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SC Paderborn: Steffen Baumgart über Kovac und seine Ziele

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SC Paderborn: Steffen Baumgart über Kovac und seine Ziele

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Baumgart: Wollen Gegner nerven

Mit Paderborn gelang Steffen Baumgart der Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga. Bei SPORT1 spricht er über die anstehende Herausforderung - und seine Person.
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Reinhard Franke
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Steffen Baumgart hat Paderborn wachgeküsst. 2017 holte ihn der ehemalige Paderborner Sportdirektor Markus Krösche, der in dieser Sommerpause zu RB Leipzig wechselte, zum damaligen Drittligisten SC Paderborn.

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Baumgart gelang mit seinem Team der Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga. Er überraschte Fans und Experten gleichermaßen, denn die Ostwestfalen sind die erste Profistation für den 47-Jährigen. 

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Im SPORT1-Interview spricht Baumgart über die Ziele in der neuen Saison, Bayern-Coach Niko Kovac - und seine Person.

SPORT1: Wie fühlen Sie sich vor Ihrer ersten Bundesliga-Saison als Trainer?

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Baumgart: Ich fühle mich gut. Das hat aber nichts mit der ersten Bundesliga-Saison zu tun, sondern weil ich mit prima Jungs arbeiten kann. Sie haben richtig Bock und wollen das umsetzen, was wir ihnen vorgeben und das macht einfach Riesenspaß. Wir haben zudem sehr gute Bedingungen und deswegen freue ich mich, dass es endlich losgeht.

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SPORT1: Wenn man sich Ihre Vita als Trainer anschaut, dann waren da keine großen Kaliber dabei. Plötzlich sind Sie Bundesligatrainer. Wie gehen Sie damit um?

Baumgart: Meine Vita sagt vor allem aus, dass ich Spaß am Trainerjob habe. Für mich ist es nicht entscheidend, in welcher Liga ich welche Mannschaft trainiere, sondern dass ich mit Freude dabei bin. Darin sehe ich den Inhalt für mich. Ich will einfach nur Trainer sein und das so erfolgreich wie möglich und so lange wie möglich. Deshalb habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wo mein Weg hinführt. Am Ende weiß ich sowieso, wie schnell das geht. Heute wirst du gefeiert, morgen vielleicht nicht mehr. Es geht mir mit meinem Team darum, die Jungs weiterzuentwickeln. Das ist für mich das Größte.

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SPORT1: Das Trainer-Geschäft wird immer schnelllebiger. Wie sehen Sie das?

Baumgart: Aber ist das nicht ein Problem der Medien und nicht der Trainer?

SPORT1: Das müssen Sie bitte erklären...

Baumgart: Ich hoffe, dass ich in einem Jahr immer noch so offen zu SPORT1 sprechen kann und mich nicht verstecken muss, nur weil ich etwas direkter gesagt habe und es jemand falsch aufgefasst hat. Ich versuche, mir zu bewahren, dass ich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Leider gibt es viele Neider, die das bewusst falsch auffassen. In Deutschland freut man sich leider mehr über Misserfolg einer anderen Person als über Erfolg. Das ist der Grund, warum wir sehr schnell kritisiert werden. Wir haben in der Vorbereitung gegen Lazio Rom gespielt und hinterher wollten mir Leute erklären, was man besser machen kann und wo ich ansetzen soll. Da habe ich nur gesagt: 'Leute, wisst ihr, wo wir herkommen?' Es ist doch schön, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, gegen eine solche Mannschaft Fehler zu machen. Warum redet man davon, dass ich der zweite Trainer bin, der entlassen wird und dass wir der erste Absteiger sind? Viele in unserer Branche hoffen nur auf das Negative. Das ist traurig.

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SPORT1: Bayern-Coach Niko Kovac wurde vergangene Saison trotz des Double-Gewinns bis zuletzt in Frage gestellt, kürzlich wurde er vom Klub-Boss öffentlich gerügt. Wie denken Sie darüber?

