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Streit mit Investor Kühne: Endet der Hamburger SV wie 1860 München?

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Streit mit Investor Kühne: Endet der Hamburger SV wie 1860 München?

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Droht dem HSV das 1860-Schicksal?

Beim HSV tobt ein Machtkampf. Investor Kühne stellt seine finanzielle Unterstützung infrage. Dem Klub blüht ein Desaster, Insider schlagen Alarm.
Einen Tag nach seinem Rundumschlag meldet sich HSV-Investor Klaus-Michael Kühne erneut zu Wort. Er rechtfertigt sich für seine Kritik und legt nach.
von Marcel Bohnensteffen

Womöglich wird der 17. April 2004 ja noch mal ein historisches Datum im deutschen Profifußball. An jenem Samstagnachmittag spielten der Hamburger SV und 1860 München das vorerst letzte Mal um Bundesliga-Punkte.

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Mit der 1:2-Heimpleite der Löwen begann ihr Absturz bis in die Regionalliga Bayern. Der HSV hält sich dagegen auch anderthalb Jahrzehnte später noch in der Beletage - als sportlicher Überlebenskünstler, wenn man so will.

Aber wie lange übersteht der Liga-Dino diesen fortwährenden Existenzkampf angesichts der jüngsten Entwicklungen noch?

HSV-Beben: Kühne droht mit Zahlungsstopp

Investor Klaus-Michael Kühne droht dem HSV (mal wieder) damit, seine Zahlungen einzustellen. Hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf.

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Der Konflikt erinnert an das leidige Hin und Her zwischen 1860 und seinem langjährigen Förderer Hasan Ismaik. Was die Frage aufwirft: Droht dem HSV womöglich dasselbe Schicksal wie den Löwen?

Die Münchner mussten im Sommer in die Regionalliga absteigen, weil Ismaik dem Klub kein neues Darlehen für den Erhalt der Drittliga-Lizenz gewähren wollte.

Investor Klaus-Michael Kühne sorgt für neue Unruhe beim Hamburger SV
00:36
Kühne sorgt für neuen HSV-Alarm

In Hamburg ist die Lage momentan ähnlich explosiv. In einem offenen Brief forderte Kühne in dieser Woche ziemlich unverhohlen ein Entscheidungsrecht über die Besetzung des künftigen Aufsichtsrates ein.

Nur wenn der Klub "über den von mir befürworteten, unabhängigen und kompetenten Aufsichtsrat verfügt", werde er "eine finanzielle Unterstützung gewähren", schrieb Kühne.

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Nicht wenige Beobachter werten seine Worte als Drohgebärden. Der frühere HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow betont bei SPORT1: "Herr Kühne kann nicht einfach von heute auf morgen sagen: 'Ich bin raus.' Für seine 20 Prozent Aktienanteile muss er erst mal einen Käufer finden. Und die Darlehensverträge können auch nicht einfach gekündigt werden."

Kühne weg? "...dann sind wir fertig"

Dennoch steigt im Umfeld des Klubs die Angst, die Kühne-Gegner (darunter Präsident Jens Meier) könnten den Investor so verärgern, dass dieser kein frisches Geld mehr bereitstellt. Viele rechnen in einem solchen Fall mit einem finanziellen Desaster für den HSV.

Der Klub beklagt schon jetzt Verbindlichkeiten in Höhe von 105 Millionen Euro. Das vergangene Geschäftsjahr schloss er mit einem Minus von 13,4 Millionen Euro ab.

Bilanzen, die den langjährigen HSV-Aufsichtsrat Jürgen Hunke bei SPORT1 zu dem Schluss kommen lassen: "Wenn sich Kühne zurückzieht und wir auch noch 50 bis 100 Millionen zurückzahlen sollen, dann sind wir fertig."

Ex-Boss Jarchow, aktuell Vizepräsident des Hamburger Fußball-Verbandes, bewertet die Lage anders. "Der HSV ist bei der Lizenzvergabe nicht zwingend auf das Geld von Herrn Kühne angewiesen", sagt er.

Seine Einschätzung deckt sich mit dem Urteil des amtierenden HSV-Bosses Heribert Bruchhagen. Der beteuerte zuletzt: "Ich bin mir si­cher, dass wir im Li­zen­zie­rungs­ver­fah­ren für die 1. Liga keine Pro­ble­me haben." 

Auffällig: Bruchhagen sprach nur von der Bundesliga, nicht aber von der Zweiten Liga. Was also, wenn der HSV absteigen sollte? 

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Beim HSV geht man zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar davon aus, die Lizenz ohne Auflagen zu erhalten. Die Bosse wissen aber: Die Sicherstellung der Finanzierung für die 2. Liga wird deutlich schwieriger.

Allein an TV-Einnahmen dürften 18 Millionen Euro wegfallen, auch die Sponsorengelder würden einbrechen. 

Kühne "ein brodelnder Vulkan"

Geld, das der HSV im worst case anderweitig auftreiben müsste - und das, wo die laufenden Kosten ohnehin schon seit Jahren die Einnahmen übersteigen.

Bereits im vergangenen Jahr konnte der Klub die Auflagen des Ligaverbandes nur erfüllen, weil Kühne im letzten Moment mit einem Darlehen über knapp 18 Millionen Euro aushalf. Bis 2019 muss das zurückgezahlt sein. Eine Konstellation, bei der sich der HSV besser gut stellen sollte mit seinem Investor.

Zumal Kühne intern als unberechenbar eingestuft wird. Von Zusagen "mit einer Halbwertszeit von ein paar Wochen" ist die Rede. Der frühere Aufsichtsrat Manfred Ertl beschreibt Kühne "als brodelnden Vulkan, der zwischendurch eruptiert. Der verprellt hier alle", berichtet Ertl SPORT1.

Kühne selbst wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern, ob er den HSV im Falle eines Abstiegs oder bei einem drohenden Lizenzentzug weiter finanziell unterstützen werde. 

"Kühne hat nur Probleme gebracht"

Kenner des Klubs raten dem HSV ohnehin dazu, sich aus der Abhängigkeit des Investors zu lösen. Ex-Aufsichtsrat Hunke meint bei SPORT1: "Kühnes Engagement hat dem HSV nur Probleme beschert. Wenn man vom Fußball keine Ahnung hat, muss das am Ende ein Fiasko sein."

Jarchow kommt in der Nachbetrachtung zu der Einschätzung: "Es war der falsche Weg, jedes Jahr bei ihm auf der Matte zu stehen und um neues Geld zu betteln."  

Das Problem, das viele beim HSV mit Kühne haben: Er mischt sich zunehmend ein und der Klub gerät durch seine Zahlungen in immer größere Abhängigkeit, ohne dass sich die prekäre wirtschaftliche Situation entscheidend verbessert. Die Parallelen zu Hasan Ismaik und 1860 München sind dieser Tage nur schwer wegzudiskutieren.  

"Sollte diese beherrschende Einflussnahme weitergehen, dann wird der HSV irgendwann ein Problem mit der DFL bekommen", warnt Jarchow. Der Ligaverband wehrt sich bekanntlich vehement gegen machtbesessene Geldgeber, die die Geschicke der Klubs mitbestimmen wollen.

Bei 1860 haben die Verantwortlichen zuletzt sogar einen Abstieg in den Amateursport in Kauf genommen, um wieder ein Stück weit unabhängiger zu sein.