Die Zeit der nächtlichen Casinobesuche ist vorbei, Amine Harit nutzt seine zweite Chance.
Wie Wagner Harit in die Spur bekam
"Die vielen schlechten Dinge sind Vergangenheit, ich schaue nach vorne", sagte der Marokkaner nach seinem Geniestreich zum 2:1 (1:0)-Sieg von Schalke 04 gegen den FSV Mainz 05 - und bedankte sich bei seinem Töchterchen Alijah: "Sie ist das schönste Geschenk, sie hat mich ruhiger gemacht."
Aus dem Enfant terrible, das sich nach einem Verkehrsunfall mit Todesfolge in seiner Heimat bei den Königsblauen mit seinen Eskapaden ins Abseits gedribbelt hatte, ist ein verantwortungsvoller Familienvater geworden. "Ich muss jetzt arbeiten", betonte der 22-Jährige und fügte lachend an: "Und zu Hause das Essen auf den Tisch bringen."
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"Ich fühle das Vertrauen"
Doch nicht nur die Geburt seiner Tochter Ende Mai hat Harit verändert, auch der neue Trainer David Wagner. "Ich fühle das Vertrauen", sagte der Offensivspieler, "ich habe keine Angst, den Ball zu verlieren, ich fühle mich frei auf dem Platz - mit 100 Prozent Selbstvertrauen."
Was das bewirkt, zeigte Harit mit seinem Siegtor kurz vor Schluss, als er den Ball mit dem rechten Außenrist ins lange Eck zirkelte (89.): "Es war das schönste Tor, das ich je geschossen habe." Für Wagner war es "ein genialer Moment".
Der Coach hatte sich den Schalker Problemprofi, der eigentlich schon auf der Verkaufsliste stand, noch vor dem ersten Training der Saison zur Brust genommen. In einem Vier-Augen-Gespräch machte er ihm klar, was er von ihm erwartete: mehr Effektivität, mehr Defensivarbeit und vor allem eine professionelle Einstellung.
Dritter Sieg in Folge
"Er ist an diese Dinge drangegangen", berichtete Wagner nach dem dritten Schalker Sieg in Folge. Das ursprünglich geplante zweite Gespräch fand nie statt - es war überflüssig.
"Ich habe alles verändert", sagte Harit, der gegen Mainz nicht nur wegen des Last-Minute-Treffers zum Matchwinner wurde. Schon die Führung durch Suat Serdar hatte er mit einem genialen Pass vorbereitet (36.). Der Marokkaner setzte damit seine starken Leistungen in dieser Saison fort: Beim 5:1 vor einer Woche in Paderborn hatte er zwei Tore erzielt, aber auch schon beim 0:0 zum Saisonauftakt in Mönchengladbach hatte er mit den meisten Sprints, den meisten intensiven Läufen und den zweitmeisten Kilometern überzeugt.
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Dass aber vor allem Tore und Assists "für einen Offensivspieler wichtig" sind, weiß auch Harit. Vier Torbeteiligungen in den letzten beiden Spielen sind mehr als in den 33 Bundesligapartien zuvor, in denen er es nur auf ein Tor und zwei Vorlagen brachte.
"Er spielt wie auf der Straße mit seinen Kumpels zusammen", meinte Sascha Riether, in der vergangenen Saison noch sein Teamkollege, jetzt Leiter der Schalker Lizenzspielerabteilung: "Wir haben gesagt, wir geben ihm noch eine Chance, und er zahlt es jetzt zurück."