Der selbsternannte "Big City Club" Hertha BSC hat die nächste herbe Heimpleite kassiert und taumelt in dieser Form der Abstiegszone entgegen. Gegen einen offensiv effizienten 1. FC Köln gingen äußerst konteranfällige und teils hilflose Berliner mit 0:5 (0:3) unter. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Desolate Hertha geht gegen FC unter
Jhon Córdoba (4./22.) legte mit seinen Saisontoren acht und neun früh den Grundstein für den so wichtigen Kölner Sieg und die dramatische Berliner Pleite, Florian Kainz (39./62.) und Mark Uth (70.) besiegelten später den Dreier, durch den der FC an den punktgleichen Berlinern (26) vorbeizog. Seit der Jahrtausendwende ist es der erst dritte Sieg für die Domstädter am Karnevalswochenende, in den vorigen 19 Partien hatte Köln nur beim FC Bayern (2009) und beim FC Ingolstadt (2019) gewonnen. (Service: Tabelle der Bundesliga)
"Die Kölner hätten von der Mittellinie schießen können, die Dinger wären auch reingegangen. Es war ein Tag, an dem nix geht", sagte Hertha-Kapitän Niklas Stark bei Sky: "Da hat man nicht besonders Bock, in die Kurve zu gehen." Mitspieler Marius Wolf fügte an, er habe "noch nie so ein schlechtes Spiel gemacht. Wir waren gar nicht auf dem Platz".
Córdoba trifft doppelt
Für die Berliner, die eine Woche nach dem 2:1-Sieg beim SC Paderborn in der Vorwoche wieder nach unten schauen müssen, ist es die erste Niederlage nach dem spektakulären Rücktritt von Ex-Trainer Jürgen Klinsmann. Zudem stehen nur elf Punkte aus zwölf Heimspielen zu Buche. Bereits am kommenden Freitag ist die Mannschaft von Interimscoach Alexander Nouri bei Fortuna Düsseldorf gefordert, dem nächsten direkten Keller-Rivalen.
Vor 46.207 Zuschauern bemühte sich Hertha zu Beginn um Ballkontrolle und ein geordnetes Passspiel, da kam die frühe Führung der Gäste zur Unzeit. Córdoba veredelte einen rasanten Konter, den Santiago Ascacíbar noch leicht abfälschte. (Service: Ergebnisse und Spielplan)
Die Berliner suchten immer wieder die Lücke auf der linken Seite, nur selten kamen sie über Maximilian Mittelstädt durch. Dessen Hereingabe (17.) war in der Anfangsphase die aussichtsreichste Hertha-Chance, in der Mitte war jedoch keiner der Angreifer zur Stelle. Nachdem Kölns Florian Kainz nur Sekunden danach an Jarstein scheiterte, machte es Cordoba besser: Eine Flanke von Ismail Jakobs köpfte der Kolumbianer wuchtig ins Netz.
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Jarstein kassiert Slapstick-Gegentor
Die Berliner waren in der Folge dem schnellen Umschaltspiel der Gäste ausgeliefert. Die schwache Hertha-Leistung gipfelte im 3:0, mit dem Jarstein auf jeder Karnevalsveranstaltung auftreten könnte. Wieder war Córdoba durch, doch Jarstein baute sich vor ihm auf, so dass Córdoba abdrehen musste und den Ball auf Florian Kainz querlegte.
Der Österreicher kam, nicht gestört von mehreren Herthanern, zum Schuss, traf den Ball aber nicht platziert. Der Ball rollte flach zentral auf das Tor, wo ihn der wieder zurückgeeilte Jarstein parieren wollte. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Doch der Norweger brachte das unfassbare Kunststück fertig, sich selbst anzuschießen - von seinem Schienbein prallte der Ball an den Pfosten, wieder zurück zu Jarstein und dann ins Tor.
Zunächst sah es so aus, als ob Jarsteins Slapstick-Einlage ohne Folge bleiben sollte: Schiedsrichter Daniel Schlager hatte zunächst eine vermeintliche Abseitsstellung Córdobas geahndet. Doch nach Intervention des Videoassistenten gab er schließlich den Treffer. Mit 0:3 ging es in die Pause.
Köln nach Zusammenprall in Sorge um Czichos
Ein Wermutstropfen für die Gäste war die möglicherweise schwere Verletzung von Abwehrchef Rafael Czichos.
Nach einem Zusammenprall mit Herthas Marko Grujic (41.) musste der Verteidiger auf einer Trage abtransportiert und ins Krankenhaus gebracht werden. Danach hätte Ellyes Skhiri (45.+3) hätte gar auf 4:0 erhöhen müssen, er löffelte einen Freistoß von Mark Uth aus nächster Nähe über das Tor.
Nach der Pause kam Berlin wesentlich aktiver aus der Kabine. Grujic (48.) hatte per Kopf die erste richtige Torchance nach Flanke des eingewechselten Vladimir Darida, FC-Schlussmann Timo Horn parierte stark mit einer Hand.
Als Kainz später den nächsten Kölner Konter mit Leichtigkeit verwandelte und Uth per direktem Freistoß traf, war der Widerstand der Gastgeber endgültig gebrochen - und das Debakel für die Hauptstädter perfekt.