Max Eberl wollte keine Zeit verlieren. Deshalb machte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach auch schnell Nägel mit Köpfen.
Das muss Hecking anders machen als Schubert
Wenige Stunden nach der Entlassung von Trainer Andre Schubert verpflichtete Eberl dessen Nachfolger. Dieter Hecking soll den strauchelnden Klub wieder auf Kurs bringen, nachdem Schubert nach 15 Monaten und einer enttäuschenden Hinrunde wenig überraschend seinen Posten räumen musste. Am Donnerstagmorgen wurde der Deal offiziell verkündet.
Schubert wird nie mit Fans warm
Schubert ist in Gladbach zu einem erheblichen Teil an sich selbst gescheitert. Von Anfang an wirkten Umfeld und der Klub selbst skeptisch. Die Entscheidung im vergangenen Winter, Schubert zum Cheftrainer zu machen, zog sich hin. Am Ende kam der Verein, aufgrund des zwischenzeitlichen Erfolgs, aber auch wegen mangelnder Alternativen, nicht mehr an ihm vorbei.
Der 45-Jährige wurde mit den Fans nie warm, das Verhältnis blieb seltsam distanziert. Auch mit der Champions-League-Qualifikation im Sommer konnte sich Schubert nicht das Standing erarbeiten, das ihn möglicherweise über die Winterpause verholfen hätte.
Selbst die vorzeitige Vertragsverlängerung im September brachte keinen zusätzlichen Rückhalt, im Gegenteil. Von da an begann ironischerweise der sportliche Absturz.
Diese etwas mysteriöse, schwer zu greifende und zu erklärende Beziehung lag wohl zum einen an der Bürde durch seinen erfolgreichen Vorgänger Lucien Favre, aber auch an Schubert selbst, der in seiner Amtszeit oft dünnhäutig wirkte, unentspannt mit Kritik umging.
Selbst offensiv klappte nichts mehr
Die gab es zuletzt immer häufiger. Als es darum ging, der Mannschaft nach dem ständigen Wechseln zwischen Dreier- und Viererkette wieder Stabilität zu verleihen, war die Verunsicherung bereits so groß, dass selbst in der unter Schubert bisweilen brillanten Offensive nichts mehr klappte. Viele Spieler machten Rück- anstatt Fortschritte, wirkten durch Schuberts hohes gefordertes Maß an Flexibilität überfordert.
Anfällig in der Defensive war Gladbach unter ihm schon immer, konnte das aber durch blindes Verständnis in den Angriffsreihen kompensieren. Zuletzt war auch der letzte Rest an spielerischer Qualität weg, die beiden Spiele in Augsburg und gegen Wolfsburg waren Armutszeugnisse. Und ein Alarmsignal, wie sehr die Mannschaft von der Rolle ist.
Stabilität zurückbringen
"Jetzt geht es darum, einen Trainer zu finden, der uns die Stabilität zurückbringt, der den Jungs Impulse geben kann", hatte Eberl das Profil umschrieben. Es werde "keine grundlegende Revolution" geben, aber einen neuen Geist, so Eberl weiter.
Neue Impulse setzen, fehlendes Selbstvertrauen zurückbringen, die Köpfe freibekommen: Das werden Heckings vorrangige Aufgaben sein, damit die verloren gegangenen Mechanismen wieder funktionieren. Damit die zweifellos hoch veranlagte Truppe wieder an ihre Stärken glaubt und diese auch ausspielt. In allen Mannschaftsteilen.
Es steht schließlich nicht nur der Abstiegskampf an, Gladbach überwintert in der Europa League und im DFB-Pokal. Damit kennt sich Hecking bestens aus.
Nachwuchskonzept mitgehen
Parallel sucht der Klub in der Winterpause nach personellen Verstärkungen. "Wir suchen nicht nur einen Schweinehund, sondern einen, der auch Fußball spielen kann“, sagte Eberl, das soll ein „Führungsspieler sein, der einen Mehrwert für die Mannschaft hat“. Mit diesem Anführer muss Hecking ein Gerüst festigen, das zuletzt arg fragil war.
Gleichzeitig soll der frühere Wolfsburger Coach die Philosophie des Klubs mittragen, auf junge Spieler setzen, den Weg des Nachwuchskonzepts mitgehen.
Die wichtigste Aufgabe ist aber eine andere. Eine im Grunde simple. „Punkte holen, damit wir in relativ kurzer Zeit wieder in ruhigeren Gefilden stehen“, sagte Eberl.
Auch Hecking darf keine Zeit verlieren.