Für Borussia Dortmund fand er zahlreiche spätere Stars - und ist mittlerweile selbst eine bekannte Persönlichkeit geworden.
Mislintat zu Bayern? Das ist dran
Sven Mislintat hatte für den BVB unter anderem Robert Lewandowski, Shinji Kagawa und Pierre-Emerick Aubameyang entdeckt und sich damit den Spitznamen "Diamanten-Auge" verdient.
Ein Streit mit dem früheren Dortmunder Trainer Thomas Tuchel entfremdete ihn dann von seinem langjährigen Arbeitgeber und führte ihn zum FC Arsenal. Dort ist er nun auch nicht glücklich und steht vor dem Abgang - und sorgt damit einmal mehr für großes Tuscheln in der Branche.
Der englische Independent vermeldete, dass der FC Bayern München an Mislintat interessiert sei. Ein hochpikantes Gerücht mit Blick auf Mislintats BVB-Vergangenheit und das Konkurrenzverhältnis beider Klubs.
SPORT1 weiß: Die Meldung stimmt, die Bayern sind an Mislintat interessiert, können sich gut vorstellen, ihn in ihre Reihen zu holen. Trotzdem ist mindestens fraglich, dass sich diese Personalie zu ihren Gunsten entwickelt - auch wenn die Berichte aus England stimmen, dass Mislintat mit dem seit September 2018 amtierenden Arsenal-Boss Raul Sanllehi nicht zurechtkommt und zum Weggang entschlossen ist.
FC Bayern wollte Mislintat schon 2017
Nach SPORT1-Informationen hätte Mislintat sich größere Entfaltungsmöglichkeiten gewünscht, als er sie von dem früheren Barca-Manager zugestanden bekommt. Die Gunners suchen aktuell einen Sportdirektor - mit einem Aufgabenzuschnitt, der in Mislintats Kernkompetenzen eingreift.
Wie SPORT1 erfahren hat, sind mittlerweile mehrere Klubs auf Mislintat zugekommen. Kein Wunder bei dem Renommee, das er sich beim BVB erarbeitet hat, wenngleich er in England bislang keinen ganz so großen Eindruck hinterlassen haben soll - im Gegensatz etwa zum der Allgemeinheit weniger bekannten Thomas Bormann: Der 53-jährige Deutsche ist Scout bei Manchester United, war zuvor bei der TSG Hoffenheim tätig.
Dass Bayern übrigens unter den an Mislintat interessierten Vereinen ist, kommt dennoch nicht überraschend: Schließlich hätten sie ihn vor eineinhalb Jahren auch schon gern den Dortmundern weggeschnappt.
Mislintat war heißer Kandidat auf die Nachfolge des Technischen Direktors und Kaderplaners Michael Reschke, als dieser zum VfB Stuttgart wechselte. Nach SPORT1-Informationen trieb vor allem Präsident Uli Hoeneß diese Idee voran. Der BVB aber gab Mislintat nicht für Bayern frei. Im September 2017 wurde er stattdessen "Head of Recruitment" bei Arsenal.
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Marco Neppe derzeit Chef im Bayern-Scouting
Bei Bayern ist aktuell Marco Neppe Leiter der Scouting-Abteilung, einst Drittliga-Profi beim Wuppertaler SV und dem VfL Osnabrück. Der 32-Jährige wurde 2014 von Bayerns früherem Kaderplaner Michael Reschke als dessen rechte Hand auserkoren.
Neppe stand in diesem Job in Konkurrenz zu Mislintat: Auch er hatte Ousmane Dembele an der Angel, den Mislintat allerdings nach Dortmund lotste. Trotzdem überzeugte Neppes Arbeit die Bayern so sehr, dass sie auch nach Reschkes Abgang zum VfB Stuttgart auf ihn setzten.
Unter Neppe arbeitet unter anderem der ebenfalls als sehr findig geltende Franzose Laurent Busser, bis Anfang 2018 Chefscout von Bayer Leverkusen und dort Entdecker von Leon Bailey. Sowohl Neppe als auch Busser sind bis 2021 an Bayern gebunden. Und Neppe hat mit seiner guten Arbeit ebenfalls das Interesse anderer Klubs geweckt.
Salihamidzic mit seinen Spähern "sehr zufrieden"
Neppe und seine Mitstreiter agieren weitgehend im Verborgenen und in der Öffentlichkeit kaum bekannt, genießen aber hohe Wertschätzung bei Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Im Trainingslager in Doha nannte er sie auf SPORT1-Nachfrage "das Herz des Klubs, weil der ganze Klub davon profitiert, wer verpflichtet wird und auf dem Platz steht. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit der Scouting-Abteilung."
Mislintats Arbeit in Dortmund wirkte auch auf Bayern durchaus stilbildend. Salihamidzic strich in Doha heraus: "Wir sind immer daran interessiert, schneller zu sein und daran, dass man die Meinungen frühzeitig hat und man frühzeitig die Qualitäten des Spielers kennt."
Genau für diese Kompetenz wurde Mislintat in Dortmund geschätzt. Was die fachliche Philosophie angeht, würde er sich bei Bayern also gut einfügen. Wenngleich die Münchner bei einer Verpflichtung das Risiko eingehen würden, dass der derzeitige Stab sich persönlich zurückgesetzt fühlt.
Zoff mit Tuchel sorgte für Entfremdung vom BVB
Eine persönliche Zurücksetzung in Mislintats Vergangenheit ist der Grund dafür, dass er überhaupt je aus Dortmund weggegangen ist.
Sein Aufsehen erregendes Zerwürfnis mit dem früheren BVB-Coach Tuchel hat Mislintats Verhältnis zum Klub so nachhaltig beschädigt, dass es auch nicht mehr zu kitten war, als Tuchel im Sommer 2017 gehen musste.
Tuchel hatte Mislintat verboten, das BVB-Trainingsgelände zu betreten, wies ihn an, sich von Spielern und Betreuern fernzuhalten - also auch von vielen Freunden und Vertrauten. Dortmund löste den Streit zwischenzeitlich dadurch, dass sie Mislintat einen anderen Posten als Direktor Profifußball gaben.
Nach SPORT1-Informationen fühlte sich Mislintat in Dortmund dennoch nicht mehr wertgeschätzt, ein Frusterlebnis war für ihn auch, dass er 2017 nicht zur Feier nach dem Pokalsieg eingeladen war, die Fahrt nach Berlin auf eigene Kosten organisieren musste.
Mislintat ist ein Ur-Dortmunder
Nach Mislintats Aus bemühte sich der BVB die Wogen zu glätten. Klubboss Hans-Joachim Watzke bezeichnete es bei der Mitgliederversammlung 2017 als persönlichen Fehler, "dass ich zugelassen habe, dass er anderthalb Jahre wie ein Aussätziger behandelt wurde".
Man muss vor diesem Hintergrund wissen: Mislintat ist Ur-Dortmunder, geboren im 25 Kilometer entfernten Kamen und ein heimatverbundener Typ.
"Ich wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, mich mit anderen Klubs und Angeboten zu beschäftigen, wenn nicht passiert wäre, was eben passiert ist", sagte er 2017 Reviersport.
Nun ist ein Wechsel aus Dortmund nach England das eine. Eine Schlüsselposition beim großen Rivalen anzunehmen, ist das andere. Ob Mislintat diesen Schritt über sein Ruhrpott-Herz bringt?
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