Der Hamburger SV im Halbfinale der Europa League: Was heute wie ein Märchen klingt, war vor nicht einmal sieben Jahren noch Realität.
Ex-Coach: "HSV fehlt Philosophie"
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Trainer war damals Ricardo Moniz. Der Niederländer war ab 2008 Co-Trainer, übernahm im April 2010 übergangsweise den Posten des entlassenen Bruno Labbadia und scheiterte im Halbfinale am FC Fulham.
Nach der Saison wurde er entlassen, mit dem HSV ging es seitdem bergab. Warum? "In den letzten sieben Jahren hat es einen Mangel an Spielerpersönlichkeiten gegeben", erklärte Moniz nach der jüngsten Niederlage der Hamburger in Ingolstadt bei SPORT1.fm.
Persönlichkeiten und Philosophie
Der HSV von damals war aber nicht nur von Persönlichkeiten geprägt, wie Frank Rost, Ze Roberto oder Ruud van Nistelrooy. Er hatte auch eine eigene Philosophie. "Die Spieler waren eine Stunde vor dem Training schon im Kraftraum und eine Stunde danach noch auf dem Platz. Wir haben mehr investiert als die Konkurrenz. Das war unsere Philosophie", sagte Moniz.
Damals, so der 52-Jährige, habe man zwar noch individuelle Qualität einkaufen können. Aber: "Wir haben auch viele Spieler entwickelt. Du brauchst deutsche Talente für die Identifikation."
Das wohl beste Beispiel ist Jerome Boateng, der 2007 als 18-Jähriger von Hertha BSC verpflichtet und zu einem gestanden Bundesliga-Spieler aufgebaut wurde.
Moniz vermisst Kontinuität
Diese Philosophie sei den Hamburgern aber abhanden gekommen. Nach seiner Entlassung habe der Verein immer wieder neue Trainer geholt, "die alle unterschiedliche Philosophien hatten".
Auch bei den anderen Verantwortlichen im Verein vermisst Moniz die Kontinuität. "Zu viele Veränderungen in der Führung sind nicht gut", sagt er und fordert: "Der HSV muss wieder zu einer Identität zurückfinden. Im Moment ist der HSV zu angepasst."
Trotz aller Kritik am Verein und des Absturzes auf Rang 17 befürchtet Moniz eines nicht: den Abstieg. "Dafür ist er zu stark. Sie bleiben immer drin."