Seit zwei Wochen ist er der neue Cheftrainer beim FC Augsburg - doch er hat mit seiner Mannschaft noch nicht einmal ein Testspiel bestreiten dürfen.
Corona: So duschen Liga-Profis jetzt
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Er würde so gerne richtig loslegen - doch im Gegensatz zu anderen Bundesliga-Vereinen, die im Zuge der Coronakrise ausschließlich auf das individuelle Home-Engagement ihre Profis setzen, praktiziert Heiko Herrlich (wie auch der VfL Wolfsburg) zumindest ansatzweise ein Mannschaftstraining.
Im Interview mit dem FCA-Fan-TV hat der 48-Jährige nun den teilweisen Wiederbeginn der Trainingseinheiten in der Fußball-Bundesliga trotz der anhaltenden Pandemie verteidigt.
"Natürlich macht es allen mehr Spaß, wenn ein Ball dabei ist", sagte Herrlich.
Herrlich: "Von 100 auf Null eine Katastrophe"
Er hoffe, die restlichen Saison-Spiele mit dem Tabellen-14. doch noch auszutragen, "und darauf wollen wir bestens vorbereitet sein. Als Leistungssportler von 100 auf Null zu fahren, ist eine Katastrophe." Man könne viele Vorgaben machen für ein Heim-Training, aber "der Gruppendruck" sei effizienter.
Wichtig ist Herrlich auch der psychologische Faktor: "Es ist ja wichtig für die Jungs, dass man im Gespräch bleibt, seine Sorgen und Ängste teilt."
Dass der Verein und Trainerstab mit ihm vorneweg dabei alle Sicherheitsmaßnahmen berücksichtige, um Ansteckungen zu verhindern, steht für den Trainer über allem - auch wenn er zugibt, man könne "natürlich nie komplett ausschließen, das sich jemand etwas holt."
Dennoch hält Herrlich seine Trainingsart auch in der jetzigen Ausnahmesituation für richtig: Dabei gehe es um "Abschlüsse, Pass- und Laufformen, bei denen man sich nicht zu nahe kommt." Spielformen dagegen blieben außen vor, stattdessen werde taktisch und athletisch gearbeitet. "Zweikämpfe vermeiden die Spieler ganz."
So wird geduscht beim FCA
Gleiches gilt für den Kontakt nach dem Training. Herrlich hat die Mannschaft angehalten, sich "dann aus dem Weg zu gehen. Das Stadion ist groß, wir nutzen unter anderem die Heim-, Gäste- und Schiedsrichterkabinen, um das Risiko in Gruppen so klein wie möglich halten."
Und wie steht es um die Hygiene nach vollendeter Übungseinheit? Geduscht wird nach Möglichkeit nur allein, beim Mittagessen sitzt jeder an einem Einzeltisch. "Trotzdem kann man so miteinander kommunizieren", so Herrlich.
Der frühere Liga-Top-Stürmer (Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund), der vor gut 20 Jahren an einem bösartigen Hirntumor erkrankt war und davon wieder genesen konnte, zieht auch Kraft aus seinem persönlichen gesundheitlichen Schicksalsschlag.
"Für uns ist es ein Riskomanagement - was geht man ein, was nicht? Aber ein gewisses Restrisiko gibt es immer. Ich habe absolutes Gottvertrauen, dass alles wieder gut wird", sagt der gläubige Katholik.