Peter Knäbel wirkt mitgenommen, als SPORT1 ihn am Montagnachmittag erreicht.
"Peter ist ein absoluter Bürokrat"
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Doch trotz des peinlichen Pokal-Aus des Hamburger SV und vor allem der unangenehmen Rucksack-Affäre gibt sich der Sportchef kämpferisch.
"Ich setze den Stahlhelm auf und die Polizei soll ermitteln, ich möchte, dass alles lückenlos aufgeklärt wird. Es ist ein laufendes Verfahren", sagte Knäbel.
Wichtige Dokumente entwendet
Dem 48-Jährigen wurden offenbar wichtige Dokumente entwendet, ohne dass er es bemerkt hatte. Eine Altenpflegerin fand im Hamburger Jenischpark verstreute Dokumente:
Listen der Gehälter und Prämien der Spieler des Hamburger SV, von Trainer Bruno Labbadia und von Betreuern des Vereins.
Außerdem lagen Vertragsvereinbarungen mit Neuzugang Emir Spahic herum, Scouting-Reports und interner Schriftverkehr.
Entsprechend groß ist der Wirbel nun in der Hansestadt und darüber hinaus.
HSV spricht Knäbel das Vetrauen aus
Immerhin stellte sich der Verein am Abend hinter den Sportdirektor.
"Peter Knäbel genießt das Vertrauen des HSV und wird seine Funktion als Direktor Profifußball weiter ausüben", stellte der Klub auf seiner Homepage klar, fügte aber an: "Der Vorstand wird eine unabhängige Aufklärung der Vorgänge beauftragen."
Nachdem Knäbel "bekanntermaßen Strafanzeige gegen unbekannt gestellt" habe, werde man sich zum laufenden Verfahren nicht weiter äußern, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme.
Von Heesen stärkt Knäbel den Rücken
Auch Thomas von Heesen, ehemaliger HSV-Star und bis Ende Februar Aufsichtsrat beim Bundesliga-Dino, hat sich seine Gedanken über die unangenehmen Geschichte seines Freundes gemacht.
"Das ist natürlich nicht schön, wenn so etwas gefunden wird. Noch schlimmer wäre es aber, wenn Personen irgendwelche Papierchen kopieren und die dann veröffentlichen würden", sagte der 53-Jährige im Gespräch mit SPORT1.
Doch von Heesen verteidigt Knäbel: "Ich kenne Peter sehr gut und weiß, dass er ein pflichtbewusster Mensch ist. Er ist in all dem, was er macht, sehr korrekt."
Es sei natürlich "eine sehr unglückliche Geschichte für ihn", gleichzeitig wundert er sich allerdings über die zahlreichen verloren gegangenen Dokumente:
"Peter ist ein absoluter Bürokrat, der eigentlich alles immer in seinem iPad hat und nicht in Papierform. Wenn wir uns getroffen haben, hatte er alles immer nur digital zur Hand, sei es Verträge oder sonstige Unterlagen", meinte er.
"Mich hat das sehr gewundert, dass das in dem Ausmaß passiert ist, dass so viel Papier zusammen geballt unterwegs war. Wenn es nicht so schlimm wäre, wäre es schon wieder witzig."
"Glaube nicht, dass es Konsequenzen geben wird"
Den Rufen nach Konsequenzen für den bislang nicht besonders glücklich agierenden Direktor Profifußball will sich von Heesen nicht anschließen.
"Im Aufsichtsrat sind alles sehr vernünftige Leute, die jetzt sicher nicht gleich den Stab über Peter brechen, sondern das mit ihm besprechen werden und eine Lösung finden, die nicht darin mündet, dass es personelle Konsequenzen geben wird."
Auch HSV-Coach Bruno Labbadia will den Vorfall nicht überbewerten und meinte nur: "Ist halt passiert. Wir stehen auch da zusammen."
Der Verein hat mittlerweile Strafanzeige gestellt und versucht ansonsten das Thema möglichst schnell zu verdrängen. Doch so schnell dürfte die Geschichte nicht zu den Akten gelegt werden. Dafür sind noch zu viele Dinge unklar.