Das, was sich in der 75. Minute in der Münchner Allianz Arena abspielte, als "Pfund" zu bezeichnen - darauf wären wohl die wenigsten gekommen.
Süle: Als Held auf die Couch
Niklas Süle aber war nach dem knappen, jedoch enorm wichtigen 1:0-Sieg des FC Bayern gegen Werder Bremen in seiner typisch humorvollen Art zum Scherzen aufgelegt.
"So ein dreckiges Tor musste her, damit wir die drei Punkte hier behalten", gestand der Abwehrspieler dann aber doch noch, dass bei seinem abgefälschten Schuss zum goldenen Tor des Tages auch eine gehörige Portion Glück im Spiel war.
Süle erklärt seinen Torjubel
Den Münchnern war es egal: Die Ersatzbank sprang vor Freude auf, Thomas Müller trat aus Erleichterung eine Wasserflasche in die Luft, die sich warmlaufenden Reservisten hoben allesamt jubelnd den Arm. Und Süle? Der 23-Jährige jubelte an der Eckfahne.
"Ich mache immer einen Remix bei meinen Torjubeln. Zehn Sachen auf einmal. Das war nicht einstudiert, weil ich nicht so oft Tore schieße und ich habe auch nicht so einen regulären Torjubel wie Serge (Gnabry, Anm. d. Red.). Aber vielleicht schieße ich mal irgendwann wieder mehr Tore, dann überlege ich mir auch einen", erklärte er anschließend.
Zwar kann sich der FC Bayern für die drei Punkte gegen den SV Werder Bremen noch nichts kaufen, dank Süles goldenem Schuss haben die Münchner aber zumindest die Tabellenspitze verteidigt und gewannen das neunte Heimspiel in Folge. Seit 2010 gaben die Münchner gegen Bremen keinen Punkt mehr her. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Süle-Tore für FC Bayern nur zuhause
Für die Bayern war es bereits das zwölfte Weitschuss-Tor in der laufenden Bundesliga-Saison - Ligaspitze. Für Süle selbst bedeutete es das zweite Saisontor. Kurios: Alle seine vier Treffer im Bayern-Dress, seit seinem Wechsel aus Hoffenheim 2017, schoss er in der heimischen Allianz Arena.
Daran wird sich vorerst nichts ändern, denn wenn die Bayern am kommenden Mittwoch im Pokal-Halbfinale (DFB-Pokal, Halbfinale: Werder Bremen - FC Bayern München, Mi. ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) erneut gegen Werder antreten, aber diesmal nach Bremen reisen müssen, wird Süle wegen einer Roten Karte aus dem Viertelfinale fehlen. Erstmals wird er überhaupt nicht im Kader stehen, seitdem er bei den Münchnern spielt.
"Ich will immer spielen. Vor allem, weil solche Spiele mit das Geilste sind, das es gibt", ärgerte sich Süle über seinen Ausfall. Er müsse aber damit klarkommen und versprach, seinen Mitspielern zu Hause vor dem Fernseher die Daumen drücken zu wollen, damit auch er wie im Vorjahr erneut zum Finale in die Hauptstadt reisen könne.
"Berlin ist eine Wahnsinns-Erfahrung. Das hätte ich nie gedacht und will ich dieses Jahr wieder erleben", schwärmte der gebürtige Frankfurter, für den der Pokalerfolg einen hohen Stellenwert hat. "Wenn wir den Pokal holen sollten, habe ich in Deutschland alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Deswegen war es letztes Jahr für mich sehr ärgerlich, dass wir das Finale verloren haben."
Für Süle wird voraussichtlich Mats Hummels in die Innenverteidigung zurückkehren, der am Samstag wegen Oberschenkel-Problemen verletzt passen musste. Im Bundesliga-Duell mit den Bremern ersetzte ihn Jérôme Boateng. Mit Süle sorgte er dafür, dass die Kohfeldt-Elf im 34. Pflichtspiel in dieser Saison erstmals ohne Torerfolg blieb.
"Kann noch eine sehr gute Saison werden"
Süle warnte nach Abpfiff aber vor dem Pokalfight und wütenden Angriffen der Grün-Weißen: "Im Weserstadion ist es hitzig. Sie haben positiv verrückte Fans, die die Mannschaft nach vorne peitschen werden. Da müssen wir konzentriert und dominant spielen, so wie wir es in der zweiten Halbzeit gemacht haben."
Hasan Salihamidzic bezeichnete diese Phase des Spiels als "Powerplay" und bedauerte, dass Süle dem Rekordpokalsieger am Mittwochabend fehlen wird. Der Sportdirektor machte aber klar: "Wir haben eine gute Mannschaft, die das auffangen wird."
Davon geht auch Süle aus: "Wir können noch zwei Titel gewinnen und die wollen wir auch gewinnen. Dann kann es noch eine sehr gute Saison werden."