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Was die Bundesliga gegen die Kaufwut der Premier League tun kann

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Was die Bundesliga gegen die Kaufwut der Premier League tun kann

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Kaum Medizin gegen die Geldschwemme

Bereits 207 Millionen Euro sind aus England in diesem Sommer in die Bundesliga geflossen. Der Geld-Segen für die Klubs geht dabei oft zulasten überforderter Spieler.
Auch Heung-Min Son ist dem Ruf des Pfunds gefolgt und spielt jetzt in England
Auch Heung-Min Son ist dem Ruf des Pfunds gefolgt und spielt jetzt in England
© facebook.com/TottenhamHotspur

Vielleicht wird man in einigen Jahren ja wirklich an diesen Sommer denken und wehmütig zurückdenken an die guten, alten Zeiten, als die Premier League noch nicht allen anderen Ligen enteilt war.  

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Möglicherweise wird man sich an 2015 als das Jahr erinnern, als der Fußball auch den letzten Rest seiner Romantik verlor.

Vielleicht wird die erste Transferperiode der Saison 2015/2016 aber auch als jene in Erinnerung bleiben, in der die Freundschaft zwischen Hakan Calhanoglu und Heung-Min Son zerbrach.

Auch die direkt Beteiligten sind überfordert

Zugegeben, wirklich wahrscheinlich ist keines dieser drei Szenarien. Geld allein hat noch nie regelmäßig Tore und Titel gekauft. Seine Unschuld hat der professionelle Fußball schon vor Jahren verloren, und an den Zoff der Kumpel wegen Sons Wechsel von Leverkusen zu Tottenham Hotspur werden sich wohl nur Menschen mit dem Hang zu sehr abseitigem Fantum erinnern.

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Heute dient er aber noch als guter Beleg dafür, wie überfordert selbst manche direkt Beteiligten angesichts des überhitzten Transfermarkts und der Geldschwemme aus England sind. 

Die Zahlen sind ja auch schwindelerregend. Da zahlt der FC Liverpool 41 Millionen Euro für Roberto Firmino, Tottenham 30 Millionen für Son, Chelsea 25 Millionen für Augsburgs Rahman Baba, Manchester United 18 Millionen für den alternden Bastian Schweinsteiger, Leicester City immer noch elf Millionen für Shinji Okazaki an Mainz.

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207 Millionen aus England

Die Welt hat ausgerechnet, dass in dieser Transferperiode 207,3 Millionen Euro aus der Premier League in die Bundesliga geflossen sind - so viel in den vergangenen sieben Jahren zusammen. Da sind die bis zu 80 Millionen Euro, die Manchester City noch an Wolfsburg zahlen wird für Kevin De Bruyne aber schon eingerechnet.

Dazu kommen natürlich noch astronomische Gehälter. "Wenn es nur um die Kohle ginge, müsste jeder Bundesliga-Spieler in die Premier League übersiedeln", sagte Stefan Reinartz vor einigen Wochen – nach seinem Wechsel von Leverkusen nach Frankfurt.

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Natürlich taugen 20 Millionen Euro im Jahr dafür, dem Spieler den "Kopf zu verdrehen", wie Wolfsburgs Manager Klaus Allofs vergangene Woche über De Bruyne sagte. Natürlich sitzen Spieler seit jeher am längeren Hebel. Wenn ein deutlich besser dotiertes Angebot eines ähnlich oder sogar noch stärkeren Klubs auf den Tisch kommt und der Spieler weg will, haben die Klubs nur wenige Argumente.

Giftpfeile gegen Son perfide

Das war aber schon immer so. Verträge sind im Profifußball seit jeher vor allem Absichtserklärungen. Für beide Seiten, zumal: Wie oft werden Spieler aussortiert oder zum Abschied gedrängt?

Darum waren die Giftpfeile aus Leverkusen gegen Son unfair und ziemlich perfide?

"Er ist eigentlich ein super Spieler, der allerdings im Moment nicht gut beraten wird. Man hat sich dazu entschlossen, etwas zu machen, was nicht so schön war für uns als Mannschaft", sagte Coach Roger Schmidt. Als ob Spieler nur in Leverkusen super sein könnten und Leverkusen noch nie einer anderen Mannschaft einen Schlüsselspieler weggekauft hätte.

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Schmidt stempelte Son, der in Leverkusen bis zum letzten Tag seine Leistung gebracht hat, indirekt mit dem Label "raffgieriger Profi mit schlechten Beratern" ab. Zugegeben, Tottenham spielt diese Saison nur in der Europa League, doch Leverkusen qualifizierte sich auch erst am Mittwoch für die Königsklasse.

Calhanoglu haarsträubend

Noch haarsträubender klang das Nachplappern des Schlecht-Beraten-Mantras aus Calhanoglus Mund. Der Mittelfeldspieler hatte vor einem Jahr seinen Wechsel vom HSV nach Leverkusen sogar mit einem psychologischen Attest erzwungen.

"Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Jeder soll vor der eigenen Haustüre kehren. Da liegt sicherlich genug", sagte Son am Freitag zutreffend.

Klar, kein Trainer verliert gerne einen seiner Schlüsselspieler. Doch das Geld hat Leverkusen gerne genommen. Und so unvorbereitet wie Schmidt es am Mittwoch darstellte, dürfte den Klub Sons Abgang nicht getroffen haben.

Sportdirektor Rudi Völler hatte, wie es sich gehört, vorgesorgt. Während Son in London am Freitag seinen Vertrag unterschrieb, absolvierte fast zeitgleich Schmidts Lieblingsspieler Kevin Kampl seinen Medizincheck in Leverkusen. Elf Millionen Euro zahlt Leverkusen für Kampf, bleiben 19 Millionen Gewinn. Mit dem Rest könnte Bayer die fast elf Millionen Euro an den Ex-Sponsor Teldafax zurückzahlen, zu denen der Klub verurteilt wurde.

UEFA wird Wolfsburg in Ruhe lassen

Es mag sein, dass dieser Sommer den Fußball verändert hat. Doch das eigentlich Spannende ist doch: Was machen die Klubs mit den Millionen aus England?

Mainz hat den Großteil der Ablösesumme für Okazaki in Steine investiert. Augsburg holt weiter eher unbekannte Spieler und versucht, sie besser zu machen. Der FC Bayern findet seine Superstars neuerdings in der ukrainischen Liga.

Wolfsburg wird sich mit der Mond-Ablöse für De Bruyne für einige Transferperioden die UEFA vom Hals halten. Wer 80 Millionen Euro einnimmt, muss sich ums Financial Fairplay eine gewisse Zeit keine Sorgen machen.

KARIM BELLARABI
Karim Bellarabi
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Der Fußball-Transfermarkt 2015 - ALT

Die Manager haben längst erkannt, dass Jammern nichts bringt. Der Geldschwemme kann nur mit Kreativität begegnet werden. Die Bundesliga braucht noch bessere Jugendzentren, noch bessere Scouts, die auch in den abseitigeten Ligen nach künftigen Stars suchen und noch taktisch versiertere Trainer.

Und Calhanoglu? Bekommt, wenn er weiter so schöne Freistöße schießt, nächsten Sommer vielleicht auch ein Angebot aus England.