Mehmet Scholl hat mit seiner Kritik an der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball massiven Gegenwind bekommen. Nun erhält der ehemalige Nationalspieler Unterstützung.
Kritik: DFB-Trainer bestätigt Scholl
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Meikel Schönweitz, Sportlicher Leiter aller U-Mannschaften beim Deutschen Fußball-Bund, gibt Scholl im Grundsatz recht.
"Wir haben ein Problem der Gleichschaltung im Jugendbereich. Individualität im Fußball wird so nicht gefördert. Jeder sucht nach Typen, aber das System lässt es im Moment gar nicht zu. Das System verhindert das sogar", meinte Schönweitz im Bild-Interview.
Fehlende Individualität
Als Grund sieht der 37-Jährige auch den immer aggressiveren Transfermarkt. "Die Spieler müssen sich mit so vielen Dingen beschäftigen. Da fehlt dann am Ende im Kopf die Freiheit für die fußballerische Kreativität", erklärte Schönweitz. Das "DFB-Superhin" suche jedoch bereits mit den Vereinen an Lösungen.
Damit bestätigte nun erstmals ein DFB-Verantwortlicher die Kritik, die Scholl zuletzt kundgetan hatte. Der 47-Jährige hatte im Bayerischen Rundfunk die fehlende Individualität der Nachwuchs-Kicker bemängelt. "Die Kinder dürfen sich nicht mehr im Dribbling probieren (…). Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen", so Scholl.
Keine Persönlichkeiten mehr
Persönlichkeiten wie Franck Ribery oder Arjen Robben "werden aussortiert, weil sie unbequem sind. Auch die Machtmenschen wie Effe (Stefan Effenberg, Anm. d. Red.), die dann am Ende den Unterschied ausmachen können, die werden aussortiert", sagte Scholl.
Das Fehlen von unbequemen Spielertypen hatte zuletzt auch Mario Basler im CHECK24 Doppelpass kritisiert.
"So wie ich war, das traut sich heute kein Spieler mehr. Die werden in Nachwuchsleistungszentren einkaserniert, regelrecht gezüchtet. Wenn mich jemand früher so eingesperrt hätte, ich wäre Tag und Nacht ausgebrochen", meinte der SPORT1-Experte.