Der Neuanfang beim VfB Stuttgart trägt klar schwäbische Züge. Nach zwei Katastrophenjahren im Tabellenkeller will der fünfmalige Deutsche Meister mit Trainer Alexander Zorniger zurück zu "höggschden" Zielen.
Mit Schwabenpower und frischem Blut
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Der 47-Jährige präsentierte sich am Montag zum Trainingsstart als geradliniger Coach mit Visionen - und mit viel Lokalkolorit (Zornigers Vorstellung zum Nachlesen).
Es sei Anspruch des Vereins, "dass mir uns da koine Gedanke mache", sagte Zorniger über ein mögliches weiteres Jahr Abstiegskampf. Stattdessen will der Mann, der aus Mutlangen auf der Ostalb stammt, mit seinem "Projekt Schwabenpower" (Stuttgarter Zeitung) nach einem Konsolidierungsjahr oben angreifen.
Zorniger fordert das Maximum
"Es wird zur Sache gehen. Es ist immer das Wichtigste, sein Maximum zu erreichen. Daran orientiere ich mich", sagte Zorniger, der als Nachfolger von Huub Stevens bis 2018 unterschrieb.
Der Auftrag für Zorniger und Assistent Andre Trulsen ist klar: Sie sollen dem Team endlich ein echtes Profil geben, ein klares Spielkonzept herausbilden und auf die Jugend setzen. Im Mittelpunkt steht Zornigers Spielidee vom Hochgeschwindigkeitsfußball mit blitzschnellem Umschalten.
"Mentalität, Emotionalität, Aktivität", nannte Sportvorstand Robin Dutt als Komponenten dieses offensiven, von Teamgedanken und Leidenschaft geprägten Ansatzes. "Er ist da ganz nahe an dem, was wir uns vorstellen", meinte Dutt.
Langerak und Kliment kommen
Auf die Mannschaft trifft das aber (noch) nicht zu. Nach den Verpflichtungen von Przemyslaw Tyton (Tor/PSV Eindhoven), Philip Heise (Abwehr/1. FC Heidenheim) und Lukas Rupp (Mittelfeld/SC Paderborn) gab der VfB deshalb am Montag zwei weitere Zugänge bekannt:Torwart Mitchell Langerak (26/Borussia Dortmund) kommt bis 2018, der tschechische U21-Nationalspieler Jan Kliment (21/Mittelfeld/Vysocina Jihlava) bis 2019.
Keeper Thorsten Kirschbaum wird den VfB dagegen wie zuvor Sven Ulreich (Bayern München) verlassen und zum 1. FC Nürnberg wechseln. Und Dutt kündigte an: "Es wird sicher noch das ein oder andere passieren, aber ohne Hektik."
Freund klarer Regeln
Zorniger will "nicht mit 28 oder 29 Spielern" in die Saison gehen. Die Profis, prophezeite er für seine erste Einheit am Abend, "werden mich kennenlernen. Aber das ist keine Drohung, das ist eine Hoffnung." Es klang aber anders.
Der Coach ist ein Freund klarer Regeln und hat bei seinem letzten Klub RB Leipzig in der 2. Liga Kopfhörer oder Smartphones im Team-Umfeld verboten. Bei Zorniger sei der Name Programm, sagen Menschen, die ihn gut kennen. In Leipzig stürzte er über sein zuletzt belastetes Verhältnis zum ehemaligen Mentor Ralf Rangnick.
Dutt schätzt Zorniger als "akribisch, geradlinig und fleißig". Mit diesen Eigenschaften hat sich der Trainer ohne Profierfahrung von der Verbands- zur Bundesliga hochgearbeitet - eine beeindruckende Erfolgsstory.
Diese will er am Neckar weiterschreiben. Mit Kapitän Christian Gentner, der im Amt bleibt, wie Zorniger betonte. Mit "klarer Zentrumsorientierung" in einem 4-3-1-2- oder 4-4-2-System. Und mit Vollgas vom ersten Tag an. "Erster Spieltag - dann geht's ab", sagte Zorniger, nicht erst in den letzten drei Spielen wie letztes Jahr".