Roger Schmidt gefiel die Frage nicht so ganz. Deshalb konnte er sich eine kleine Spitze nicht verkneifen.
Völlers klarer Auftrag an Schmidt
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"Zur Champions League wollen sie also nichts hören?", entgegnete der Trainer von Bayer Leverkusen leicht süffisant auf die Bitte, explizit eine Bilanz der bisherigen Hinrunde in der Bundesliga zu ziehen. Klar: In der Königsklasse lief es mit der Achtelfinal-Quali deutlich besser, und aktuell würde Schmidt viel lieber über positive Dinge reden.
"Durchwachsen. Wir haben zu viele schwächere Spiele gemacht und zu viele Punkte liegen gelassen", erklärte Schmidt nach dem 1:1 beim 1. FC Köln am 16. Spieltag, das ihn nach der gestiegenen Kritik zuletzt zumindest wieder ein wenig aus der Schusslinie nahm.
Trotzdem steht unter dem Strich die magere Bilanz von 21 Punkten und Platz neun. Dafür gebe es aber auch Gründe, betonte Schmidt. (Tabelle der Bundesliga)
Volles Bayer-Lazarett
Für ihn, aber auch andere Protagonisten sind es in erster Linie die zahlreichen Verletzten. Schmidt nannte dabei vor allem Karim Bellarabi und "Stabilisator" Lars Bender, die extrem gefehlt hätten. In der Tat war das Bayer-Lazarett in den vergangenen Monaten gut gefüllt, zum Teil waren die Probleme aber auch hausgemacht.
Mit der Entlassung von Athletik-Trainer Oliver Bartlett hatte Bayer im Dezember auf dessen Trainingsmethoden reagiert, die angeblich reihenweise Muskelverletzungen verursacht hatten. Medien hatten sogar von einem Spieleraufstand berichtet. Schmidt hatte sich bis zuletzt vor seinen jahrelangen Wegbegleiter gestellt.
Umso wichtiger war es für Schmidt nun nach den zuletzt immer desaströseren Auftritten, dass sich seine Mannschaft zumindest spielerisch leicht verbessert zeigte.
Doch warum hat das Team während der letzten Monate seinen Spielstil, seinen Rhythmus und seinen Fokus verloren? "Das weiß ich selber nicht genau", räumte Hakan Calhanoglu ein und verwies wie sein Trainer auf die Verletzten, gab aber auch zu: "Wenn wir unser Spiel durchziehen wollen, muss jeder mitziehen, sonst funktioniert es nicht."
Völler: "Wir werden angreifen, klar"
Ob Schmidt dazu beiträgt, dass das oft nicht klappt, ist die Frage, die immer wieder gestellt wird. Sportdirektor Rudi Völler - intern Schmidts größter Fürsprecher - stellte sich aber einmal mehr vor seinen Trainer.
"Die Kritik hat ihn getroffen. Aber im Moment gibt es mit den ganzen Entlassungen eine große Hysterie. Warum muss man da immer mitmachen? Ich finde es im Moment etwas übertrieben", sagte Völler und betonte, er sei überzeugt davon, dass Bayer mit Schmidt in der Rückrunde erfolgreich sein könne: "Das muss nicht immer jedem gefallen, da muss auch nicht jeder applaudieren, aber es ist so."
Völler ergänzte; "Wir werden angreifen in der Rückrunde, ganz klar." Eine deutliche Ansage. Allerdings gleichzeitig auch ein deutlicher Auftrag für Schmidt. Er bleibt auf Bewährung. Und er muss seine Chance nutzen.