"Eine Katastrophe" nannte RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl den Ausfall von Stürmer Timo Werner, der sich bei seinem Länderspiel-Debüt für Deutschland gegen England einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zuzog.
Ohne Werner droht RB die Katastrophe
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Eine theatralische Übertreibung des Aufsteigers bei einer unkomplizierten Verletzung? Wohl kaum. Ginge es um einen Spieler aus einem anderen Mannschaftsteil? Vielleicht. Ginge es um einen anderen Zeitpunkt? Vielleicht.
Druck auf Leipzig wächst
Doch Leipzig befindet sich in der schwierigsten Situation seiner jungen Bundesliga-Geschichte. Die Einschätzung Hasenhüttls ist so kompromisslos richtig wie das Pressing des Aufsteigers in der Hinrunde.
Nur noch drei Punkte liegt Borussia Dortmund hinter dem Aufsteiger, auch Hoffenheim mit 45 Punkten macht Druck. Die Tore von Werner könnten am Saisonende fehlen, wenn es bei etwaiger Punktgleichheit um die Tordifferenz geht.
Denn die Offensive des BVB (54 Tore) und auch von Hoffenheim (46) sind treffsicherer als die des Aufsteigers (43). Leipzigs Hoffnungen auf eine direkte Champions-League-Qualifikation sind in Gefahr.
Werners Tore elementar für Leipzig
"Wir sind vorne gerade nicht mit viel Alternativen gesegnet", sagt Hasenhüttl. "Jetzt müssen es die richten, die dafür auflaufen." Leichter gesagt als getan.
Denn wie wichtig Werner für Leipzig ist, zeigen die ersten Rückrunden-Spiele. Vier Tore erzielte der Angreifer, drei Mal gewann Hasenhüttls Mannschaft, ein Mal spielte sie unentschieden. In den vier Partien, in denen der 21-Jährige nicht traf oder fehlte, verlor Leipzig.
Mit 14 Treffern ist Werner die gefährlichste Waffe in der Leipziger Offensive. Die Treffsicherheit, die der Ex-Stuttgarter seit seinem Wechsel nach Leipzig weiterentwickelte, wird dem Aufsteiger sicher drei Spiele lang abgehen.
"Für die englische Woche mit den Spielen gegen Darmstadt, Mainz und Leverkusen ist er raus. Im Sturm wird es jetzt eng", sagte Leipzig-Coach Hasenhüttl.
Einen gleichwertigen Ersatz für Werner gibt es nicht im Kader: Der Fitnesszustand von Yussuf Poulsen ist nach seinem überstandenen Muskelbündelriss fraglich für das Spiel gegen Darmstadt.
Davie Selke spielt unter Hasenhüttl eine verschwindend geringe Rolle (erst 383 Einsatzminuten) und der 19-Jährige Oliver Burke befindet sich noch in der Entwicklung, war eher Joker als Stammkraft.
Leipzig hat weitere Probleme
Und es gibt weitere Sorgen: Nach den Niederlagen gegen Wolfsburg und Bremen fehlt in Leipzig die Selbstverständlichkeit. Die größte Waffe des Hasenhüttl-Fußballs, das Pressing, wird im Saisonverlauf offenbar immer stumpfer.
Wie ein torhungriges Rudel jagten die Spieler von Hasenhüttl in der Hinrunde dem Ball hinterher. Das ist kräftezehrend. Der im Umschaltspiel so wichtige Naby Keita erlitt einen Kreislaufzusammenbruch nach dem Spiel gegen Wolfsburg, trainiert nur individuell.
Zudem haben sich die Gegner in der Bundesliga besser auf diese Taktik eingestellt, das zeigen auch die Ergebnisse seit der Winterpause.
Werners Verletzung ist für den Aufsteiger tatsächlich eine Katastrophe - nun ist es an Trainer Ralph Hasenhüttl, kreative Maßnahmen zu ergreifen.