Mats Hummels hatte da so eine Ahnung.
Bayern setzt alles auf Kovac
Wie SPORT1 vor zwei Wochen berichtete, forderte der 30-Jährige am Ende einer Saison mit Höhen und Tiefen ein Gespräch mit Bayerns Entscheidern ein.
Auf eine Saison mit fest und womöglich zu seinen Ungunsten verteilten Rollen in der Abwehrzentrale wollte er sich nicht noch einmal einlassen. Der Ausgang des Gesprächs dürfte ihm einerseits nicht gefallen, ihn andererseits aber auch bestätigt haben.
Nach Informationen des BR wurde dem Weltmeister von 2014 mitgeteilt, dass künftig Niklas Süle und Neuzugang Lucas Hernández in der Innenverteidigung gesetzt sind.
Hummels verlässt Bayern, folgt Boateng?
Die Folge: Hummels verlässt die Münchner und kehrt zurück zum BVB, wo er einst als Kapitän und unumstrittener Führungsspieler agierte - und das auch wieder werden soll. Als Leader soll er das entscheidende Puzzleteil beim Angriff auf die Bayern werden.
Hummels ist nach James Rodríguez bereits der zweite Spieler, den Bayern-Coach Niko Kovac ohne große Gegenwehr, beziehungsweise bei James wohlwollend, ziehen lässt. Jérôme Boateng, für den es nach SPORT1-Informationen noch kein konkretes Angebot gibt, könnte folgen.
Noch im März warfen die Bayern-Verantwortlichen Bundestrainer Joachim Löw fragwürdigen Stil vor, als er Hummels und Boateng die Tür aus der Nationalmannschaft wies. Nun gehen sie selbst nicht unbedingt zimperlich (Hoeneß legt Boateng öffentlich einen Wechsel nahe, Hummels wird nach Süle auch Hernández vor die Nase gesetzt) mit dem Duo um.
Weniger Konfliktpotenzial bei Bayern
Dazu haben Rafinha, Arjen Robben und Franck Ribéry den Verein verlassen. Allesamt Spieler, die in der abgelaufenen Saison nicht durchgehend als Bewunderer des Trainers galten. Bereits im Winter wurde zudem Sandro Wagner abgegeben, dem auch nicht gerade eine innige Beziehung mit Kovac attestiert werden kann.
Mögliches Konfliktpotenzial und programmierte Unzufriedenheit haben mit den Spielern den Klub verlassen. Allerdings auch eine Menge Erfahrung und Qualität.
Doch für Kovac zählt beim Fußball auch und in erster Linie Herz, Lauf- und Einsatzbereitschaft. Das betont er immer wieder. Eigenschaften, die ihm mindestens genauso wichtig sind, wie ein taktisches Konzept.
Er wünscht sich hungrige Spieler, Spieler die seinen Weg mit voller Hingabe mitgehen. Nicht, dass die Spieler, die den Klub nun verlassen, nicht alles gegeben hätten, aber gestandene Stars wie Hummels oder auch Robben oder Ribéry sind aufgrund ihrer Vita sicherlich schwerer von einer Idee zu überzeugen und zu beeindrucken als jüngere Spieler, die sich noch beweisen wollen und müssen.
Kovacs Einfluss wächst
Bayern vollzieht nun also endgültig den auch von der Öffentlichkeit immer wieder geforderten Umbruch. Vielleicht radikaler als erwartet. Riskant. Voller Erfolg oder voll an die Wand. In Manuel Neuer (33 Jahre), Thomas Müller (29) und Robert Lewandowski (30) bleiben zwar drei erfahrene Führungsspieler dem Kader erhalten.
Dahinter ist die Hierarchie aber aufgebrochen, rund um Joshua Kimmich wird die neue Generation der Anführer weiter wachsen - auch, weil ihnen nun mehr Luft zum Atmen gewährt wird.
Kovac soll diesen Balanceakt moderieren und bekommt dafür nun offenbar die in der Hinrunde zeitweise vermisste Rückendeckung.
Es verstärkt sich der Eindruck, dass der Einfluss des Trainers wächst. Bayern rollt Kovac den roten Teppich aus - erhöht aber auch den Druck.
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Vertrauen und Bürde für Hummels
Immer unter der Prämisse, dass der FC Bayern wie von Uli Hoeneß angekündigt noch kräftig in Neuzugänge investiert, wird der Kader künftig - anders als in seiner Premierensaison - sehr deutlich Kovacs Handschrift tragen.
Das dürfte einerseits seine Arbeit erleichtern, bedeutet aber auch, dass der 47-Jährige sich daran wird messen lassen müssen. Vertrauensbeweis auf der einen Seite, Bürde auf der anderen.
Bayern setzt alles auf Kovac. Ob sich das Risiko am Ende auszahlt?