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Leverkusens Manager Jonas Boldt im Interview

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Leverkusens Manager Jonas Boldt im Interview

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Bayers Boldt: Südamerikaner werden verheizt

Jonas Boldt springt in der Länderspieldebatte Thomas Müller zur Seite. Im SPORT1-Interview führt Leverkusens Manager die Südamerikaner als Haupt-Leidtragende an.
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© Grafik SPORT1: Eugen Zimmermann/Imago/Getty Images
Nico Seepe
Nico Seepe
von Stefan Rommel

Die Bayern und der BVB beklagen die Länderspielpause, Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl hält den Terminplan für "straff".

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Bayer Leverkusen stellt die meisten Spieler überhaupt für Länderspiele ab und spielt bereits am Freitag wieder.

Leverkusens Manager Jonas Boldt will im SPORT1-Interview deshalb aber nicht klagen - sondern über grundsätzliche Sachverhalte diskutieren.

SPORT1: Herr Boldt, fast jeder meckert über die Länderspielpause und den dicht gedrängten Spielplan. Bayer 04 stellt 15 Spieler ab, kein anderer Bundesligist mehr. Und Leverkusen spielt bereits am Freitag wieder, hat also einen Tag weniger Vorlauf. Warum beschwert sich eigentlich Bayer Leverkusen nicht?

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Jonas Boldt: Es ist müßig, sich darüber aufzuregen. Es ist vor der Saison bekannt, wann die Termine sind und trotzdem klingt es manchmal so, als wären das große Überraschungen. Ich sehe keinen Grund, sich kurzfristig darüber zu beschweren. Vielmehr sollte man über etwas anderes diskutieren.

SPORT1: Worüber?

Boldt: Darüber, welche Länderspiele Sinn ergeben. Qualifikationsspiele muss man spielen, da kommt man nicht drumherum. Aber über die Ansetzung und den Modus dieser Spiele gilt es zu diskutieren. Thomas Müller hat meines Erachtens vollkommen Recht mit dem, was er gesagt hat. Über die Freundschaftsspiele im November lässt sich streiten oder dass man zwei Wochen nach der Klub-Saison noch Qualifikationsspiele absolvieren muss. Das halte ich für unpassend.

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SPORT1: Auch dieses Phänomen ist jetzt nicht völlig neu.

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Boldt: Und deswegen jammern wir jetzt auch nicht herum, sondern müssten wie gesagt die Ansetzung und Modi von Länderspielen langfristig diskutieren.

SPORT1: Wie ist dabei der Austausch mit dem DFB beziehungsweise den jeweiligen Trainern?

Boldt: Das funktioniert sehr gut. Roger Schmidt und Joachim Löw haben einen sehr guten Draht, auch mit Hansi Flick im U-Bereich ist der Dialog sehr gut. Die Absprachen werden eingehalten. Es läuft schon deutlich bedachter als in der Vergangenheit.

SPORT1: Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl hält den Zeitplan für "straff", ihm blieben nach den Länderspielen nur zwei Tage mit der gesamten Mannschaft zur Vorbereitung auf das Spiel gegen Leverkusen am Freitag.

Boldt: Dies gilt für uns genauso. Übrigens ist ein regelmäßiger Trainingsbetrieb von September bis Dezember kaum möglich für Klubs, die international vertreten sind. Der Drei-Tages-Rhythmus lässt kaum etwas anderes zu als Regeneration und leichte Vorbereitung. Wir sind es gewohnt, nach dem Ende der Sommer-Vorbereitung kein reguläres Training mehr zu haben. Aber da wir gerne international spielen, nehmen wir das in Kauf.

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SPORT1: Am Wochenende stehen in der Bundesliga tolle Spiele an mit Leverkusen gegen Leipzig, dem Derby Gladbach gegen Köln und natürlich dem Topspiel Dortmund gegen die Bayern. Aber gerade auch wegen der Länderspielpause bekommt man von einer gewissen Vorfreude darauf bisher gar nichts mit.

Boldt: Das ist ein bisschen schade, wir haben das auch schon festgestellt. Aber dafür können die Terminplaner nun wirklich nichts.

SPORT1: Karl-Heinz Rummenigge fordert, die FIFA müsse in ihrem Terminkalender "mal aufräumen". Was meint er damit?

Boldt: Grundsätzlich verstehe ich schon, was er damit sagen will und bestätigt meine Meinung über die Ansetzung und den Modus nachzudenken. Zudem haben die Bayern so wie wir einige südamerikanische Spieler und die Ansetzung deren Spiele ist nicht gerade praktisch. Chile hat zum Beispiel gegen Kolumbien in Barranquilla gespielt, das wurde von den Gastgebern bewusst so ausgewählt. An der Karibikküste hat es 40 Grad, tropisches Klima, eine gefühlte Luftfeuchtigkeit von 98 Prozent und dann spielen die auch noch nachmittags unter der Woche. Warum muss man so ein Spiel unter solchen Bedingungen ansetzen?

SPORT1: Klingen diese Klagen über den Terminkalender nicht immer auch ein bisschen konstruiert, um sich für den Fall eines Misserfolgs etwas zurecht zu basteln?

Boldt: Ob Karl-Heinz Rummenigge da versucht, von irgendetwas abzulenken, weiß ich nicht. Die Erfahrung zeigt, dass man nur noch mehr auf die Nuss bekommt, wenn man eine Niederlagenserie oder sportlichen Misserfolg mit vielen Verletzten erklären will. Auch wenn dies damit zu tun haben kann, will es keiner hören. Ich würde es trotzdem begrüßen, wenn man ein paar Dinge in den Planungen ändern könnte. Ich fürchte aber, dass das nicht so einfach funktioniert.

SPORT1: Welchen Spieler erwarten Sie als letzten zurück und wann können Sie mit ihm rechnen?

Boldt: Das wird Chicharito sein, der erst am Donnerstag nach Leverkusen zurückkommt.

SPORT1: Das wird dann mit dem Spiel gegen Leipzig am Freitagabend aber schon knapp.

Boldt: Man kann überlegen, ob es ein Nachteil für einen Verein mit südamerikanischen Spielern ist, schon wieder am Freitag zu spielen. Die Spieler haben neben den Spielen auch jede Menge Flugkilometer in den Beinen. Eine Spielansetzung am Samstag ändert grundsätzlich auch nicht viel, da wir ja bereits am Dienstag wieder in der Champions League spielen - dann würde zwischen diesen beiden Terminen ein Tag fehlen.

SPORT1: Bald wird es in den Sommern gar keine Pausen mehr geben für einige Nationalspieler. 2017 steht der Confed Cup an, 2018 die WM, 2019 die Nations League, dann 2020 wieder eine EM.

Boldt: Den Confed Cup halte ich für völlig unnötig. Dieses Turnier braucht kein Mensch. Es gibt die WM und EM, respektive deren kontinentale Parallelturniere. Und das sollte dann auch reichen!