Den Start verschlafen, am Ende zu leichtfertig.
Neuer sieht Kopfproblem bei Bayern
Der FC Bayern München bringt sich selbst um den Lohn einer über weite Strecken guten Leistung beim FC Augsburg. Mit einem Sieg hätte die Elf von Niko Kovac die Tabellenführung in der Bundesliga übernommen. Dementsprechend bedient war der Trainer nach dem 2:2 in der WWK-Arena.
Zu allem Überfluss kam dann auch noch die schwere Knieverletzung von Abwehrchef Niklas Süle, der nach rund zehn Minuten vom Feld musste. "Es kann sein, dass die Kreuzbänder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ich will da noch keine Prognose abgeben. Er sah auf jeden Fall nicht gut aus in der Halbzeitpause, war sehr traurig. Er hatte schon mal einen Kreuzbandriss. Er war nicht positiv", berichtete Kovac nach dem Spiel.
Am Sonntagmorgen bestätigten die Bayern die schlimmsten Befürchtungen: Kreuzbandriss, Süle wird lange pausieren müssen, sogar die EM ist in Gefahr.
Kovac sauer wegen schlafmützigem Bayern-Start
Vor allem der schlafmützige Start seines Teams machte Kovac sauer. "Nach 28 Sekunden und in der 90. Minute, das darf nicht passieren. Wir haben darauf hingewiesen und da müssen wir einfach da sein", monierte er nach dem Spiel bei Sky.
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Auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic zeigte kein Verständnis für das frühe Gegentor durch Marco Richter. "Als wir herausgekommen sind, waren wir einfach nicht da. Das darf uns nicht passieren. Das ist uns letztes Jahr hier passiert, das ist uns dieses Jahr wieder passiert. Das ist nicht bayern-like. Das müssen wir verbessern", schimpfte Salihamidzic nach dem Spiel in der Mixed Zone.
Dennoch sahen sowohl Kovac als auch Salihamidzic ein insgesamt gutes Spiel ihres Teams. "Wir haben 15 Torchancen gehabt. Wir haben 78 Prozent Ballbesitz, haben gut gespielt, den Ball laufen lassen, Kontrolle gehabt. Aber wir haben eben die Tore nicht gemacht. Darüber bin ich enttäuscht", erklärte Salihamidzic. "Zwei Torschüsse, zwei Tore, wir gefühlt 25. Das ist zu wenig", ergänzte Kovac. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wollten sich nach dem Spiel nicht äußern.
Die Bayern vergaben vor allem in Halbzeit zwei beste Chancen, hätten das Spiel früh entscheiden müssen. "Wir sind selber schuld, wir waren zu fahrlässig. Das müssen wir besser machen", haderte Serge Gnabry, der den ersten Treffer von Robert Lewandowski auflegte und den zweiten selbst erzielte, bei Sky.
Thomas Müller wird zur tragischen Figur
Gnabry, Philippe Coutinho, Kingsley Coman: Sie alle hätten mit ihren Chancen für einen souveränen Sieg des Rekordmeisters sorgen können, doch scheiterten am Pfosten oder am glänzend aufgelegten Augsburger Schlussmann Tomas Koubek.
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Eine der tragischen Figuren bei den Bayern war auch Thomas Müller. Das Sorgenkind der Münchner wurde rund zehn Minuten vor Schluss eingewechselt und hätte mit zwei Riesenchancen die Partie im Alleingang entscheiden können.
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In der 90. Minute schob Müller den Ball freistehend vorbei. Die - neben der Verletzung von Niklas Süle - dramatischste Szene des Spiels ereignete sich dann in der Nachspielzeit. Die Bayern fuhren den nächsten Konter, Müller spielte einen schlampigen Querpass, im Gegenzug fingen sich die Münchner das 2:2.
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Eine Szene, die Kovac ganz besonders wurmte. "Wir haben einen Riesenkonter, haben ein Drei-gegen-Zwei und spielen einen unglaublichen Fehlpass - und dann geht die Post ab. Es sind gefühlt 100 Meter bis zu unserem Tor. Da kann man alles wieder flicken. Das müssen wir hinbekommen. Wir müssen zusehen, dass solche Situationen nicht entstehen."
Auf die Frage nach der Entscheidung, Müller trotz der Länderspielstrapazen von Coutinho erneut nicht von Beginn an zu bringen, erklärte Kovac lediglich: "Die Entscheidung habe ich getroffen. Und ich finde, es war die richtige Entscheidung." Seine Spieler seien frisch gewesen. Die Mannschaft, die auf dem Platz stand, habe es gut gemacht, sich lediglich nicht belohnt.
Neuer sieht Kopfproblem
Kapitän Manuel Neuer sah derweil ein tieferes Problem. "Ich denke, dass es ein Kopfproblem ist. Wenn man sieht, wann die Gegentore fallen. Wenn man einfach hinterherläuft und sich die Punkte am Ende klauen lässt, ist es nicht bayern-like", legte der Torwart den Finger in die Wunde. Es habe schon eine gewisse Bedeutung, dass die Gegentore nach wenigen Sekunden und in der letzten Spielminute gefallen seien.
"Ich will nicht sagen, dass es überheblich ist, aber es ist schon ein bisschen lässig und vielleicht zu selbstbewusst, dass hier nichts passieren kann. Die Situationen sprechen für sich", meinte Neuer.
Auch die vielen Ballverluste ärgerten den Bayern-Keeper: "Natürlich können Ballverluste passieren. Keiner ist frei von Fehlern. Das gehört zu einem Spiel dazu, wenn man mutig und risikoreich spielt. Dennoch ist es viel zu häufig der Fall."
Dass mit dem Champions-League-Spiel bei Olympiakos Piräus am Dienstag direkt die Chance auf Wiedergutmachung wartet, sah Neuer grundsätzlich positiv, aber es sei "im Moment schwer, an das nächste Spiel zu denken, weil der Frust einfach da ist".
Damit dürfte er am Samstagabend in den Katakomben des Augsburger Stadions nicht alleine gewesen sein.