Die Fans verhöhnten die Spieler als Absteiger - und Bernd Hollerbach war nach der "0:0-Niederlage" einfach nur zutiefst deprimiert.
Verhöhnter HSV hat kaum Hoffnung
"Ich habe versucht, die Jungs in der Kabine aufzurichten", sagte der Trainer des Hamburger SV im Flüsterton, tiefe Augenringe zeichneten den 48-Jährigen. Sein Blick ging ins Leere.
Dennoch: "Es liegt in meiner Natur, niemals aufzugeben", sagte Hollerbach, der als erster Trainer der Bundesliga-Geschichte des HSV keines seiner ersten sechs Spiele gewann. Nicht mal das "Rettercamp" vor dem Mainz-Duell brachte den Durchbruch.
Für Durchhalteparolen war Sportdirektor Jens Todt dagegen nicht mehr zu haben. "Wir brauchen jetzt ein mittelgroßes Wunder", stellte Todt fest.
"Danke für nichts, ihr Söldner"
Das bittere und vermeidbare 0:0 im "Endspiel" gegen den FSV Mainz 05 hat den HSV als schwer getroffene Verlierer hinterlassen, der erstmalige Gang in die 2. Liga scheint so gut wie besiegelt.
"Absteiger, Absteiger", schallte es den völlig niedergeschlagenen Profis nach dem Abpfiff von der Nordtribüne entgegen. Auf einem Banner rechneten einige der Anhänger mit den Spielern ab: "Danke für nichts, ihr Söldner. RIP Dino."
Für Sven Schipplock "sitzt der Schmerz über den verpassten Sieg aber viel tiefer als die Häme oder die Gesänge der Fans", sagte der Stürmer bei SPORT1.
Sieben Punkte trennen das einzige nie abgestiegene Gründungsmitglied der Bundesliga vom Relegationsplatz. Und am kommenden Samstag geht es zum Duell bei Bayern München.
"Wir haben noch neun Endspiele, müssen aber nicht drumherum reden, dass es richtig schwer wird", fügte Hollerbach an. Hoffnung konnte auch Sportchef Jens Todt kaum noch verbreiten: "Natürlich brauchen wir ganz außergewöhnliche Wochen, aber es ist theoretisch noch möglich. Wir schenken nichts ab und geben nicht auf."
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HSV überlegen, aber ungenügend im Abschluss
Der HSV war gegen Mainz angerannt, der HSV hatte die Rheinhessen in die eigene Hälfte gedrückt, der HSV war trotz spielerischer Defizite das klar überlegene Team und schoss 20-mal auf das Tor der Gäste. Doch die Qualität im Abschluss ist weiter nicht bundesligatauglich.
Selbst einen Elfmeter brachte Filip Kostic nicht im Tor des überragenden Mainzer Debütanten Florian Müller unter (62.). Die Gelb-Rote-Karte gegen 05-Innenverteidiger Leon Balogun (61.) half den Hanseaten kaum.
"Wir sind von Anfang an gut aufgetreten. Dass wir das Tor nicht machen und selbst einen Elfmeter vergeben, ist bitter", sagte Kapitän Gotoku Sakai. "Das war für uns ein glücklicher Punkt", räumte 05-Coach Sandro Schwarz ein. Doch der reicht, um den HSV an den Abgrund zu drängen. "Vorher haben wir auch schon zweigleisig geplant, das macht der HSV seit fünf Jahren", sagte Todt trocken.
Hollerbachs Zukunft unklar
Inwieweit der 48-Jährige in der kommenden Saison überhaupt noch eine Rolle spielen wird, ist unklar.
Auch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen und sogar Hollerbach gelten als angezählt, der neue Vereinspräsident Bernd Hoffmann will im Abstiegsfall wohl tabula rasa machen. Und der ist mit der 0:0-Niederlage vom Samstag noch einmal deutlich nähergerückt.
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