Jetzt, da Michael Reschke den FC Bayern verlassen wird, erscheint der Transfer von Sebastian Rudy nochmal in einem anderen Licht.
Ist Rudy Bayerns Königstransfer?
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Den neuen Mann aus Hoffenheim hält der scheidende Münchner Kaderplaner für einen "der am meisten unterschätzten deutschen Topspieler". Vielleicht wird Reschke schon bald hochoffiziell bestätigt.
Gleich bei seinem Pflichtspieldebüt im Supercup gegen Dortmund stand Rudy nämlich im Rampenlicht. Der Nationalspieler war auf Anhieb Chef der Münchner Mittelfeldachse, leitete beide Treffer ein.
Spieleröffner, Passstratege und Abfangjäger
Vor dem 1:1 erspähte er den freistehenden Joshua Kimmich auf dem Flügel. Und der Freistoß in der Schlussphase, der erst Tohuwabohu im Dortmunder Strafraum anrichtete und dann zum 2:2 führte, der kam auch von ihm.
Ebenso wertvoll für den Rekordmeister war, wie wagemutig sich Rudy den vielen Überfallangriffen des Gegners entgegen warf. Als ihn der BVB einmal überlaufen hatte, traf Pierre-Emerick Aubameyang prompt zum 2:1.
Das nach Ballbesitz lechzende Bayern-Spiel, diesen Eindruck haben die ersten 90 Minuten unter ernsthaften Wettkampfbedingungen geliefert, ist um ein Triumvirat bereichert worden – bestehend aus einem Spieleröffner, einem Passstrategen und einem Abfangjäger. Nur dass Rudy jede dieser drei Rollen ausfüllt.
Zuletzt war das der Part von Xabi Alonso. Rudy ist zuzutrauen, dass er sich dabei noch eleganter anstellt als der inzwischen pensionierte Spanier. Zudem dürfte er offensiv wirkungsvoller sein. "Solche Spieler wie mich", sagt Rudy über sich, "gibt es nicht oft".
"Von Kroos einiges abgeschaut"
Das lässt sich freilich über mehrere Stars beim FC Bayern sagen. Oder frühere Bayern-Stars. Wie Toni Kroos etwa.
Und da wäre die Verbindung zu Sebastian Rudy. Spieleröffner, Passstratege. Solche Eigenschaften werden auch dem Star von Real Madrid nachgesagt. "Ich ziehe das Spiel gerne an mich", sagt Rudy, "von Toni habe ich mir schon einiges abgeschaut."
Hat er womöglich das Zeug zu Bayerns neuem Kroos? Bei Auftritten wie dem in Dortmund scheint ein solcher Vergleich gar nicht mal weit hergeholt.
Ein Münchner Autor schrieb am Samstag bei Twitter: "These: Es wird schon in der Winterpause common sense sein, dass Rudy der wichtigere Zugang war als James [Rodriguez]." Wohlgemerkt: Das war vor dem Spiel.
Rudy ist Reschkes Abschiedsgeschenk
Noch viel früher dämmerte es Michael Reschke, dass Rudy einer für Bayern sein könnte. In der Vorsaison nahm Hoffenheims Kapitän das Mittelfeld des Rekordmeisters in beiden direkten Duellen im Alleingang aus dem Spiel. Bayern holte nur einen von sechs möglichen Punkten gegen 1899.
Als Reschke den Markt nach möglichen Neuzugängen sondierte, spuckten ihm Statistik-Datenbanken Rudy als besten deutschen Mittelfeldspieler der Liga aus: bei Zweikämpfen, Passquoten, gewonnenen Kopfbällen – nur um einige Rubriken zu nennen.
Weil der 27-Jährige keinen Cent Ablöse kostete, war es für Reschke ein Leichtes, Bayerns Bosse von einem Transfer zu überzeugen.
Womöglich war das das größte Abschiedsgeschenk, das er dem Klub machen konnte.