Baumgart: Sagt Niko etwas und es gefällt einem nicht, dann ist der Ärger da und es wird medial ausgeschlachtet und jeder muss das auswerten. Vielleicht ist es auch mal gut, zu einem Thema keine Meinung zu haben. Ich finde, Niko hat gute Arbeit abgeliefert. Ich mochte ihn schon als Spieler, weil er immer direkt, ehrlich und gradlinig rüberkommt. Ich denke, wenn wir uns demnächst wieder sehen, unterhalten wir uns genauso wie damals als Spieler. Das zeichnet Kollegen für mich aus, dass man sich mit ihnen ordentlich und gut unterhalten kann, unabhängig davon, wo sie Trainer sind. Egal, ob bei Bayern oder bei Köpenick-Oberspree.

SPORT1: Sie waren ein Spieler, der sich vieles hart erarbeiten musste. Hilft Ihnen das als Trainer?

Baumgart: Was mir geholfen hat, war kein gradliniger Weg. Ich durfte mit 17 in der zweiten DDR-Liga spielen. Dann kam die Wende und ich ging nach Aurich in die Oberliga und ich habe das Profileben kennengelernt. Mir hat keiner Profifußball zugetraut. Aber auf einmal war ich 14 Jahre in der 1. und 2. Liga. Mit Leuten, die viel mehr Talent hatten als ich. Ich habe viel erlebt, wurde geliebt, bin rausgeschmissen worden, weil es andere Jungs besser konnten. Ich war natürlich auch mal schwer verletzt und musste mich wieder ran kämpfen. Ich war ganz unten, habe aber viel mehr aus den negativen Dingen gelernt wie aus den positiven. Und das kommt mir im Fußball entgegen.

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People walk past concrete barriers placed at the entrance of the Giuseppe Meazza Stadium in Milan on August 27, 2017. / AFP PHOTO / Marco BERTORELLO        (Photo credit should read MARCO BERTORELLO/AFP/Getty Images)
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SPORT1: Einige Ihrer Ex-Spieler melden sich noch bei Ihnen. Sind Ihre Spieler wie Söhne für Sie?

Baumgart: Ich will keine Vaterfigur sein, für mich sind es aber meine Jungs. Wenn ich mit Ihnen zusammenarbeiten will und sie mir vertrauen wollen, dann muss ich Ihnen Vertrauen geben. Dann muss ich auch mit ihren Fehlern leben können. Ein Spieler muss bei mir nicht um 22.30 Uhr im Bett sein, er muss sich nur so vorbereiten, dass er gut spielen kann. Wenn meine Spieler Fehler machen, dann werfe ich ihnen das nicht vor, sondern wir arbeiten an den Fehlern und sehen das als Chance. Mir ist wichtig, dass die Jungs Werte mitnehmen und erkennen, dass Fußball nicht nur glitzernd ist. Die Jungs haben Familien, wollen Erfolg haben und müssen damit umgehen. Und ich bin dafür da, einem Spieler auch mal zu sagen, dass es nicht reicht für die Stammelf. Ich bin auch für Spieler Nummer 26 da. Die Jungs sollen immer das Gefühl haben, dass sie meine Jungs bleiben.

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SPORT1: Können Sie ihren Jungs auch weh tun?

Baumgart: Es geht nicht darum, nur freundlich zu jedem zu sein. Es geht darum, dass Du gewisse Dinge erklären kannst. Jemandem zu sagen, dass er einen Fehler gemacht hat, ist das einfachste. Die Schwierigkeit ist es, den Fehler so zu erklären, dass der andere den Fehler nicht mehr macht. Ich bin sehr impulsiv und laut, aber ich versuche grundsätzlich, die Dinge anders zu lösen. Meine große Stärke ist, dass ich weiß, wenn ich auch mal falsch lag.

SPORT1: Eine ursprünglich anvisierte Kooperation mit RB Leipzig ist gescheitert, dennoch ist der SC Paderborn weiter offen für eine Kooperation mit anderen Vereinen. Wie stehen Sie dazu?

