Die 27. Meisterschaft der Vereinsgeschichte haben die Stars des FC Bayern innerlich schon für sich verbucht. Nach dem 1:0-Sieg bei Borussia Mönchengladbach am Sonntag liegen die Münchner bereits 13 Punkte vor dem kriselnden Tabellenzweiten RB Leipzig.
Darum sind die Bayern noch so heiß
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"Statistisch hat so einen Vorsprung noch nie einer verspielt. Und wir rechnen auch nicht damit, dass wir uns das noch nehmen lassen", sagte Thomas Müller nach dem Spiel. Der Titel ist also fast schon eingetütet, zumindest in der Bundesliga könnte die Mannschaft nun getrost mindestens einen Gang zurückschalten. Doch die Bayern sind noch heiß.
Symptomatisch dafür: Franck Ribery und Arjen Robben waren nach ihren Auswechslungen in Gladbach alles andere als glücklich. Besonders die emotionale Reaktion des Niederländers zeigt, wie motiviert die Bayern auch in der Bundesliga noch zu Werke gehen.
SPORT1 nennt Gründe für die brennenden Bayern:
- Riesige Konkurrenz
Auch wenn Trainer Carlo Ancelotti nur sehr dosiert rotiert: Die Konkurrenz im Bayern-Kader ist gewaltig. Kein Spieler fehlt verletzt, der Italiener kann aus dem Vollen schöpfen.
Abwehr-Boss Jerome Boateng ist zurück und nahm in Gladbach noch auf der Bank Platz. Lange wird das wohl nicht mehr so bleiben. Mats Hummels und vor allem Javi Martinez dürfen sich nun keinen Fehler leisten.
Selbst Stammspieler wie Robben und Ribery wollen jede einzelne Minute auf dem Platz nutzen, um ihren Status zu zementieren. Man bedenke: Robben wurde erst in der 85. Minute vom Platz geholt und war trotzdem stinksauer.
Ancelotti geht mit dem Überangebot aber hervorragend um: Daraus entstehende Misstöne moderiert der 57-Jährige ruhig und souverän weg.
Über den verweigerten Handschlag seines Schlüsselspielers sagte der Coach bei Sky gleichgültig: "Ich war früher auch nicht glücklich, als ich ausgewechselt wurde. Ich habe damit kein Problem." Bei seinem Vorgänger Pep Guardiola wäre das Thema möglicherweise noch länger am Köcheln geblieben.
- Teamgeist
Trotz des harten Konkurrenzkampfes scheint die Stimmung innerhalb der Mannschaft bestens.
2012 kam es wegen eines Streits um die Ausführung eines Freistoßes gegen Real Madrid in der Kabine zu Handgreiflichkeiten zwischen Ribery und Robben. Heute nehmen die Mitspieler ihren früher oft als egoistisch verschrienen Mitspieler Robben wie er ist – und lachen auf der Bank einfach über seinen Ärger.
Grund für Robbens Wut war wohl auch eine Aktion von Robert Lewandowski. Der Pole schloss in einer Szene lieber selbst ab als den freistehenden Robben zu bedienen. Lewandowski nahm Robbens Reaktion aber auch nicht persönlich. "Arjen war einen Moment ein bisschen enttäuscht, aber wir haben kein Problem miteinander", stellte er klar.
- Real vor Augen
Weil ihnen die Meisterschaft praktisch nicht mehr zu nehmen ist, nehmen die Bayern nun das ganz große Ziel ins Visier: Jetzt soll es das Triple sein.
Im Pokal-Halbfinale geht es gegen Borussia Dortmund, doch eine Aufgabe überstrahlt alles: In der Champions League steht das Duell mit Real Madrid an.
Ein europäischer Klassiker, die ganze Fußballwelt wird auf diese zwei Spiele schauen. Alle Spieler wollen dann auf dem Platz stehen, mäßige oder gar lustlose Leistungen in der Bundesliga könnten das gefährden.
- Persönliche Ziele
Neben der Meisterschale haben einzelne Spieler noch weitere Ziele im Blick. Boateng will nicht nur schnell wieder auf den Platz: Der Weltmeister schielt auch auf die Kapitänsbinde, die nach dem Renteneintritt von Philipp Lahm im Sommer zu vergeben ist.
Boateng brachte sich bereits als möglicher neuer Spielführer in Position. Als Favorit gilt aber Lahms Stellvertreter Manuel Neuer. Beide Nationalspieler können in den kommenden Wochen ihre Leader-Qualitäten unter Beweis stellen.
Für Robert Lewandowski geht es noch um die Torjägerkanone - vielleicht auch ein Grund, warum er ab und an lieber selbst den Abschluss sucht als abzuspielen.
Franck Ribery kann sich eine noch größere Auszeichnung für Lewandowski vorstellen. Der Franzose sieht seinen Kollegen sogar als künftigen Weltfußballer. "Er ist ein Wahnsinn", sagte Ribery: "Verdient hätte er es. Ganz klar."