Hängende Spitze? Flügelstürmer? Mittelfeldspieler? So richtig weiß niemand, auf welcher Position sich Thomas Müller eigentlich bewegt. Selbst Niko Kovac nicht.
Wie wichtig ist Müller für Bayern?
"Der Thomas ist ein vielseitiger Spieler, aber nicht greifbar", sagte der Trainer des Rekordmeisters auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Berlin (Bundesliga: Hertha BSC - FC Bayern München am Freitag um 20.30 Uhr im LIVETICKER) über seinen Allrounder.
Müller nimmt im von Kovac bevorzugten 4-3-3 oder 4-1-4-1 nur auf dem Papier die Rolle des Achters ein. Der 29-Jährige sei "kein Spieler, den man irgendwo hinstellt und ihm sagt: 'Dort bleibst du jetzt!' Er will überall sein und helfen, sowohl offensiv als auch defensiv", erklärte Kovac.
Müller ist Bayerns Dauerbrenner
Trotz - oder vielleicht sogar gerade deswegen - ist er momentan unverzichtbar für seinen Coach. Müller darf sich neben Joshua Kimmich als einziger Feldspieler bezeichnen, der in allen acht Pflichtspielen der neuen Saison zum Einsatz gekommen ist. Und auf den offensiveren Positionen tummelt sich bekanntlich weitaus mehr Konkurrenz als auf der rechten Abwehrseite.
Das liegt vor allem an Müller selbst. Nach einer schwachen Weltmeisterschaft, bei der er in drei Spielern gerade einmal zwei Torschüsse abgab, kehrte er motiviert an die Säbener Straße zurück. Er habe während des unfreiwillig längeren Urlaubs "jeden Stein umgedreht", sagte er der Sport Bild. Das Ergebnis: zwei Tore, drei Vorlagen.
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Allerdings war Müller in den vergangenen drei Spielen gegen Leverkusen, Schalke und Augsburg eher unauffällig. Schon in den vergangenen beiden Jahren hatte er mit Leistungsschwankungen zu kämpfen gehabt und so Zweifel an seinem Status der Unantastbarkeit hervorgerufen. Besonders in großen Spielen, wie den Champions-League-Spielen gegen Real Madrid oder dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt, blieb Müller blass.
"Bewerte ihn nicht nur an Toren"
Auch seine Torausbeute verschlechterte sich. In den vergangenen beiden Bundesliga-Spielzeiten traf er anders als in den Vorjahren nicht zweistellig. Und er vergab sechs der letzten elf Elfmeter - darunter auch den alles entscheidenden im Halbfinale der Königsklasse 2016 gegen Atletico.
"Viele bewerten ihn nur an seinen Toren, aber ich tue das nicht", sagte Kovac am Donnerstag. "Er macht viel für die Mannschaft." Damit verwies er vor allem auf den Einsatz und die körperliche Fitness des Nationalspielers in der laufenden Saison.
Müller ist mit einer Laufleistung von 11,9 Kilometern pro Spiel nämlich der laufstärkste Spieler der Bayern, legt im Schnitt 23,5 Sprints pro Partie hin und gewinnt rund 50 Prozent seiner Zweikämpfe. Respektable Werte, findet auch Kovac.
"Er bereitet viel vor, er macht Wege, die andere nicht gehen. Er ist schwer zu verteidigen und setzt auch den Gegner am frühesten unter Druck", lobte der Trainer.
Harter Konkurrenzkampf
Auch spielerisch konnte Müller zuletzt punkten. 78,5 Prozent seiner Pässe kommen im Schnitt an. Fragt sich nur: Kann ein dynamischerer Spieler wie Leon Goretzka oder Renato Sanches oder ein technisch versierterer Spieler wie James Rodriguez oder Thiago das nicht auch?
So oder so wird Müller um seinen Platz kämpfen müssen - spätestens, wenn jeder seiner Konkurrenten fit ist. Für das Bayern-Urgestein spricht seine Unberechenbarkeit. Kaum einer versteht es so sehr, Räume und Laufwege zu erkennen wie er.
Müller hat oft Ideen, die niemand hat - egal auf welcher Position. Anders wäre er in der vergangenen Saison nicht mit 17 Assists zum besten Vorlagengeber der Bundesliga avanciert. Ligaweit war nur sein Teamkollege Robert Lewandowski an mehr Toren beteiligt (32) als er (25).
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