Hans-Joachim Watzke und Karl-Heinz Rummenigge Seite an Seite, ganz ohne Sticheln und die gewohnten Giftpfeilchen?
Kracher wird zum "heißen Tanz"
© SPORT1-Grafik: Eugen Zimmermann/Getty Images
Was in den letzten Jahren unmöglich schien, wurde vor dem Kracher zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am Samstag (ab 18 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) Realität.
"So wie Hans-Joachim Watzke und ich das derzeit handhaben, ist es für den deutschen Fußball fruchtbar und gut", klopfte sich Rummenigge im Doppel-Interview der Vereinsbosse in der Sport Bild förmlich selbst auf die Schulter.
Sein Dortmunder Pendant meinte: "Wir haben eine zu große Verantwortung für den deutschen Fußball, als dass wir uns permanent auch außerhalb des Rasens bekämpfen sollten."
Mit Betonung auf "außerhalb des Rasens".
"Es wird ein heißer Tanz"
Denn im Signal Iduna Park wird es am Wochenende sicherlich nicht ganz so moderat zugehen - das nette Gespräch der beiden Herren hin oder her.
"Es wird ein heißer Tanz, auf den man sich als Spieler auch freut. In Dortmund ist es nicht leicht zu gewinnen, deswegen ist dieses Spiel immer etwas Besonderes", sagte Thomas Müller nach dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien.
Die Länderspielpause hat den Blick auf den Klassiker etwas vernebelt, aber spätestens nach der Landung der Spieler am Mittwoch in Deutschland und der Rückkehr in ihre Klubs nimmt die Vorfreude deutlich Fahrt auf. Zumal, und das ist durchaus anders als in früheren Jahren, auf beiden Seiten das Gros der Spieler auch fit ist.
Gute Nachrichten für den BVB
Beim BVB haben sich Marcel Schmelzer und Marco Reus zurückgemeldet. Reus trainierte unter der Woche stark und drängte sich förmlich für einen Kaderplatz auf.
Selbst Sebastian Rode, der erst vor zwei Wochen am Blinddarm operiert wurde, wäre einsatzbereit. Dazu kehrten Matthias Ginter, Lukasz Piszczek und Raphael Guerreiro früher als gedacht von ihren Nationalmannschaften zurück.
Die Bayern hatten einige Schreckmomente zu überstehen: Kingsley Coman verletzte sich bei der französischen Nationalmannschaft und fällt definitiv länger aus. Arjen Robben hatte Glück, seine kleinere Blessur am Oberschenkel wird ihn wohl nicht von einem Einsatz in Dortmund abhalten.
Robert Lewandowski wurde bei Polens Spiel in Rumänien beinahe von einem Böller getroffen. "Zum Glück ist aber nichts passiert", sagte Lewandowski. Und auch Manuel Neuer, der den DFB-Trip wegen eines viralen Infekts verpasste, ist wieder fit.
Bayern bangen um Vidal
Wie genau es aber um Arturo Vidal steht, wird sich zeigen. Der Chilene hatte im WM-Qualifikationsspiel gegen Kolumbien einen Schlag auf den rechten Oberschenkel abbekommen, spielte aber dann gegen Uruguay trotzdem wieder von Beginn an. Obwohl Rummenigge im Vorfeld der Partie den chilenischen Verband noch an seine Sorgfaltspflicht erinnert hatte.
Es müsse gewährleistet sein, "dass die Gesundheit des Spielers an erster Stelle steht." Wie es für das Spiel in Dortmund mit einem Einsatz von Vidal aussieht, der dazu ja auch noch tausende Flugkilometer in den Beinen haben wird, dürfte sich erst am Freitag entscheiden.
Löw hat Wort gehalten
Immerhin wurde die Belastung der Dortmunder und Münchner bei der deutschen Nationalmannschaft homogen verteilt, hier konnten sich die Verantwortlichen beider Klubs auf Joachim Löw verlassen. "Von der Spielzeit war alles okay. Wir haben auch genügend Pausen bekommen. Dementsprechend: Alles im grünen Bereich für beide Vereine", sagte Müller zu SPORT1.
Dabei waren die drei Bayern-Spieler in der Summe sogar noch länger im Einsatz als die beiden Dortmunder: Mats Hummels (136 Minuten), Müller (150) und Joshua Kimmich (180) standen gegen San Marino und Italien länger auf dem Platz als Mario Götze (91) und Julian Weigl (70).
Trotzdem hat auch Hummels eine ähnliche Sicht der Dinge wie Teamkollege Müller. "Der Bundestrainer hat das wirklich sehr gut gemacht. Er hat definitiv Rücksicht genommen, so dass beide Mannschaften zufrieden sein können. Alle Spieler kehren gesund zu ihren Mannschaften zurück. Das ist ja mit das Wichtigste", sagte Hummels.
Und formulierte unfreiwillig auch noch einen kleinen Seitenhieb auf die vielen Kritiker der Länderspielpause und der angeblich übergroßen Belastung der Spieler.
"Es liegen ja jetzt auch noch drei Tage zwischen dem Länderspiel und dem Ligaspiel", meinte Hummels, "da darf man als Leistungssportler dann auch wieder fit sein".