Ein Verein wie der FC Bayern lebt von hehren Zielen. Es ist noch nicht lange her, da beschlossen die Bosse des Rekordmeisters, sich die deutsche Nationalmannschaft einzuverleiben.
Bayern hat ein Quoten-Problem
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Die DFB-Elf sollte, so hatten es sich die Macher an der Säbener Straße ausgemalt, eine Doublette des Ligaprimus werden. Im Kern dasselbe Personal, derselbe Spielstil, die gleiche Mentalität - die Nationalmannschaft sollte zum FC Deutschland mutieren. Uli Hoeneß höchstselbst ernannte sich in dieser Angelegenheit zum Chef de Mission.
Weniger Bayern beim DFB gesetzt
Stand 2016 ist das Klon-Projekt gescheitert. Bei der EM in Frankreich zählen fünf Bayern-Spieler zum deutschen Kader (Neuer, Müller, Boateng, Götze, Kimmich). Nur drei davon gelten wirklich als gesetzt (Neuer, Müller, Boateng). Seinen FC Deutschland hatte sich Hoeneß sicher anders vorgestellt.
Inzwischen hat der einstige Klub-Patron viel Zeit hinter Gittern verbracht. Und während seiner Abstinenz ist der FC Bayern von Hoeneß' Visionen abgerückt.
Seiner sportlichen Ziele wegen ist der Verein internationaler geworden. Hat Trainer von Weltformat geholt. Hat Spieler desselben Niveaus verpflichtet. Die Mannschaft trägt heute mehr Züge eines FC Spaniens.
FCB-Transfers haben Folgen
Die Personalpolitik der vergangenen Jahre hat Bayern nun ein Quoten-Problem beschert.
Nach den Regeln der Deutschen Fußball-Liga muss jeder Bundesligist zwölf deutsche Lizenzspieler unter Vertrag haben. Beim FCB stehen derzeit jedoch nur elf deutsche Profis im Kader. Darunter Mario Götze und Julian Green. Zwei Akteure, die der Verein lieber heute als morgen abgeben würde.
Können sich die Bayern das überhaupt leisten? "Keine Sorge", beschwichtigt der Technische Direktor Michael Reschke im kicker, "wir werden zwölf deutsche Lizenzspieler haben."
Torwart-Oldie Tom Starke, der Ersatz vom Ersatz, hat just bis 2017 verlängert. Den Youngstern Fabian Benko und Niklas Dorsch winkt dem Vernehmen nach der Aufstieg in den Profi-Kader - zumindest formal, auf ihrem Arbeitspapier. Ob sie jemals zum Einsatz kommen werden? Fraglich.
Um seinen Schein zu wahren, muss der FC Deutschland des Jahres 2016 mit Spielern aus der dritten Reihe bestückt werden. Selten sind Pläne des Uli Hoeneß derart im Sande verlaufen.