Das nächste Millionen-Minus droht, die stotternde Investorensuche wird zur Existenzfrage, die sportliche Situation ist laut Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer "unvorhersehbar und gefährlich".
Der Hamburger SV startet mit jeder Menge Sorgen in die Rückrunde der Bundesliga.
HSV-Lage "gefährlich und unvorhersehbar"
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"Wir müssen schnell besser werden, auf- und überholen", sagte Beiersdorfer bei der Mitgliederversammlung am Sonntag. Und zwar auf allen Ebenen.
Nach dem Rekord-Verlust von 16,9 Millionen Euro musste Beiersdorfer vor nur rund 300 Mitgliedern in Saal drei des Kongresszentrums Hamburg das nächste Minus ankündigen.
"Wir werden auch im aktuellen Geschäftsjahr ein negatives Ergebnis erzielen", sagte der 52-Jährige. Trotzdem sieht Beiersdorfer die Hanseaten auf dem Weg der Konsolidierung.
"Wir befinden uns nicht im Angstzustand. Wir gehen sorgsam mit unserem Geld um", sagte Beiersdorfer über die vor anderthalb Jahren gegründete HSV-Fußball-AG. Die wirtschaftliche Situation werde "schonungslos analysiert", entsprechende Maßnahmen sind eingeleitet: "Der HSV ist kreditfähig und kreditwürdig."
Angewiesen auf Hilfe von außen
Allerdings wies Aufsichtsrats-Chef Karl Gernandt daraufhin, dass der Bundesliga-Dino auf Hilfe von außen angewiesen ist. "Wir brauchen finanzstarke Partner. Alleine schaffen wir das nicht", sagte der Manager.
Es werde "unermüdlich" daran gearbeitet, "Partner und Investoren zu gewinnen". Allerdings verlaufe die Suche nicht so glatt wie erwartet - auch wegen der weltwirtschaftlichen Voraussetzungen und des angekratzten Images des Sports im Allgemeinen nach zahlreichen Skandalen.
Am Ende des Geschäftsjahres 2014/2015 erwirtschaftete der HSV einen Verlust von 16,9 Millionen Euro, "isoliert betrachtet nicht akzeptabel", sagte Gernandt. Wie hoch das nächste Minus voraussichtlich ausfällt, sagte Beiersdorfer nicht.
"Finanzielle Krise ist nicht ganz überwunden"
Klar scheint allerdings, dass der HSV im Sommer voraussichtlich zum sechsten Mal in Folge in den roten Zahlen landen wird. Alles nicht so schlimm, meinte Gernandt: "Die finanzielle Krise ist nicht ganz überwunden, aber wir haben die Sache im Griff."
Leidtragender der Finanz-Misere ist auch Bruno Labbadia. Der Trainer würde in der laufenden Transferperiode gerne noch einige Verstärkungen holen - zumal sich Relegationsheld Marcelo Diaz nach nur einem Jahr an der Elbe nach Spanien zu Celta Vigo verabschiedet hat und Offensivallrounder Zoltan Stieber vor dem Wechsel zum 1. FC Nürnberg steht.
"Wir haben Ideen und würden davon gerne einiges umsetzen, aber wir müssen sehen, was möglich ist und was Sinn macht", sagte Labbadia nach dem Ende des Trainingslagers in Belek.
Sorgen vor dem Start gegen Bayern
Die Eindrücke aus der Türkei lassen vor dem Rückrundenauftakt gegen Bayern München (Freitag, ab 20 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1 und im LIVETICKER) nichts Gutes erahnen. Die drei Testspiele des Tabellenzehnten gingen alle verloren, es gab immer wieder Verletzte im Training, besonders die malade Schulter von Top-Stürmer Pierre-Michel Lasogga bereitet Labbadia Sorgen.
"Unter den aktuellen Umständen wird die Rückrunde eine große Herausforderung für uns", sagte der 49-Jährige, der gerade seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat: "Angst habe ich nicht, aber es muss allen klar sein, dass wir immer am Limit arbeiten und mit totaler Geschlossenheit auftreten müssen."
Auch Beiersdorfer rechnet mit einer "schweren und kräftezehrenden" Rest-Saison: "Ich bin kein Träumer." Der Angriff auf Europa werde nicht ausgerufen, der Klubchef wünscht sich hingegen trotz aller Probleme und Nöte ein ruhige Rückrunde.
Die Hoffnungen liegen dabei auf Labbadia, der den HSV im Sommer vor dem Absturz in die 2. Liga gerettet hatte: "Er hasst Stillstand und ist jeden Tag hungrig auf Erfolg."