big Friendly German" und seine Zukunft.

SPORT1: Herr Leistner, Sie unterstützen ihren Heimatverein SC Borea Dresden, indem Sie die Gehälter der Jugendtrainer übernehmen. Wie kam es dazu?

Toni Leistner: Natürlich habe ich mitbekommen, dass die Krise vor allem die kleinen Vereine richtig hart trifft. Daraufhin habe ich zum Hörer gegriffen und beim Sportlichen Leiter von Borea, Elvir Jugo, gefragt, wie ich helfen kann. Es stellte sich heraus, dass der Verein die Gehälter der 36 Jugendtrainer für März und April nicht zahlen kann. Elvir nannte mir die monatliche Summe und am nächsten Tag habe ich das Geld überwiesen. Schön ist, dass auch Tony Jantschke (Profi bei Köln-Rivale Borussia Mönchengladbach, Anm. d. Red.) mitmacht. Mit ihm habe ich bis zur U17 bei Borea gespielt. 

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SPORT1: Woher kommt Ihre Verbundenheit zum Amateurfußball?

Leistner: Man liest aktuell ja viel von den Existenzängsten der Drittligisten, aber auch mancher Bundesliga-Klubs. Je weiter runter man schaut, desto größer sind die Herausforderungen. Bei Borea in der Oberliga habe ich meine ersten Schritte im Herrenfußball gemacht und bin dem Verein dankbar dafür. Sie machen da eine verdammt gute Jugendarbeit, haben viele gute Spieler ausgebildet und sehen sich als zweite Kraft neben Dynamo Dresden. Es wäre schade für den Dresdner Fußball, wenn der Verein in den Ruin ginge.

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SPORT1: Einem Weinhandel in Köln, dem "Vini diretti", haben Sie über einen Aufruf auf Instagram geholfen. Was hat es damit auf sich?

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Leistner: Der Inhaber ist der Trauzeuge des ehemaligen Marketingchefs von Union Berlin. Wir sind quasi Nachbarn. Er war mir sofort sympathisch. Weil der Laden extrem unter der Corona-Krise leidet, habe ich einen Hilfeaufruf gestartet. Es hat anscheinend Früchte getragen, wie ich hörte. Diese Menschen stecken viel Geld und noch mehr Herzblut rein. Es ist schön, wenn man da helfen kann.

SPORT1: Sehen Sie die Krise auch als Chance, den Beruf des Profifußballers in ein besseres Licht zu rücken?

Leistner: Viele Fußballer sind im sozialen Bereich total engagiert. Es gibt viele Kicker, die vorangehen und nur wenige, die gar nichts machen. Schauen Sie mal, wie sehr sich Toni Kroos zum Beispiel mit seinen vielen Initiativen einsetzt. Ich finde es schade, dass wir als Fußballer oft in so ein negatives Licht gerückt werden.

SPORT1: Wie haben Sie Corona im Homeoffice erlebt?

Leistner: Ich habe so oft mit meiner dreijährigen Tochter gefrühstückt wie noch nie zuvor. Meine Frau konnte dafür mal länger ausschlafen und es gab morgens Vater-Tochter-Zeit. Das war richtig schön, aber jetzt freue ich mich, dass ich wieder den Ball am Fuß habe.

"Alles besser, als allein wie ein Bekloppter durch den Wald zu rennen"

SPORT1: Wie sieht das Training zurzeit beim FC aus?

Leistner: Erst mal haben wir uns alle sehr gefreut, die Kollegen wieder zu sehen. Ein bisschen Blödsinn quatschen in der Kabine, das hat mir schon gefehlt. Auch wenn wir nur in kleinen Gruppen Übungen ohne Körperkontakt machen, ist das alles besser als allein wie ein Bekloppter durch den Wald zu rennen.

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SPORT1: Bei QPR waren Sie bis zu Ihrer Leihe zum 1. FC Köln Stammspieler und Kapitän, machten in dieser Saison 24 Pflichtspiele. Wie kam es im Winter eigentlich zur Leihe nach Köln?

Leistner: Es war immer mein großer Traum, in der Bundesliga zu spielen. Mit Köln war ich mehrfach im Gespräch. Im Winter kam erneut die Anfrage. Da musste ich nicht lange überlegen. Die Bundesliga ist schon noch mal etwas anderes als die zweite englische Liga.

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SPORT1: Der Effzeh wollte eigentlich Benedikt Höwedes verpflichten. Haben Sie sich nicht als Notlösung gefühlt?

