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1. FC Köln: Timo Horn über die Coronakrise, den Re-Start und Manuel Neuer

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1. FC Köln: Timo Horn über die Coronakrise, den Re-Start und Manuel Neuer

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Timo Horn: "Sind zu allem bereit"

Timo Horn erklärt bei SPORT1, welche Maßnahmen er über sich ergehen lassen würde, damit der Fußball wieder rollt. Zu Manuel Neuers Zukunft hat er eine klare Meinung.
Timo Horn spricht im exklusiven SPORT1-Interview über die Wichtigkeit von Geisterspielen für die Bundesligavereine. Außerdem spricht er über seine eigenen Ziele und seine fußballerische Zukunft.
Lukas Rott
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pberger
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von Lukas Rott, Patrick Berger

In  der Bundesliga rollt der Ball wegen der Coronakrise schon seit über einem Monat nicht mehr.

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Mit dem 9. Mai gibt es aber nun aber ein konkretes Datum, wann die Liga wieder loslegen könnte - wenn auch ohne Zuschauer.

Kölns Torwart Timo Horn verrät im SPORT1-Interview, welche Maßnahmen er und seine Mitspieler über sich ergehen lassen würden, damit die Liga tatsächlich bald ihren Betrieb aufnimmt.

Außerdem spricht Horn über die Coronakrise im eigentlich so lebensfrohen Köln, Torwarttraining unter den gegebenen Voraussetzungen und die Zukunft von Manuel Neuer.

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SPORT1: Herr Horn, ist ein konkretes Datum für den Re-Start der Liga vor allem wichtig für die Motivation?

Timo Horn: Es wäre schon schön, wenn man ein konkretes Ziel vor Augen hätte. Wann es wieder losgeht, wird sich sicherlich in den nächsten Tagen entscheiden. Grundsätzlich ist es als Sportler wichtig, ein Ziel zu haben, worauf man hinarbeiten kann. Auch für das Trainerteam ist es wichtig, um das Training vernünftig zu dosieren.

SPORT1: Wie sieht das Torwarttraining in Corona-Zeiten aus?

Horn: Das ist der Vorteil meiner Position, da hält man grundsätzlich immer Abstände ein. Deshalb kann man das eigentlich ganz normal weiterführen. Mit den Spielern zusammen ist es natürlich nicht möglich, in die Spielform zu gehen. Das ist für den Torwart im Training aber auch wichtig, um bestimmte Abstände – beispielsweise zur Abwehr – zu üben. Das können wir aktuell nicht machen. Das Training beschränkt sich meistens auf Torschussübungen. Auf dem Feld kann man viele Läufe und viel Passspiel machen. Aber alles, was mit Zweikämpfen zu tun hat, ist leider nicht möglich. Wir hoffen, dass das Anfang Mai wieder möglich ist.

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SPORT1: Wie war es, als Sie noch nicht auf den Trainingsplatz durften?

Horn: Ich habe schon gemerkt, dass einem der Ausgleich fehlt. Man scharrt mit den Hufen und möchte unbedingt wieder auf den Trainingsplatz. In den eineinhalb, zwei Stunden auf dem Platz muss man nicht über die Krise nachdenken, sondern kann befreit Fußballspielen. Das ist in so einer Zeit eine tolle Abwechslung.

Geisterspiele? "Das ist eine krasse Umstellung"

SPORT1: Wie sah Ihr Alltag unter dem Trainingsverbot aus?

Horn: Wir haben Pferde zu Hause, die bewegt werden müssen. So hat man ein wenig Abwechslung, wobei auch da vieles eingeschränkt ist. Darüber hinaus haben wir einen ordentlichen Trainingsplan mit nach Hause bekommen, der mit vielen Läufen verbunden war, auch für uns Torhüter. Das kann man aber nicht mit dem Trainingsalltag vergleichen.

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SPORT1: Sie haben im Derby gegen Gladbach schon die Erfahrung mit einem Geisterspiel gemacht. Wie war es?

