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Klinsmann wieder auf der Flucht
Spätestens heute müsste der Einzelhändler mit Sitz in Dortmund eigentlich sein ganzes Geld zurückverlangen. Beide Seiten stünden für Werte wie "Einsatzbereitschaft, Teamgeist und Bodenständigkeit", bejubelt ein PR-Text auf der Homepage des Hauptstadtklubs die Zusammenarbeit. Jeder kann das nachlesen. Ist aber leider falsch.
Wenn Hertha gerade etwas nicht ist, dann: einsatzbereit. Von Teamgeist geprägt. Und schon gar nicht ist Hertha: bodenständig.
Der Klub, der mit den fetten Schecks von Neu-Investor Lars Windhorst durchstarten soll, der diesen Winter Spieler für sage und schreibe 80 Millionen Euro holte, der Klub, der Berlin reich und sexy machen will, ist erst mal hart gelandet. Und unsexyer denn je. Herthas Spielerkader wirkt nach verschiedenen chirurgischen Eingriffen seines neuen Ex-Trainers Jürgen Klinsmann innerlich zerrissen und dümpelt auf Platz 14. Einsatzbereit ist etwas anderes.
Im Grunde verkörpert Hertha damit zurzeit all das, was Gegner der Kommerzialisierung des Fußballs immer wieder anprangern: Sobald das Geld regiert, sagen sie, geht der Anstand verloren und alles den Bach runter. Chef-Bachruntergeher ist seit diesem Dienstag Klinsmann. Er kam nach Berlin, sah - und ging gleich wieder.
Klinsmann tauschte sich noch mit Fans aus
Man fragt sich wirklich, was mit dem Fußball los ist. Erst vor zwei Wochen ehrten sie Friedhelm Funkel in Düsseldorf: Er ist dort Trainer des Jahres. Einen Tag später feuerten ihn seine Bosse. Neu-Rentner Funkel ahnte das schon, als er merkte, dass keiner seiner Chefs zur Ehrung kam.
Aus heutiger Sicht muss man sagen: Immerhin hatten die Fortuna-Chefs wenigstens die Größe, sich Stunden vor der Kündigung nicht auch noch bei ihm einzuschleimen.
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So ähnlich war's dafür jetzt bei der Hertha: Am Montagnachmittag hatte Jürgen Klinsmann seinen üblichen Auftritt bei Facebook live. Bester Laune und vor einer weißen Schrankwand sitzend, erläuterte er den Fans die Fortschritte, die seine Hertha mache. Klinsmann lachte viel, war locker drauf und beantwortete sogar kritische Nachfragen. Einmal lobte er den "tollen Zusammenhalt innerhalb der ganzen Mannschaft".
Nur er selbst hielt nicht zusammen. Etwa 16 Stunden später trat der kalifornische Schwabe zurück. Und das ist Wasser auf die Mühlen jener Klinsi-Kritiker, die ihn für jemanden halten, der immer ein falsches Spiel spielt, und der stets entweder an seiner Sturheit scheitert (siehe Trainerzeit beim FC Bayern) oder keine Lust hat, seine Projekte zu Ende zu bringen (siehe Abschied als Nationaltrainer nach der WM 2006).
Klinsmanns Schlussworte blanker Hohn für Hertha-Fans
Dabei halten die anderen, die Fans des Mannes, der als Spieler Weltmeister wurde, so große Stücke auf ihn. Aber was sollen sie jetzt denken?
Wie beantwortet er die Fragen, die er mit seiner Flucht aufgeworfen hat: Wie passt der Klinsmann, der bei der WM 1990 Nationalheld wurde, als er nach der Roten Karte für Sturmkollege Rudi Völler gegen die Niederlande bis zur totalen Erschöpfung alles gab, der keine Tausendstelsekunde ans Aufgeben dachte, wie passt dieser Klinsmann zum Klinsmann, der nichts zu Ende bringt?
Womöglich gar nicht. Der 55-Jährige veröffentlichte am Dienstagmorgen jedenfalls einen lapidaren Abschiedsbrief auf Facebook, den er auch noch mit einem "Ha-Ho-He" abschloss. Das klang für wahre Hertha-Fans wie blanker Hohn.
Der Hertha-Schlachtruf "Ha-Ho-He - Hertha BSC" ist nämlich Tradition pur. Er entstand vor über 92 Jahren, also vor fast 34.000 Tagen.
"Ha-Ho-He" ist das glatte Gegenteil von Klinsmann. Der beendete das Kapitel Hertha-Trainer nach 76 Tagen.