Die Sieger bildeten Sekunden nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen einen Kreis.
Mit Kampfgeist aus dem Keller
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Nach einer kurzen Ansprache von Coach Andre Breitenreiter feierten die Profis des SC Paderborn völlig entfesselt den ersehnten Befreiungsschlag nach einer Serie von zehn Spielen ohne Dreier.
Dabei war es gerade für den Trainer ein ganz besonderer Sonntag.
Im Kampf um den Klassenerhalt gelang dem gebürtigen Langenhagener mit seiner Mannschaft ausgerechnet in seiner alten Heimat das wichtige 2:1 (0:0) gegen Hannover 96. (Datencenter: Ergebnisse und Spielplan)
"Großartige Moral"
"Es war klar, dass wir dringend ein Erfolgserlebnis brauchen. Nach dem 0:0 in Köln wollten wir den nächsten Schritt machen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie eine großartige Moral hat", sagte der Coach, der seinen Lebensmittelpunkt noch immer in der niedersächsischen Landeshauptstadt hat.
Für den Bundesliga-Neuling, der zuletzt vor drei Monaten gewonnen hatte, war es ein Big Point im Kampf um den Klassenerhalt. Nach gut einer Stunde war der fünfte Saisonerfolg für die Ostwestfalen allerdings nicht in Sicht.
Ganz im Gegenteil, denn erst vergab Süleyman Koc nach einem Konter die Großchance zur Führung, bevor der aufgerückte Marcelo die Niedersachsen auch noch im direkten Gegenzug in Front brachte (66.). Alles schien in diesem Moment gegen den Aufsteiger zu sprechen.
Lob für Joker Lakic
Dass der Jubel der Hausherren dennoch nur sechs Minuten anhielt, war schlussendlich auch Breitenreiters glücklichem Händchen zu verdanken.
Nachdem der SCP zuletzt 491 Minuten ohne Torerfolg geblieben war, nickte der erst drei Minuten zuvor eingewechselte Srdjan Lakic zum Ausgleich ein (72.) - es war der erste Treffer des Wintereinkaufs für seinen neuen Arbeitgeber. (Die Highlights zum Nachhören auf SPORT1.fm)
Für seine enorme Kopfballstärke erhielt der vom 1. FC Kaiserslautern verpflichtete Kroate anschließend ein Sonderlob: "Wir schlagen die viertmeisten Flanken in der Liga, haben in der Hinrunde aber kein Tor daraus erzielt. Srdjan Lakic gibt uns Qualität in der Box", sagte Breitenreiter zu Sky.
Hannover im Tal der Tränen
Während Paderborn nach dem umjubelten Freistoßtreffer von Kunstschütze Alban Meha (79.) durchatmen durfte und schnell wieder zum "Partyborn" der Hinrunde wurde, machte sich bei den Hannoveranern Katerstimmung breit.
Schließlich ist der zur Winterpause noch durchaus komfortable Vorsprung zur Abstiegszone nach nun fünf Spielen ohne Sieg gefährlich geschmolzen. (Datencenter: Tabelle)
"Das ist eine Riesenenttäuschung für uns. Es ist nicht zu erklären, dass wir das nach dem 1:0 nicht zu Ende gespielt haben. Die Lage ist nun ernst, aber das haben wir selbst zu verantworten", sagte Nationalkeeper Ron-Robert Zieler zu Sky.
"Bitteres Gefühl"
Auch Sportdirektor Dirk Dufner zeigte sich nach dem Abpfiff ziemlich zerknirscht: "Wir hatten heute nicht die Mittel, um dagegenzuhalten. Das hinterlässt schon ein bitteres Gefühl."
Für den 46-Jährigen ist die Marschroute für die kommenden Wochen deshalb klar: "Wir sind jetzt in einer schwierigen Situation und orientieren uns nach unten. Wir müssen alles tun, um schnellstmöglich wieder Abstand nach unten zu gewinnen", erklärte er mit Blick auf die nächsten Begegnungen.
Mit dem 1. FC Köln und dem VfB Stuttgart warten zunächst zwei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, ehe es für 96 danach gegen die Topteams FC Bayern und Borussia Mönchengladbach geht.
Die große Wende durch einen mit eisernem Willen erzwungenen Sieg, wie ihn der SCP gerade bejubelt, braucht 96 jetzt dringender denn je.