Für Borussia Dortmund zählen aktuell nur Ergebnisse - das "Wie" ist eher zweitrangig.
Die Formkrise der BVB-Achse
© SPORT1-Montage: Marc Tirl/Getty Images
"Das war in der zweiten Halbzeit einfach nur Leiden und Kampf. Den haben wir angenommen und die drei Punkte gehören uns", sagte BVB-Kapitän Marco Reus nach dem in Unterzahl errungenen 2:1-Sieg bei Hertha BSC.
Der Glanz verblasst, der Kampf dominiert. Doch warum tut sich das Team von Trainer Lucien Favre aktuell so schwer?
Noch vor einem Jahr stürmten die Dortmunder angeführt von der Achse um Torhüter Roman Bürki, sowie Abräumer Axel Witsel, Regisseur Marco Reus und Knipser Paco Alcácer durch die Liga.
Aktuell suchen vor allem die Führungsspieler der Vorsaison nach ihrer Form - woran liegt das und woran ist das abzulesen? SPORT1 geht den Dortmunder Formschwankungen anhand von Opta-Daten auf den Grund.
- Bürki kein sicherer Rückhalt mehr
Der BVB hat in dieser Saison schon 19 Gegentore kassiert, die meisten aller Teams unter den Top 7 der Tabelle. Ein Grund dafür ist die momentane Verfassung von Torhüter Roman Bürki, der aktuell nicht den starken Rückhalt verkörpert.
Nur zwei Mal blieb der Schweizer ohne Gegentor, wobei er beim 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach vorzeitig angeschlagen ausgewechselt werden musste. Verletzungsbedingt verpasste er zudem bereits drei Bundesligapartien.
Bürkis Bilanz hat sich im Vergleich zur vorherigen Spielzeit verschlechtert: Im Schnitt kassierte der 29-Jährige pro Partie ein halbes Gegentor mehr.
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Seine Vorderleute lassen aktuell pro Ligaspiel zwei gegnerische Torschüsse mehr zu, Bürki pariert aber durchschnittlich einen Schuss weniger. Lag seine Abwehrquote in der Spielzeit 2018/19 noch bei starken 69 Prozent, hat er mit aktuell 49 Prozent den schwächsten Wert aller Stammkeeper (mit mehr als zehn Einsätzen) zu verzeichnen.
- Witsel sucht seine neue Rolle
Im Vorjahr lief der Spielaufbau über Axel Witsel. Der Belgier hatte am Saisonende beim BVB mit Abstand die meisten Ballaktionen (89) und Pässe (75) pro Spiel in seiner Bilanz stehen.
Nun ist er dieser Rolle weitestgehend beraubt, weil sich Rückkehrer Mats Hummels als Abwehrchef auch um die Spieleröffnung kümmert. Witsel agiert dadurch deutlich offensiver, hat mit jetzt schon sechs Torbeteiligungen eine mehr als in der gesamten Vorsaison gesammelt.
Dieser durchaus positive Aspekt geht allerdings zu Lasten seiner Abräumerqualitäten. Zählte der defensive Mittelfeldspieler in der vergangenen Spielzeit mit 63 Prozent gewonnener Zweikämpfe noch zu den stärksten der Liga, ist seine Quote aktuell auf 52,8 Prozent gesunken.
- Regisseur Reus ohne entscheidende Impulse
BVB-Kapitän Reus läuft aktuell seiner Galaform der Vorsaison hinterher. 25 Torbeteiligungen standen am Ende zu Buche, darunter acht Torvorlagen. Aktuell ist Reus zwar mit sechs Treffern Dortmunds Toptorjäger, dafür steht in punkto Assists noch die Null.
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Mit der Verpflichtung von Thorgan Hazard und Julian Brandt hat sich der BVB im Sommer in der Kreativ-Abteilung breiter aufgestellt - Reus' Aktionsradius dadurch aber offenbar auch etwas eingeschränkt.
Der Offensivstar initiiert aktuell nur noch halb so viele Großchancen wie in der Vorsaison. Immerhin: Die Quote seiner erfolgreichen Dribblings konnte er um acht Prozentpunkte auf 46 Prozent steigern.
- Alcácers Quote sinkt, Götze kein Faktor
In der Sturmspitze betrieben in der vorherigen Saison Paco Alcácer und Mario Götze ein erfolgreiches Jobsharing. Während der 2014er-WM-Held mit engagiertem Einsatz die gegnerische Abwehr mürbe spielte und mit 14 Torbeteiligungen seine beste Saison seit seiner BVB-Rückkehr spielte, glänzte Alcácer als Edeljoker.
Aktuell ist Götze fast komplett außen vor, stand nur 370 Bundesliga-Minuten auf dem Feld, erzielte dabei aber immerhin zwei Tore.
Der von Verletzungen geplagte Alcácer steht immerhin schon bei fünf Saisontoren. Doch die Zeiten, in denen fast jeder Schuss ein Treffer war, sind vorbei. Benötigte der Spanier im Vorjahr noch im Schnitt nur 67 Minuten für ein Tor, landete in der laufenden Saison nur alle 104 Minuten ein Alcácer-Abschluss im Netz.
Man sieht: Praktisch alle Leistungsträger der Vorsaison haben in dieser Spielzeit mit sich selbst zu kämpfen. Es gibt noch viel zu tun, bis aus Leiden und Kampf wieder Dominanz wird.