Leistner: Ob B- oder C-Lösung - das ist mir relativ egal. Letzten Endes kochen alle nur mit Wasser. Benedikt Höwedes ist ein großer Name und es ist legitim, dass sich so ein großer Klub wie der FC damit beschäftigt. Unabhängig davon habe ich gezeigt, dass ich in der Bundesliga bestehen kann.

SPORT1: Am 22. Februar kamen Sie zu ihrem Bundesliga-Debüt - und das im Alter von 29 Jahren.

Leistner: (lacht) Das habe ich so auch nicht erwartet. Dass wir bei meinem Debüt dann auch noch Hertha mit 5:0 vom Platz gefegt haben, freut mich als ehemaliger Unioner doppelt. Es lief auch insgesamt gut für mich: drei Siege in vier Spielen - schade, dass jetzt die Pause kam. Es lief gut für den Verein und auch für mich.

SPORT1: Die Mannschaft gewann im Jahr 2020 fünf der acht Ligaspiele. Wie sehr ärgert es Sie, dass der Höhenflug durch Corona gestoppt wurde?

Leistner: Wir stehen auf Platz vier in der Rückrunden-Tabelle. Diesen Lauf hätten wir gerne fortgesetzt. Es heißt aber nicht, dass wir diesen Lauf nicht nach der Pause fortsetzen könnten. Wir haben viel Qualität in der Mannschaft.

So kam ich zu meinem Spitznamen "Big Friendly German"

SPORT1: In London erhielten Sie den Spitznamen "Big Friendly German". Wie kam es dazu?

Leistner: Die Arsenal-Fans nannten Per Mertesacker damals Big Fucking German. In Anlehnung daran wurde mein Kumpel Sebastian Polter, der ja mein Trauzeuge war, von den QPR-Fans so besungen. Für den Leistner haben sich die Fans dann Big Friendly German ausgedacht (lacht). Aber glauben Sie mir: Im Stadion wurde das anders gesungen. Das Wort "Fucking" ließen sich die Fans nicht nehmen. Sie sind sowieso ganz anders: Als Abwehrspieler wird man in England für ein hartes Tackling richtig gefeiert.

SPORT1: Sie gelten als kompromissloser Verteidiger. Wie würden Sie Ihre Spielweise selbst beschreiben?

Leistner: Wir müssen nicht drumherum reden, dass ich robust und kopfballstark bin. Franz Beckenbauer werde ich im Spielaufbau wohl nicht mehr. Es ist aber nicht so, dass ich keine lange Bälle spielen könnte, die zum Mitspieler kommen.

SPORT1: Glauben Sie daran, dass die Saison noch fortgesetzt wird?

Leistner: Von mir aus könnte es am Wochenende schon weitergehen. Einfach mal wieder ein Punktspiel bestreiten und einen Zweikampf führen, das wär's. Ich hoffe sehr, dass das Anfang Mai der Fall sein wird. Die DFL wird in Abstimmung mit der Regierung sicher eine gute Entscheidung fällen. Mit Geisterspielen könnten wir den Menschen vor dem Fernseher ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wenn das die einzige Lösung ist, dann müssen wir es machen.

SPORT1: Sie haben mit Köln in Gladbach das einzige Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte bestritten. Wie war es für Sie?

Leistner: Es ist schon einfacher, wenn ich meinem Vordermann oder Linksaußen Anweisungen geben kann und er mich auf Anhieb hört. Aber glauben Sie mir: Ich schreie lieber gegen 60.000 Fans an.

SPORT1: Sie sind großer Liverpool-Fan - wie sehr schmerzt es, dass die Reds nach 30 Jahren Meister werden könnten, aber die Saisonfortsetzung wackelt?

Leistner: Es gibt wenige Fußball-Romantiker, denen Liverpool nicht zusagt. Gerade mit Jürgen Klopp als Trainer bin ich noch mehr Fan. Ich hoffe, dass weitergespielt wird und Liverpool den Titel bekommt. Darauf hat die ganze Stadt seit 30 Jahren gewartet.

SPORT1: Ihr Leihvertrag mit dem 1. FC Köln läuft noch bis zum 30. Juni. Bei den Rangers haben Sie noch einen Vertrag bis 2021. Was passiert nach der Saison?

Leistner: Die Entscheidung liegt nicht bei QPR. Wir haben das Heft des Handelns in der Hand. Ich glaube nicht, dass ich zurückgehen werde. Zurzeit wird aber ohnehin nichts entschieden. Was mit mir passiert, das entscheidet in erster Linie der FC. Klar ist, dass ich in der Bundesliga bleiben will - und das am liebsten in Köln.