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Schiedsrichter-Streit: Babak Rafati kritisiert Maßnahmen des DFB

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Schiedsrichter-Streit: Babak Rafati kritisiert Maßnahmen des DFB

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Schiri-Zoff: Rafati schlägt Alarm

Der DFB versucht den Schiedsrichter-Zoff mit einem Kompromiss zu lösen. Ex-Bundesliga-Referee Babak Rafati gehen die Maßnahmen nicht weit genug.
Für Ex-Schiedsrichter Babak Rafati sind die Maßnahmen des DFB im Schiedsrichter-Streit ein vollkommen falscher Ansatz.

Die Fehde unter Deutschlands Schiedsrichtern hat erste Konsequenzen für die Bosse gefordert.

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Die Ethikkommission des DFB hat angeregt, dass Hellmut Krug seinen Posten in der Schiedsrichterkommission Elite aufgibt. Herbert Fandel soll künftig keine Lehrgänge der Referees mehr besuchen. 

Ein Kompromissvorschlag, durch den das umstrittene Führungsduo an Einfluss verliert. Vielen Referees gehen die Maßnahmen jedoch nicht weit genug. Einige Top-Unparteiische um Manuel Gräfe und Felix Brych hatten die vollständige Entmachtung von Krug und Fandel gefordert.

Stattdessen muss Gräfe jetzt selbst einen Bundesliga-Ausschluss befürchten, wenn er nochmal öffentlich Kritik äußert. Gegen diese Entscheidung regt sich massiver Widerstand. 

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Im SPORT1-Interview macht Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati dem DFB schwere Vorwürfe. Der 47-Jährige warnt vor einer Verharmlosung des schwelenden Konflikts und befürchtet dramatische Folgen.

SPORT1: Herr Rafati, der DFB hat im Schiedsrichter-Streit erste Maßnahmen getroffen. Was halten Sie von den Konsequenzen?

Babak Rafati: Es ist nur eine Zeitstrafe für den Fußball, bis einer mal rot sieht. Die Schiedsrichter sind weiterhin verunsichert, es ändert sich nichts. Ich frage mich immer: Was muss noch passieren? Wie lange wollen wir noch warten? Wir rudern immer mehr in die falsche Richtung und irgendwann knallt es.

SPORT1: Inwiefern?

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Rafati: Da ist keine Ruhe im Laden. Alles, was passiert ist, bleibt im Raum stehen, bis sich einer benachteiligt fühlt und sagt: 'So nicht'. Beim nächsten Mal nimmt sich vielleicht tatsächlich jemand das Leben oder läuft Amok. Es kann auch sein, dass ein Fan so die Schnauze voll hat, dass er irgendetwas macht, was wir heute gar nicht absehen können.

SPORT1: Kaschiert der DFB seine Probleme?

Rafati: Von der Außenwirkung sieht es so aus. Man kriegt es nicht mehr in den Griff und spielt auf Zeit. Aber Zeit ist der falsche Ratgeber. Ich plädiere für ein Umdenken. Wir brauchen die Glaubwürdigkeit des Fußballs zurück. Wenn die DFB-Spitze nicht offen für Kritik ist, dann wird die Schiedsrichterzunft immer in der Kritik stehen, was zu Lasten des Bundesliga-Fußballs geht. 

SPORT1: Hellmut Krug muss seine Funktion in der Schiedsrichterkommission Elite aufgeben. Die richtige Entscheidung?

Rafati: Man nimmt Krug nur scheinbar etwas weg. Auch wenn du in der Mitarbeitersitzung nicht dabei bist, verdienst du trotzdem das Geld und deine Lenker hast du ja in der Hinterhand. Ein Hellmut Krug und ein Herbert Fandel haben ihre Leute selbst installiert.

SPORT1: Was glauben Sie: Wie wird Krug mit seiner Degradierung umgehen?

Rafati: Wenn du einem Kind sagst: 'Mach das nicht', dann wird es erst recht bockig und haut die Vase um, weil es nicht verstanden hat, worum es geht. Das sind Persönlichkeiten, die das nicht auf sich sitzen lassen und mit solchen Dingen nicht sachlich umgehen werden.

SPORT1: Warum haben die Schiedsrichter-Bosse Angst davor, eigene Fehler einzugestehen?

Rafati: Das ist ein Punkt, in dem sich anscheinend insbesondere Männer schwer tun. Solange sich diese Führungskräfte als Übermenschen betrachten und nicht endlich ihre Maske fallen lassen, drehen wir uns immer wieder im Kreis. Es geht immer nur um Machenschaften, Macht, Geld. Ich bin der Stärkere, ich mache keinen Fehler, du bist Schuld.

SPORT1: Manuel Gräfe hat der DFB angedroht, künftig keine Bundesliga-Spiele mehr leiten zu dürfen, wenn er weiter öffentlich Kritik äußert. Geht man so mit Problemen um?

Rafati: Das ist psychologisch ein vollkommen falscher Ansatz. Da kommt jemand und nennt die Missstände und diesem wird nun angedroht, dass er vor die Tür gesetzt wird. Das ist doch eine falsche Botschaft an die Gesellschaft. Das, was Gräfe gemacht hat, müsste man fördern. Man müsste es positiv hervorheben. Manuel Gräfe und Felix Brych sind vorbildlich. Aber stattdessen kommt wieder das bockige Kind, das beleidigt ist.

Nach Schiedsrichter-Attacke: Bernd Heynemann springt Manuel Gräfe zur Seite
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Nach Schiedsrichter-Attacke: Heynemann springt Gräfe zur Seite

SPORT1: Wie kommen die Maßnahmen bei Ihren ehemaligen Kollegen an?

Rafati: Die meisten sind nicht zufrieden mit der Entscheidung. Wenn man die internen Strukturen kennt, ist da gar nichts passiert. Krug und Fandel lachen sich doch womöglich ins Fäustchen. Da stellt man die Ethikkommission in Frage, ob das alles neutral zugeht oder die Entscheidungen nicht schon vorher politisch feststanden. Das Schiedsrichterwesen ist aus meiner Sicht so zum Scheitern verurteilt, weil du kein neutrales Kontrollorgan hast, das das in sich gefangene System auflöst.