Auf den Rat von Uli Hoeneß zu setzen, war für viele Profis des FC Bayern eine gute Entscheidung.
Der Kaiser meldet sich zurück
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Ein gutes Beispiel dafür ist Franck Ribéry, auch für den früheren Stürmer Roque Santa Cruz war der Ex-Präsident "wie ein Vater".
Einer, der zumindest einmal nicht auf Hoeneß hörte, ist Jérôme Boateng. Im Mai 2019 sprach der heute 68-Jährige Klartext, als er von SPORT1 auf Boateng angesprochen wurde.
"Für ihn wäre es vielleicht besser, wenn er mal eine andere Luft genießen würde. Ich würde ihm raten, den FC Bayern zu verlassen. Er muss eine neue Herausforderung suchen. Und ich denke, dass das für ihn besser ist."
Doch obwohl sich nicht nur Hoeneß in diese Richtung äußerte und Boatengs Aussichten aussichtslos schienen, blieb der Weltmeister von 2014 beim Deutschen Rekordmeister, in erster Linie mangels Alternativen.
Inzwischen lässt sich feststellen: Boateng hat alles richtig gemacht. Der Abgeschriebene ist fast unverzichtbar - und hat immer noch ganz besondere Fähigkeiten.
Boatengs Traumpass leitet Bayerns Sieg ein
Über 50 Minuten tat sich der FC Bayern im Heimspiel gegen den FC Augsburg schwer. Von der Leichtigkeit der vergangenen Wochen, als Bayerns Fußball Erinnerungen an die Zeiten mit Pep Guardiola weckte, war wenig zu sehen.
Dann folgte Boatengs großer Auftritt. In der 53. Minute hatte der Innenverteidiger im Zentrum des Spielfelds zu viel Platz.
Boateng trieb den Ball nach vorne und chippte ihn auf Höhe des Randes des Mittelkreises gefühlvoll in den Strafraum. Der gestartete Thomas Müller erlief den Ball und schob ihn per Direktabnahme mit links ins Tor.
Philippe Coutinho gratulierte dem Torschützen, zeigte aber auch direkt auf den heraneilenden Boateng. Auch David Alaba klatschte dem 31-Jährigen mehrfach auf den Hinterkopf.
Beide hatten wohl den gleichen Gedanken: Was für ein Pass!
"Kaiser Jérôme" ist wieder da
Es war eine Szene, die an fast vergessene Zeiten erinnerte.
Etwa viereinhalb Jahren ist es her, als Müller Boateng als "Kaiser Jérôme" betitelt hatte, nachdem dieser mit einem grandiosen Zuspiel aus der eigenen Hälfte Bayerns 5:1-Sieg gegen den BVB eingeleitet hatte.
Die Süddeutsche sprach damals von "Kunstwerken aus dem britischen Fußball-Museum". Ein solcher Zauberpass war auch am Sonntag nötig, um die lästigen Augsburger zu knacken.
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Müller erklärte bei Sky: "Jérôme hat die Übersicht und das feine Füßchen für die Spielverlagerungen, und auch für den Tiefpass."
Fans feiern Boateng
Vorarbeit Boateng, Tor Müller. "Manche Dinge ändern sich eben nie", schrieb der Innenverteidiger auf Twitter passenderweise dazu.
In den Kommentaren feierten die Fans ihn als "Maschine" und freuten sich über die Rückkehr von "King Boa".
Augsburgs Keeper Andreas Luthe betonte bei Sky: "Am Ende ist es schon die Qualität von Bayern. Dieser Ball von Boa da rein, man kennt Thomas Müller für diese Läufe. Das machen sie einfach sehr, sehr gut."
Müller und Boateng plötzlich unverzichtbar
Dass beide in der entscheidenden Phase der Saison Leistungsträger der Münchner sein werden, war definitiv nicht abzusehen.
Müller schob unter Niko Kovac Frust, saß unter dem Ex-Coach mehrere Partien in Folge auf der Bank und verstand die Welt nicht mehr.
Mit Kovacs Entlassung folgte auch Müllers Befreiung.
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Bei Boateng waren die Aussichten noch schlechter. Die Bosse rieten ihm öffentlich zu einem Wechsel, mit Benjamin Pavard und 85-Millionen-Mann Lucas Hernández kam neue Konkurrenz, Niklas Süle war ohnehin gesetzt.
Rummenigge lobt Boateng
Doch Boateng kam topfit in die Vorbereitung und hinterließ dort einen guten Eindruck. Zu Saisonbeginn war er zwar nicht erste Wahl, doch er behielt Geduld.
Bereits am vierten Spieltag stand Boateng erstmals in der Liga über 90 Minuten auf dem Feld, es folgten wettbewerbsübergreifend 20 weitere Einsätze von Beginn an.
"Jérôme spielt wieder kontinuierlich seit einiger Zeit", erklärte Karl-Heinz Rummenigge zuletzt: "Ich finde, speziell unter Hansi Flick hat er wieder Stabilität an den Tag gelegt."
Hernández muss sich hinten anstellen
Kein Wunder, dass auch sein Sportdirektor nicht zum ersten Mal ins Schwärmen geriet.
Boateng spiele "sehr, sehr gut", sagte Hasan Salihamidzic auf SPORT1-Nachfrage, seine Entwicklung seit dem Theater im Vorjahr sei ebenso "sehr gut".
Bemerkenswert: Profitierte Boateng in der Hinrunde noch von einigen Verletzungen, bekommt er inzwischen auch regelmäßig den Vorzug vor dem wiedergenesenen Hernández.
An einem Kaiser muss eben auch ein Rekordeinkauf erst einmal vorbeikommen.