Baumgart: Ich würde es nicht Kooperation nennen, ich nenne es ein gutes Miteinander. Im Fußball ist es wichtig, dass man untereinander gut zusammenarbeitet. Da gibt es die Möglichkeit, Spieler auszuleihen, wenn ein gewisser Sinn dahinter steckt. Ein gutes Beispiel ist Bernard Tekpetey, der bei Schalke in der vergangenen Saison keine Rolle gespielt und sich bei uns sehr gut entwickelt hat. Das ist auch eine Art von Kooperation. Wir haben ihn aber nicht für Schalke ausgebildet, sondern seine Fähigkeiten für uns genutzt. So etwas finde ich sehr sinnvoll. Ob man das gleich Kooperation nennen muss, sei mal dahin gestellt. Trainer hospitieren auch immer öfter bei Klubs. Ein offener Austausch zwischen den Vereinen ist sehr wichtig in unserem Job.

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SC Paderborn Coach lehnt RB-Kooperation ab

SPORT1: Mit RB, dem FC Bayern oder Borussia Dortmund würden Sie aber nicht unbedingt zusammenarbeiten wollen, sagten Sie.

Baumgart: Wenn ein Talent von Bayern bei uns reinpasst und Spielpraxis braucht, dann würden wir das machen. Aber das machen wir nicht für die Münchner, sondern für unseren Verein. Das ist doch dann keine Kooperation. Wir wollen nicht diese drei Klubs besser machen, sondern uns.

SPORT1: Sie haben also nichts gegen RB Leipzig?

Baumgart: Ich habe kein Problem damit, wie dort Fußball gespielt wird. Ich bin aber einer, der lieber zu St. Pauli, Union Berlin oder Borussia Mönchengladbach schaut. Das sind Klubs, die mehr von der Tradition leben. 

SPORT1: Waren Sie geschockt, dass Markus Krösche zu RB ging? 

Baumgart: Nein. Ich fand die Entscheidung gut. Wenn Markus für sich in Leipzig die nächste Chance sieht, dann ist das doch okay. Wir haben zwei Jahre sehr erfolgreich zusammengearbeitet, ich habe ihm viel zu verdanken. Nicht nur, dass er mich nach Paderborn geholt hat, sondern, dass wir gemeinsam etwas entwickelt haben. Wir wollen jetzt weiter versuchen, dran zu bleiben. Im Fußball geht eine Tür zu und eine andere auf, dann gehst du einen neuen Weg. In dieser Branche sieht man sich immer wieder und ich freue mich für Markus und seine neue Aufgabe. Ich glaube auch fest daran, dass er Erfolg haben wird.

SPORT1: Das Transferthema dieses Sommers ist Leroy Sané. Nach seiner Verletzung steht ein Wechsel zum FC Bayern in den Sternen...

Baumgart: Ich hätte mich gefreut, wenn er gekommen wäre. Und würde mich weiter freuen. Aber nicht, weil es teuer wird, sondern weil Sané einfach ein geiler Kicker ist. So einen Spieler in der Bundesliga zu haben, da würden wir uns doch alle freuen. Es geht mir um den Sportler und die Persönlichkeit, nicht um die Transfersumme. Jetzt wünsche ich ihm vor allem gute Besserung.

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SPORT1: Zurück zu Paderborn. Welche Ziele haben Sie in dieser Saison?

Baumgart: Ich habe den Jungs noch nicht gesagt, dass es nur um den Klassenerhalt geht. Sie wissen, dass es bei mir darum geht, zu siegen. Egal gegen wen, egal, ob in einem Testspiel oder einem Pflichtspiel. Wenn ich immer davon rede, was nicht geht, dann geht gar nichts. Geht es darum, was wir erreichen können, dann geht es darum, Spiele zu gewinnen. Wir wollen auch im ersten Ligaspiel in Leverkusen selbstbewusst auftreten und siegen. Sollte uns das nicht gelingen, dann wird es Ursachen haben, an denen wir arbeiten müssen. Wir wollen zeigen, dass wir Siege einfahren möchten, auch mit dem Hintergedanken, dass wir nicht immer als Sieger vom Platz gehen können.

SPORT1: Warum schafft Paderborn den Klassenerhalt?

Baumgart: Weil wir uns treu bleiben. Weil wir Gas geben werden und den Gegnern 90 Minuten auf den Sack gehen wollen. Wir wollen bis zum Ende versuchen, mitzuhalten. Es kann auch sein, dass wir hinfallen, aber wir stehen wieder auf und wollen mit unserem Fußball weiterkommen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Jungs so entwickeln werden, dass wir am Ende über dem Strich stehen werden.