Es gibt sie noch, die unvermuteten Helden des Fußballs.
Das Märchen des BVB-Schrecks
Ein "modernes Märchen", "Unions größte Überraschung" verkörpere dieser Marius Bülter, schrieb eben erst die Berliner Zeitungen - und das bevor der Stürmer von Union Berlin mal eben Borussia Dortmund von der Tabellenspitze schoss.
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Der 26-Jährige erzielte beim 3:1-Sensationssieg des Aufsteigers über den BVB zwei Tore, war der unbestrittene Mann des Abends an der Alten Försterei.
"Es ist für mich besonders, wunderschön, wie Bülti hochgekommen und ganz klar gezeigt hat, was nötig ist, um in so einem Topspiel gegen einen der besten Gegner in Europa so ein Spiel zu gestalten", verneigte sich Teamkollege Neven Subotic, der frühere Dortmunder, nach dem Gala-Auftritt des Senkrechtstarters – der eigentlich bei einem Drittligisten angestellt ist.
Von der Regionalliga in die Bundesliga
Noch bis Mitte 2018 hatte der 1,88-Meter-Mann aus dem westfälischen Ibbenbüren in der Regionalliga gespielt. Er war Leistungsträger beim SV Rödinghausen, mit dem er vier Jahre zuvor aus der Oberliga Westfalen aufgestiegen war (und der im vergangenen Jahr als Pokalgegner des FC Bayern zu bundesweiter Prominenz kam).
Bülter wechselte dann mit der Empfehlung der Torjäger-Krone zum 1. FC Magdeburg in die 2. Bundesliga (32 Spiele, 4 Treffer), nach dem Abstieg des Teams wurde er mit Kauf-Option an Union verliehen.
Dort eroberte sich der robuste Angreifer unerwartet einen Stammplatz bei Trainer Urs Fischer.
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Bülters Aufstieg ist ein Fest für Fußball-Romantiker: Spätes Profi-Debüt mit 25, niemals hat er in einem Nachwuchsleistungszentrum trainiert, neben seiner Karriere schloss er ein Maschinenbau-Studium ab. "Derzeit komme ich noch gar nicht so dazu, dass alles zu begreifen", sagte er schon vor dem Doppelpack. Jetzt wird er noch weniger Zeit dafür haben.
"Es ist ein mega-geiles Gefühl"
"Dass die beiden Torschüsse, die ich heute abgegeben habe, beide reingegangen sind, war natürlich auch ein bisschen Glück", sagte Bülter nach dem Spiel bei Sky: "Aber es ist ein mega-geiles Gefühl."
Der einstige Weltfußballer Lothar Matthäus war vor allem von Bülters zweitem Tor beeindruckt: Wie geistesgegenwärtig er den Abpraller von Sebastian Andersson verwertete, nannte Matthäus "weltklasse".
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Wichtiger, als sich selbst zu feiern, war ihm allerdings die Würdigung der Fans des eingeschworenen Köpenicker Klubs: "Es ist überragend, wie alle hier zusammenhalten. Man hat das gesehen, als wir von Leipzig auf den Sack bekommen haben. Die Fans haben uns danach auch super unterstützt. Aber das heute, das toppt noch einmal alles."
Was Bülter geschafft hat, der Coup gegen Dortmund generell: Es hat das Zeug zum Erweckungserlebnis, das den Underdog der Bundesliga zu weiteren Großtaten inspiriert. So sieht es auch Subotic: "Für uns ist das ein Schlüsselspiel, weil wir uns selbst, den Fans und der Stadt gezeigt haben, dass wir angekommen sind."