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Max Eberl von Borussia Mönchengladbach über Transfers und den FC Bayern

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Max Eberl von Borussia Mönchengladbach über Transfers und den FC Bayern

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Eberl: "Die Summen sind verrückt"

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl erklärt im Gespräch mit SPORT1 das Vorgehen der Borussia bei Transfers und spricht über den Unterschied zum FC Bayern.
Gladbachs Manager Max Eberl verurteilt die Ablösesummen auf dem Transfermarkt scharf und  schlägt Alarm.
Sebastian Mittag
Sebastian Mittag
Katharina Hosser
Katharina Hosser
von Sebastian Mittag, Katharina Hosser

Borussia Mönchengladbach bereitet sich am oberbayerischen Tegernsee auf die kommende Saison vor.

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Sportdirektor Max Eberl beobachtet aufmerksam jede Trainingseinheit - bastelt aber auch weiter am endgültigen Kader für die nächste Spielzeit.

Im Interview mit SPORT1 spricht der 43-Jährige, der vergangene Saison lange beim FC Bayern im Gespräch war, über die Gladbacher Saisonziele, das Vorgehen bei Transfers und den Unterschied zur Konkurrenz aus München.

SPORT1: Herr Eberl, welche Ziele hat sich Mönchengladbach für die neue Saison gesetzt?

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Max Eberl: Erst einmal eine gute Vorbereitung. Was die Tabellenposition betrifft, würden wir gerne besser abschneiden als letzte Saison (Platz 9, Anm.d.R.). Europa wäre ein großer Traum. Nächste Saison haben wir jetzt wieder die Chance, diesen Kampf aufzunehmen. Allerdings gegen viele andere Konkurrenten, die auch aufgerüstet haben.

SPORT1: Gladbach hat sieben neue Spieler geholt, acht wurden abgegeben. Planen Sie noch weitere Transfers?

Eberl: Als Sportdirektor sagt man niemals nie. Der Transfermarkt dauert ja noch einige Wochen. Wir schauen, ob sich auf dem Markt noch etwas ergibt.

SPORT1: Wenn Sie einen jungen Spieler wie zuletzt Denis Zakaria holen: Wie lange haben Sie so ein Talent vorher schon auf dem Zettel?

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Eberl: Wenn wir über solche Transfersummen wie bei Zakaria nachdenken, dann müssen und wollen wir den Spieler gut kennen. Dann kennen wir ihn in der Regel drei, vier, fünf Jahre. Wir versuchen, die Spieler gut zu kennen. Wir versuchen Wahrscheinlichkeiten auszuschließen, dass es nicht funktioniert. Das kann man nur bis zu einem gewissen Grad machen. Aber das versuchen wir bis zu hundert Prozent zu erreichen.

SPORT1: Kommt es öfter vor, dass sich Gladbach für einen Spieler entscheidet, aber dann bekommt ihn ein anderer Verein, einfach weil er mehr Geld bezahlen kann?

Eberl: Die Situation gibt es. Aber mittlerweile ist es schon so, dass Spieler sich Gedanken machen. Vereine sprechen ja auch mit dem Spieler. Und wenn ein Spieler merkt, dass ein Verein ihn gut kennt, dann hat man schon große Chancen. Gerade bei jungen Spielern, die ja den nächsten Schritt gehen wollen und das am liebsten auf dem Platz und nicht auf der Bank bei einem großen Verein. Aber wenn ein Spieler dem Geld hinterherläuft, dann wird es natürlich schwieriger.

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SPORT1: Derzeit werden unglaubliche Ablösesummen und Gehälter bezahlt. Was halten Sie von den neuesten Entwicklungen auf dem Transfermarkt?

Eberl: Ich finde es verrückt. Ich habe es immer so verstanden, dass ein Fußballverein auch ein Wirtschaftsunternehmen ist. Wenn man heute einige Vereine nimmt - speziell im Ausland - dann ist doch die Einnahmenseite sehr gering und die Ausgabenseite in eine unfassbare Höhe geschnellt. Man fragt sich bei einigen Transfers: Wie wollen sie diesen Spieler jemals wieder refinanzieren?

SPORT1: Was denken Sie?

Eberl: Da geht es nicht darum, dass ich wirtschaftlich arbeiten muss, sondern dass ich einfach das Geld ausgebe, das mir irgendjemand geschenkt hat. Die Summen sind einfach verrückt geworden. Wenn du über 70, 80, 90 Millionen redest. Jetzt spricht man bei Neymar über 220 Millionen Euro. Ob das stimmt, stelle ich in Frage. Aber man kann es sich mittlerweile vorstellen - das ist ja schon traurig genug.

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SPORT1: Bei Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund war eine Ablöse von 70 Millionen Euro im Gespräch. Jetzt muss er in Dortmund bleiben. Ist es wichtig für einen Bundesligisten auch einmal so ein Machtwort zu sprechen?

Eberl: Ja. Aber wenn ich ein Verein bin, der Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen muss und ich habe eine exorbitante Einnahmemöglichkeit, dann muss ich mir Gedanken machen. Dann nützt mir vielleicht ein Nein auch nichts, wenn der Spieler dann unzufrieden bei mir ist und nicht mehr die Leistung bringt. Nach drei Monaten sagt dann jeder: "Mein Gott, du bist dumm, du hättest ihn verkaufen und das Geld mitnehmen müssen." Deswegen muss man von Situation zu Situation abwägen. Ich glaube, Dortmund hat mit Aubameyang sehr offen und ehrlich agiert. Der Spieler wusste immer Bescheid. Irgendwann finde ich auch, hat ein Verein das Recht, zu sagen, jetzt ist es vorbei, weil man möchte auch eine gute Saison spielen.

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SPORT1: Sie haben immer wieder betont: Bei Transfers darf Gladbach nicht vergessen, wo es herkommt. Trotzdem wird die Konkurrenz in der Bundesliga immer größer. Müssen sie vielleicht doch bald auf dem Transfermarkt eine "Granate" holen?

Eberl: Ja, die "Granate"... Wenn man dieses Transfergebaren mal nimmt: Wenn du einen Top-Spieler hast, den du abgibst, wie wir jetzt bei Mahmoud Dahoud oder Andreas Christensen, dann sagen ja viele: "Du musst die gleiche Kategorie wieder finden." Diese gleiche Kategorie geht aber nicht nach Gladbach, sondern zu dem Verein, der Champions League garantieren kann. Das können wir nicht. Deswegen werden sie sich auch für den großen Verein entscheiden. Darum müssen wir auch immer wieder diesen Weg mit jungen Spielern gehen, die sagen: "Bei Gladbach kann ich mich zum Topspieler entwickeln." Das wird unser Weg bleiben. Der war die letzten Jahre auch erfolgreich.

SPORT1: Der FC Bayern kauft Spieler wie James und Corentin Tolisso für teures Geld. Schauen gerade Sie jetzt doch ein bisschen neidisch nach München und denken sich: "Das hätte ich auch haben können?"

Eberl: Das hat sich Bayern München erarbeitet. Das ist die Kategorie, in der Bayern auch einkaufen muss, wenn sie die Champions League gewinnen wollen. Jeder Verein hat seine Rolle in der Liga. Jeder hat seine wirtschaftliche Rolle. Wir haben unsere gut erkannt und unseren Weg gewählt, mit jungen Talenten arbeiten zu wollen und zu müssen. Wenn noch Europa dabei rausspringt, dann ist es umso schöner.