Horn: Das ist etwas ganz anderes. Die Motivation, die man normalerweise aus der Unterstützung der Fans zieht, muss man aus sich selbst herausholen. Trotzdem geht es um drei Punkte, die darüber entscheiden, wo man am Ende der Saison steht. Deswegen ist das eine krasse Umstellung. Aber es ist extrem wichtig, dass wir die Spiele, die in Zukunft kommen, annehmen, so wie sie sind, und das Beste daraus machen. Geisterspiele sind besser als gar keine Spiele.

SPORT1: Unter vielen Fans sind die Geisterspiele nicht gerade beliebt, manche lehnen sie sogar strikt ab. Was sagen Sie dazu?

Horn: Grundsätzlich befinden wir uns alle in einer absoluten Extremsituation, die so noch nie dagewesen ist. Da gehen die Meinungen auch extrem auseinander. Es ist auch völlig in Ordnung, dass da jeder seine Meinung vertritt. Ich kann die Meinung der Fans absolut nachvollziehen. Uns Spielern wäre es auch lieber, wenn wir mit Zuschauern spielen würden. Nichtsdestotrotz gibt es da auch die andere Seite. Für viele Bundesliga-Vereine ist es überlebenswichtig, dass man die Saison zu Ende spielt und die Geisterspiele annimmt.

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SPORT1: Würden Sie sogar eine Dauer-Quarantäne für den Rest der Saison über sich ergehen lassen?

Horn: Auch da werden die Meinungen auseinander gehen. Ich wäre zu allem bereit, um dem Verein zu helfen und dafür zu sorgen, dass die Bundesliga weiterlaufen kann. Ich glaube, dass auch viele andere Spieler so darüber denken. Auf der anderen Seite haben viele Jungs auch Familie und Kinder zu Hause, die man dann für eine lange Zeit nicht sehen kann. Das ist natürlich schon hart und schränkt einen extrem ein.

"Im Verein halten wir alle sehr gut zusammen"

SPORT1: Würde es dann mit der Familie in die Quarantäne gehen?

Horn: Es gibt so viele Szenarien, die da überdacht werden. Wir stellen uns auf alles ein und sind auf alles vorbereitet.

SPORT1: Wie erleben Sie die gedrückte Stimmung im Umfeld?

Horn: Es ist eine extrem krasse Umstellung, allein wenn man einkaufen geht. Die Leute kommen einem mit Mundschutz und Handschuhen entgegen. Das hätte man sich vor zwei, drei Monaten nicht vorstellen können. Das zu verarbeiten, ist für jeden extrem hart. In meinem Umfeld habe ich auch Leute, die schon ihre Jobs verloren haben oder erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Das trägt allgemein zu einer negativen Stimmung bei. Man hofft, dass das bald vorbeigeht und die Armut in vielen Bereichen nicht zunimmt.

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SPORT1: Wie ist der Umgang des 1. FC Köln mit der Krise?

Horn: Im Verein halten wir alle sehr gut zusammen. Was man an Rückmeldungen auch von den Mitarbeitern bekommt, ist eigentlich alles sehr positiv. Wir als Mannschaft haben uns entschieden, auf einen Teil unseres Gehalts zu verzichten, um den einen oder anderen Ausfall von den Mitarbeitern auszugleichen. In so einer Situation, wird einem auch erstmal bewusst, wie viele Leute am FC hängen. Und die Mitarbeiter sind auf ihre Gehälter angewiesen.

SPORT1: Köln gilt als Stadt der Lebensfreude.Trifft sie die Pandemie doppelt?

Horn: Im Februar haben wir noch Karneval gefeiert. Da bekam man davon noch nichts mit. Eine Woche später ging das dann so allmählich los mit Einschränkungen, die dann immer extremer wurden. Das zu verarbeiten ist nicht leicht. Gerade für eine Stadt wie Köln, die für Lebensfreude steht. Davon ist aktuell wenig zu sehen. Auf der anderen Seite geben die Zahlen, die man mitbekommt, auch wieder ein Stück weit Hoffnung, dass es bald wieder behutsam hochgefahren wird. Darauf freuen wir uns jetzt schon.

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SPORT1: Haben Sie Angst vor einer zweiten Infektionswelle?

Horn: Ich glaube, dass wir in Deutschland gegenüber anderen Ländern den Vorteil eines sehr guten Gesundheitssystems haben. Da muss man sich als Bürger darauf verlassen, dass da sehr gute und kompetente Entscheidungen getroffen werden.

