Er kam, sah, und siegte - und bekam obendrauf direkt einen eigenen Song gewidmet.
Das hat Stöger beim BVB verändert
Der neue Trainer Peter Stöger hat sich in Rekordzeit die Sympathien der Fans von Borussia Dortmund gesichert. "Walking in a Stöger Wonderland", sangen die BVB-Anhänger nach dem 2:0 bei Mainz 05.
Jegliche Skepsis gegenüber dem Österreicher, der in dieser Saison mit dem 1. FC Köln in 14 Spielen nur drei Bundesliga-Punkte gesammelt hatte, scheint verflogen.
Ob die neu gewonnene Euphorie nach zuletzt neun Dortmunder Pflichtspielen ohne Sieg auch von Dauer ist, bleibt abzuwarten.
Kurzfristig aber scheint beim BVB schon der Stöger-Effekt eingesetzt zu haben. SPORT1 nennt fünf Punkte, an denen sich das festmachen lässt.
- Neue Rolle für Weigl
Auf die ganz großen taktischen Umwälzungen verzichtete Stöger in seinem ersten Spiel beim BVB. Kein Wunder, lobte er doch nach dem Spiel, dass Vorgänger Peter Bosz ihm "etwas richtig Gutes hinterlassen" habe.
Das Dortmunder 4-3-3 tendierte jedoch in Richtung eines 4-1-4-1, wie es unter Thomas Tuchel meist praktiziert wurde. Davon profitierte vor allem einer: Julian Weigl.
"Ich war ein bisschen freier als in der letzten Zeit", sagte der defensive Mittelfeldspieler bei Sky: "Mir hat es heute auf jeden Fall Spaß gemacht."
Der Nationalspieler durfte wie zu Zeiten seines kometenhaften Aufstiegs unter Tuchel das Spiel aus der Tiefe aufbauen und glänzte mit einer nahezu fehlerlosen Passquote (61 von 62, 96 Prozent).
"Ich habe versucht, die Spielanlage so auf die Beine zu stellen, dass die Spieler dort spielen, wo sie sich am wohlsten fühlen", erklärte Stöger. Bei Weigl gelang das mit Bravour.
- Umstellungen in der Defensive
Auffällig war im Vergleich zu den vergangenen Wochen die defensive Stabilität der Schwarzgelben.
In den Anfangsminuten schnupperte Suat Serdar bei zwei Großchancen samt Lattenschuss zwar noch an der Mainzer Führung, im weiteren Spielverlauf aber festigte sich die Hintermannschaft der Borussen.
Stöger hatte dem Team eine tiefere Grundausrichtung verordnet und dem aggressiven Pressing in der gegnerischen Hälfte abgeschworen.
Personell veränderte der neue Trainer zwar einmal mehr die zuletzt verunsicherte Abwehrreihe, war damit im Gegensatz zu Bosz aber erfolgreich: Ausgerechnet die schon als Fehleinkäufe abgestempelten Ömer Toprak und Jeremy Toljan rechtfertigten das Vertrauen und ihren Startelfeinsatz mit guten Leistungen.
- Neue Kreativität in der Offensive
Auch auf dem Weg nach vorne wirkten die Dortmunder befreit. Angetrieben von Weigl kamen sie aus dem Spiel heraus zu einigen hochkarätigen Chancen.
Insgesamt war das Offensivspiel weniger statisch als noch zuletzt: Christian Pulisic, Andrey Yarmolenko und Pierre-Emerick Aubameyang rochierten immer wieder.
Vor allem Aubameyang wartete nicht nur in der Spitze auf Zuspiele, sondern ließ sich des Öfteren Richtung Mittellinie fallen und war dadurch deutlich aktiver am Spielgeschehen beteiligt.
Kurz vor Schluss belohnte sich der Gabuner, als er Kagawa uneigennützig das 2:0 auflegte.
- Rekord-Laufleistung und verbesserte Werte
Nicht nur Aubameyang, sondern die ganze Mannschaft riss deutlich mehr Kilometer ab als noch unter Bosz.
Nach 90 Minuten waren es insgesamt 120,8 - so viele wie noch nie in dieser Saison. Unter dem Niederländer spulten die Dortmunder im Schnitt nur rund 115 Kilometer pro Spiel ab.
Mehr Bewegung gleich mehr Anspielstationen - und damit auch mehr Sicherheit.
Das spiegelte sich unter anderem in einer Passquote von fast 90 Prozent wider, mit fortschreitendem Spielverlauf aber auch in anderen Kategorien.
Bis zur 30. Minute hatte die Torschussbilanz noch 6:1 für Mainz gelautet, anschließend sammelte der BVB 14 weitere Torschüsse, die Hausherren nur noch sieben.
Vor der Pause gewannen die Schwarzgelben nur 40 Prozent ihrer Zweikämpfe, mit zunehmender Sicherheit in der zweiten Hälfte dann starke 61 Prozent.
- Kurze, positive Ansprache
Viel Zeit, um seine Ideen zu vermitteln, hatte Stöger seit seinem Dienstantritt am Sonntagmittag nicht. Unter Bosz schien das Team vor lauter taktischen Vorgaben aber ohnehin zeitweise das Fußballspielen verlernt zu haben.
"Klar, er hatte nicht so viel Zeit, aber er hat uns vor dem Spiel schon zwei, drei gute Sachen mitgeben können", lobte Torschütze Sokratis seinen neuen Trainer nach dem Spiel.
Mehr schienen die Dortmunder auch gar nicht gebraucht zu haben - die individuelle Qualität der BVB-Profis ist schließlich weiterhin unbestritten.
Und auch in Sachen Einstellung schien Stöger die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben.
"Am Samstag habe ich das kritisiert, weil es komplett nicht da war - heute kann ich es loben", meinte Kapitän Marcel Schmelzer: "Die Mentalität, Leidenschaft und das Engagement haben wirklich über 90 Minuten gestimmt."
"Es war der erste Schritt in die richtige Richtung", bestätigte Weigl.
Am Samstag gegen die TSG Hoffenheim (ab 18 Uhr im LIVETICKER) soll in Stögers erstem Heimspiel direkt der nächste folgen.