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SPORT1: Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Vereine?

Horn: Es gibt schon Vereine, wie Bayern München, die sehr gut aufgestellt sind. Die haben sehr gut gewirtschaftet und überstehen so eine Krise sicher. Auf der anderen Seite gibt es Vereine, denen sehr harte Zeiten bevorstehen, die sich in Zukunft weniger große Transfers leisten können und auf Investoren zurückgreifen müssen, um durch diese Zeit zu kommen. Ich glaube, dass wir beim FC sehr gut aufgestellt sind. Von daher hoffe ich, dass es nicht allzu viele Vereine treffen wird.

"Vom Torwartspiel gefällt mir Oblak mit am besten"

SPORT1: Wie sehen Sie die Auswirkungen der Unterbrechung auf den Kölner Schwung?

Horn: Unser Lauf wurde erstmal unterbrochen. Nichtsdestotrotz trainieren wir jetzt auch schon wieder sehr ordentlich. Der Trainer versucht, uns auf dem Level zu halten, auf dem wir konditionell waren. Das war ein Stück weit der Schlüssel zum Erfolg, dass wir den Gegner über 90 Minuten unter Druck setzen konnten. Ich glaube, das haben wir nicht verlernt. In den nächsten Wochen werden wir weiter daran arbeiten und intensiv trainieren. Deshalb glaube ich auch, dass wir nahtlos daran anknüpfen können.

SPORT1: Ganz anderes Thema: Wer ist für Sie momentan der bester Torwart der Welt?

Horn: Vom Torwartspiel gefällt mir Jan Oblak mit am besten. Er hat sich noch mal enorm entwickelt. Er ist ein sehr bodenständiger Torwart, von dem man vielleicht etwas weniger hört als von anderen. Aber er bringt sehr konstant seine Leistungen und verfügt über unheimlich gute Qualitäten.

SPORT1: Haben Sie Vorbilder auf der Torwartposition?

Horn: Früher war das immer Edwin van der Sar, der spielt aber nicht mehr. Man schaut natürlich auch auf Manuel Neuer, der das Torwartspiel neu geprägt hat. Von dem habe ich mir auch das eine oder andere abgeschaut. Auf der anderen Seite versucht man, auch seinen eigenen Stil zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln und an den Dingen zu arbeiten, bei denen ich mich noch verbessern kann.

SPORT1: Manuel Neuer befindet sich derzeit in Vertragsverhandlungen mit den Bayern. Wo sehen Sie seine Zukunft?

Horn: Ich gehe davon aus, dass er beim FC Bayern verlängern wird und halte das auch für die richtige Entscheidung. Er ist ja da inzwischen eine Institution, hat tolle Leistungen gezeigt und sich noch einmal extrem weiterentwickelt. Alex Nübel steht ebenfalls in den Startlöchern. Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird.

SPORT1: Unter Trainer Markus Gisdol hat sich der 1. FC Köln enorm weiterentwickelt. Wie beurteilen Sie seine Arbeit?

Horn: Die Trainingspläne in der Pause und die ersten Trainingseinheiten jetzt waren sehr intensiv. In dieser Woche hat er nochmal was draufgepackt, es ist noch intensiver. Die Spieler machen sehr viel im Ausdauerbereich. Ich glaube, dass er das nahtlos fortsetzen möchte, was er hier angefangen hat.

SPORT1: Was können Sie zu Ihrer eigenen Zukunft sagen?

Horn: Mein Herz wird immer an Köln hängen. Ich spiele seit 2002 beim FC, habe hier alle Jugendmannschaften durchlaufen. Ich bin hier Profi geworden und habe dem Verein sehr viel zu verdanken. Für mich bedeutet der FC alles. Nichtsdestotrotz darf man es nicht ausschließen, irgendwann mal einen anderen Weg einzuschlagen. Ich bin kein Freund von großen Versprechen, die man dann nicht einhalten kann. Ich fühle mich aktuell beim FC sehr wohl. Die Entwicklung bei mir und des gesamten Vereins geht in die richtige Richtung. Das wollen wir fortsetzen.